Die kalte Jahreszeit setzt Dächern und Fassaden stark zu. Das Problem ist nicht so sehr die Kälte – neben Stürmen bringt vor allem die Nässe Gefahren für das Haus mit sich, wie Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren e.V. (VPB) in Berlin betont.
“Man sollte jetzt mit offenen Augen ums Haus herumgehen und schauen, welche Schäden der Winter angerichtet hat: Sind irgendwo Risse und feuchte Stellen? Hat sich etwas verschoben oder verbogen – oder sind Dinge aufgefroren?”. Auch von innen sollte man sein Haus gründlich checken, rät Eva Reinhold-Postina, vor allem Dachstuhl und Keller einer genauen Inspektion unterziehen: Schäden offenbaren sich oft durch feuchte Stellen.”
Jetzt ist die Zeit für Reparaturen günstig
Mit einem einmaligen Frühjahrscheck sei es allerdings nicht getan, betont die Expertin: “Ein Hausbesitzer muss seine Immobilie immer im Auge behalten. Man sollte jede Woche seine Runde drehen und natürlich nach jedem extremen Wetter.” Aber jetzt, nach den ersten Schmelzphasen, sei eine gute Zeit für eine gründliche Überprüfung. Und auch für fällige Reparaturen sei der Termin jetzt günstig: “Bei Frost kann man wenig machen, aber sobald der weg ist, kann es losgehen. Und vor Beginn der Neubauphase ist es viel einfacher, Handwerker für kleinere Arbeiten zu bekommen.”
Vor allem Nässeschäden sollte man nicht auf die lange Bank schieben, rät die Diplom-Ingenieurin: “Die werden immer schlimmer, je länger man wartet. Und Feuchtigkeit führt häufig auch zu Schimmel.”
Dächer leiden besonders
Das gelte besonders fürs Dach, denn hier könne die Nässe in die Dämmung einsickern. Nass gewordenes Dämmmaterial verliere aber nicht nur seine Dämmwirkung, sondern sei auch extrem schimmelgefährdet: “Wenn man schnell reagiert, kommt man oft damit davon, dass man das feucht gewordene Teil ersetzt. Wenn die Umgebung erstmal mit angegammelt ist, ist eine größere Sanierung fällig.”
Während geneigte Dächer am besten von einem Fachbetrieb überprüft werden sollten, könne man beim Flachdach die Überprüfung auch selbst erledigen. Wichtig sei vor allem, wie schon im Herbst noch einmal zu schauen, dass die Abläufe frei seien, und gegebenenfalls letztes Herbstlaub oder auch ausgebrannte Neujahrsraketen zu entfernen: “Wichtig ist, dass sich kein Wasser stauen kann. Kann Wasser nicht durch die Abläufe abfließen, findet es einen anderen Weg, und der führt dann unter Umständen ins Haus. Außerdem können durch das Wasser auf dem Dach Materialien auffrieren.” Schäden am Flachdach erkenne man meist erst dann, wenn sie von innen sichtbar würden. Und dann werde es teuer.
Wichtig sei die regelmäßige Überprüfung der Immobilie aber nicht nur, um finanzielle Schäden gering zu halten, sondern auch aus Haftungsgründen: “Der Hausbesitzer ist für jede Gefahr haftbar, die von seinem Besitz ausgeht. Bei Sturmschäden müssen Sie im Zweifelsfall die regelmäßige Kontrolle Ihres Daches oder anderer Gebäudeteile durch einen Fachmann nachweisen können”, warnt Reinhold-Postina.
Nässe schadet der Fassade
Auch für die Fassade ist Nässe ein Risiko, erläutert Roland Falk, Leiter des Kompetenzzentrums im Fachverband der Stuckateure in Stuttgart: “Wenn die Feuchtigkeit gefriert, kann es sein, dass der Putz abplatzt.” Auch er empfiehlt einen Rundgang ums Haus, bei mehrstöckigen Gebäuden könne man ein Fernglas zu Hilfe nehmen. Außerdem sei ein prüfender Blick aus den Fenstern zu empfehlen. Die Umgebung der Fenster sollte man sowieso genauestens in Augenschein nehmen: “Das dauerelastische Kittmaterial, das für die Abrisse zwischen Mauerwerk und Anschlüssen wie Fensterbänken und Rollladenkästen verwendet wird, ist leider nicht so dauerelastisch, wie man sich das wünschen würde. Diese Fugen tragen nicht umsonst den Namen Wartungsfugen”, sagt der Fachmann. Besonders problematisch sei es, wenn Metall auf Stein stoße: “Unterschiedliche Materialien dehnen sich bei Temperaturveränderungen unterschiedlich aus, und dabei kann es zu Rissen kommen. Besonders im Winter, wo die Temperaturen zwischen Frost und Sonneneinstrahlung stark schwanken können.” Er empfiehlt, mit entsprechenden Dichtbändern und Dehnfugenprofilen zu arbeiten.
Ein reines Schönheitsproblem dagegen sei der grüne Algenbefall, der sich oft an Fassaden zeigt: “Die Algen greifen den Putz nicht an.” Man könne sie einfach wegputzen, entweder mit einem Schrubber oder mit einem Hochdruckreiniger. Hier sei allerdings darauf zu achten, dass man nicht mit zu viel Druck arbeite und die Fassade dadurch beschädige.
Die Frühjahrssonne hilft
Feucht gewordene Außenmauern seien allerdings kein Grund zur Sorge, sagt Roland Falk. “Die Fassaden trocknen meist von selbst wieder aus.” Wichtig sei allerdings, die Risse schnellstmöglich zu verschließen, um das Eindringen weiterer Feuchtigkeit zu verhindern.
Autor: Redaktion/ dapd