Pünktlich um 11.11 Uhr beginnt am Altweiber-Donnerstag vor allem im Rheinland der Straßenkarneval. Bis Aschermittwoch werden Hunderttausende Menschen auf den Straßen und in den Kneipen schunkeln, singen und tanzen. Dabei müssen sie sich auf frostige Temperaturen einstellen. Für die Polizisten bedeuten die tollen Tage vor allem Großeinsatz.
Mit dem symbolischen Sturm auf die Rathäuser eröffnen die Frauen an Altweiber den närrischen Ausnahmezustand: Nicht nur in Düsseldorf und Köln, Aachen und Bonn, auch in anderen Städten an Rhein und Ruhr und in Westfalen müssen sich die Kommunalpolitiker für sechs Tage dem Kommando der Narren unterwerfen.
In Unna findet an Altweiber der kleinste Karneval der Welt statt: Der 76-jährige Helmut Scherer zieht alleine mit seinem Bollerwagen durch die Straßen. Mehr als eine Million Menschen werden dagegen bei den Rosenmontagsumzügen in Köln und Düsseldorf erwartet, den Höhepunkten der fünften Jahreszeit.
Doch die Jecken werden sich unter ihren kunterbunten Kostümen warm anziehen müssen. Der Deutsche Wetterdienst sagt für die tollen Tage Dauerfrost und gelegentlichen Schneefall voraus.
Für Ordnung im närrischen Treiben sorgen in den kommenden Tagen Tausende Polizisten und Ordnungsamt-Mitarbeiter. «Die Karnevalstage sind Großkampftage», sagte eine Kölner Polizeisprecherin. Nach den vermehrten Klagen über aggressives Verhalten betrunkener Jecken im vergangenen Jahr werde man diesmal in «größerer Stärke» patrouillieren, ergänzte die Sprecherin des Kölner Ordnungsamtes, Katja Nieters.
Die Einsatzstreifen werden in den Menschenmassen zudem verstärkt Ausschau halten nach Kindern und Jugendlichen, die Alkohol konsumieren. Unter-16-Jährige dürfen laut Jugendschutzgesetz überhaupt keinen Alkohol trinken, Unter-18-Jährige nur Bier, Wein und Sekt, nicht aber Hochprozentiges. «Wir werden konsequent vorgehen», heißt es bei der Polizei.
Mit Hilfe von Teststreifen werden die Einsatzkräfte prüfen, ob Minderjährige Alkohol in Limoflaschen bei sich haben, wie Volker Paulat, Sprecher des Düsseldorfer Ordnungsamtes, sagte. Sei dies der Fall, müssten die Flaschen ausgeschüttet werden. In besonderen Fällen würden die Kinder den Eltern übergeben oder sogar das Jugendamt eingeschaltet.
Auch Kioske und Kneipen werden kontrolliert. Wer Alkohol an Minderjährige verkaufe, riskiere ein Bußgeld in dreistelliger Höhe, im Wiederholungsfalle drohe sogar der Verlust der Konzession, sagt Elke Palm von der Stadt Bonn.
Außerdem will die Polizei engmaschige Straßenkontrollen durchführen, um alkoholisierte Autofahrer aus dem Verkehr zu ziehen. Die Bonner Polizei warnt: «Wir kennen auch die Schleichwege.» Die Landesverkehrswacht rät, wer feiert, sollte auf Bus und Bahn umsteigen. Außer auf Alkoholsünder, Raufbolde und Randalierer haben die Einsatzkräfte es obendrein auf Wildpinkler abgesehen. Wer sein Geschäft an Hauswänden oder im Gebüsch verrichtet, muss ein Bußgeld zwischen 25 und 35 Euro berappen.
Ein Auge werden die Ordnungshüter zudem auf mitgeführte Glasflaschen werfen. Das Düsseldorfer Ordnungsamt macht darauf aufmerksam, dass der Missbrauch von Glasgefäßen als Wurfgeschoss oder sonstiger mutwilliger Glasbruch mit Bußgeldern nicht unter 100 Euro geahndet werde. Köln hingegen verhängte in den Karnevalszonen ein Glasverbot, das am Mittwoch vom Oberverwaltungsgericht bestätigt wurde.
Nicht kümmern müssen sich die Beamten um das Rauchverbot. Während der tollen Tage dürfen die Jecken rauchen, wo sie wollen.