In der Archäologischen Zone am Rathausplatz in Köln wurden bisher über 250.000 Funde aus 2000 Jahren Stadtgeschichte ausgegraben. Darunter auch einige wissenschaftliche Glanzlichter mit hoher internationaler Bedeutung.
In Bezug auf neuerlich in Medien geäußerte Kritikpunkte stellt die Projektleitung klar, dass Grabungsmethodik, Architekturplanung, Ausstellungskonzeption und wissenschaftliches Vorgehen dabei hohen internationalen Standards entsprechen.
Seit knapp fünf Jahren werden bei den Grabungen der Archäologischen Zone laufend neue Funde zutage gebracht. Ein hochqualifiziertes Team, bestehend aus Wissenschaftlern, Technikern und studentischem Hilfspersonal, bringt regelmäßig bedeutende Funde zutage, die in dieser Qualität mit fremden Firmen nicht zu erreichen wäre.
Die international anerkannte Grabungsmethodik wurde von Experten des internationalen Kolloquiums und vom wissenschaftlichen Beirat im Juli 2011 lobend hervorgehoben. Max Polonovski, Beauftragter des französischen Kultusministeriums, wichtigster Kenner und Bewahrer des jüdischen Kulturerbes in Frankreich und Direktor des Musée des Plan-reliefs in Paris: „Die Quantität der Funde in Köln ist unvergleichbar in Europa und die Ausgrabung steht in globalem Interesse. Andere Ausgrabungen können und sollen von der Kölner Ausgrabung profitieren. Die hier angewendeten neuen Methoden sind ein guter Weg, Archäologie zu betreiben.“ Auch Prof. Samuel Gruber, Archäologe und Bauhistoriker, Präsident des International Survey of Jewish Monuments, Gründungdirektor des Jewish Heritage Council of World Monuments und Professor an der Syracuse University in New York meinte dazu: „Was die Archäologen hier in Köln in akribischer Kleinstarbeit leisten, ist Archäologie vom Feinsten.“
Der wissenschaftliche Beirat der archäologischen Zone – dem hochkarätige Fachleute angehören wie zum Beispiel Prof. Rudolf Schieffer (Präsident der Monumenta Germaniae Historica), Prof. Johannes Heil (Prorektor der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg), Prof. Alfried Wieczorek (Präsident des Süd- und Westdeutschen Verbandes für Altertumskunde und Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim) – zeigte sich im Anschluss an das Kolloquium hochzufrieden, sowohl mit den Grabungsergebnissen als auch mit der Grabungsmethode.
Interdisziplinäre Vorgehensweise eröffnet neue Einblicke
Zu der an in Medien geäußerten Kritik bei dem Projekt ist festzuhalten, dass die Projektleitung von internationaler wissenschaftlicher Seite aufgrund ihres interdisziplinären Vorgehens sehr geschätzt wird. Die Besonderheit der Kölner Grabung ist, dass von Anfang an interdisziplinär mit Experten aus der Region wie Historikern, Judaisten, Naturwissenschaftlern, Geologen, Kunsthistorikern, und Seismologen zusammengearbeitet wird.
Zahlreiche großartige Ergebnisse der Grabungen belegen das. So konnten beispielsweise Aufsehen erregende Funde auf dem Gebiet der Archäzoologie gemacht werden. Tierknochen, die am Rathausplatz gefunden wurden, weisen beispielsweise auf eine eindeutig koschere Küche jüdischen mittelalterlichen Haushalten hin. Diese Belege helfen den Archäologen dabei, ein Haus jüdischen Bewohnern zuzuordnen, wenn die Quellenlage nicht ausreichend ist.
Ein besonders aufsehenerregender Fundkomplex sind auch die über 150 Schriftzeugnisse auf Schiefertäfelchen in Hebräisch und Mittelhochdeutsch, die in der Archäologischen Zone gefunden wurden. Prof. Dr. Elisabeth Hollender und Prof. Erika Timm, die Doyenne der deutschen Jiddistik, haben die Besonderheit der Funde erst jüngst, in der Sprachwissenschaftlichen Tagung in Trier im September hervorgehoben. Nur dank der akribischen Ausgrabungsweise wurden die Schrifttäfelchen gefunden.
Einer der führenden Experten für mittelalterliche Goldschmiedekunst, Dr. Lothar Lambacher, Stv. Dir. des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin, zum Sensationsfund, einem hochmittelalterlichen Ohrrings aus Köln: „Ich bezeichne es als Jahrhundertfund. Der Kölner Ohrring zählt neben drei Vergleichsobjekten zu den einzigen existierenden Exemplaren dieser Gattung weltweit.“
Belege für die älteste Synagoge nördlich der Alpen
Die spätantike jüdische Gemeinde in Köln ist durch eine Quelle belegt: Professor Ernst Baltrusch, vom Institut für Alte Geschichte der Freien Universität Berlin, führte beim internationalen Symposion im Juli 2011 in Köln aus, dass mit dem Privileg Kaiser Konstantins von 321, Köln der einzige Ort nördlich der Alpen ist, in dem eine jüdische Gemeinde in der Antike sicher belegt ist. Ernst Baltrusch ist, durch zahlreiche Forschungsarbeiten, ausgewiesener Fachmann. Unter anderem durch das Standardwerk „Die Juden im Römischen Reich“ sowie durch Aufsätze, die sich speziell mit Köln befassen.
Durch diese Aussage ist es naheliegend, aufgrund dieser Quelle nach einer spätantiken Synagoge an dem Ort zu suchen. Für die Frühzeit (Spätantike und frühes Mittelalter) haben wir bis jetzt nur Hypothesen, aber sehr gut begründete Hypothesen. Denn es gibt Befunde, die für eine kontinuierliche Nutzung an dem Ort sprechen. Es ist daher von der Projektleitung die vorsichtig begründete, befundgestützte Vermutung im Kolloquium dargelegt worden, dass es eine Kontinuität geben könnte. Ab der Karolingerzeit (8. Jahrhundert), das ist von internationaler wissenschaftlicher Seite unwidersprochen anerkannt, gibt es an diesem Ort eine Synagoge. Die damit immer noch die älteste nachgewiesene Synagoge nördlich der Alpen ist.
Das Ausstellungskonzept und der geplante Museumsbau
Das Ausstellungskonzept liegt publiziert vor. Eine Detailkonzeption wird erst 2014, nach Abschluss der Grabungen, vorliegen. Eine abschließende wissenschaftliche Publikation über die Grabungsergebnisse wird danach noch geraume Zeit in Anspruch nehmen.
Autor: Redaktion/ Stadt Köln/ Ähzebär un Ko e.V.