Lust auf ein saftiges Schnitzel oder Chicken Nuggets? Der Hunger darauf nimmt nicht ab, doch womit er gestillt wird, ändert sich in jüngster Zeit enorm. Das vermeldet die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt und verweist dazu auf Studien deutscher und internationaler Marktforschungs-Institute.
Demzufolge werden Fleisch- und Wurstprodukte immer weniger nachgefragt, was neben den Anhängern von veganer und vegetarischer Ernährung insbesondere auf die steigende Zahl der „Flexitarier“ in Deutschland zurückzuführen ist.
Allein in den letzten fünf Jahren hat sich der Umsatz von pflanzlichen Brotaufstrichen und Fleischalternativen auf 213 Mio. Euro verdoppelt, in den ersten drei Monaten dieses Jahres legte er um 27 Prozent zu. Gleichzeitig ging die Nachfrage nach Wurst um acht und die nach Fleisch um beinahe neun Prozent zurück. Mehr als elf Mio. Verbraucher entschieden sich 2014 für eine fleischlose Alternative. Diese Entwicklung hin zu mehr tierleidfreier Ernährung wird vor allem von jungen Menschen vorangetrieben. Als Vegetarier bezeichnen sich inzwischen immerhin 15 Prozent der 16- bis 24-Jährigen, wie die aktuelle Mintel-Studie zeigt. Unter ihnen sind auch die meisten Intensivkäufer von Veggie-Produkten zu finden, nämlich 34 Prozent. Doch der Trend ist beileibe keine Jugendbewegung. Zwar stieg die Zahl der „grünen“ Käufer in der Altersgruppe bis 40 Jahre am deutlichsten, doch auch in den älteren Generationen ist das Interesse laut GfK-Consumer Index konstant groß.
„Die Entwicklung zeigt, dass eine tierleidfreie, nachhaltige und gesunde Ernährung nicht länger ein Nischendasein führt, sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist“, so Mahi Klosterhalfen, Geschäftsführer der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt.
Unterschiedlich sind allerdings die Beweggründe, sich für einen veganen bzw. vegetarischen Lebensstil oder schlicht für weniger Fleischkonsum zu entscheiden, wie die Studie ermittelt hat. Während es bei den Jüngeren vor allem ethische Überzeugungen und ökologische Bedenken sind, die zum Tofu-Schnitzel greifen lassen, stehen bei Menschen über 40 Jahren gesundheitliche Aspekte im Vordergrund. Damit zusammen hängt auch die praktische Umsetzung von Ernährungsgewohnheiten. Der reduzierte Fleischkonsum – und wenn es mal Fleisch sein muss, dann in teurerer Bio-Qualität – entspringt häufig dem Wunsch nach einem gesünderen Lebensstil. Zwar mag eine solche flexitarische Ernährung unter Veganern und Vegetariern als inkonsequent gelten, doch Klosterhalfen rät zu Gelassenheit: „Vielfach führen diese ersten Schritte zu einer weiteren positiven Umstellung der Ess- und Lebensgewohnheiten.“
Auf die veränderte Nachfrage reagieren auch Hersteller und Einzelhandel. Bei den marktführenden Fleisch- und Wurstproduzenten laufen zunehmend auch fleischfreie Produktlinien vom Band und bei Vollsortimentern und Discountern werden die Regale frei geräumt für vegetarische und vegane Lyoner oder Frikadellen. Vorbei sind die Zeiten, in denen eine kleine, eingeschworene Veggie-Community ihre Lebensmittel im teuren Fachhandel bei wenig Auswahl erwerben musste. Heute werden Überzeugte und Interessierte in jedem Supermarkt fündig. Mit Aktionen wie der Vegan Taste Week unterstützt die Albert-Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt bei den ersten Schritten hin zu einer tierleidfreien Ernährungsweise und macht aufmerksam auf eine Lebensmittelvielfalt ganz ohne Tier.