Gesunde Mitarbeiter kosten Geld – kranke ein Vermögen

Wer krank ist, sollte im Bett bleiben und sich richtig auskurieren. Doch ein Großteil der Arbeitnehmer geht dennoch zur Arbeit. / copyright: PeJo - Fotolia.com
Wer krank ist, sollte im Bett bleiben und sich richtig auskurieren. Doch ein Großteil der Arbeitnehmer geht dennoch zur Arbeit.
copyright: PeJo – Fotolia.com

Noch immer gilt ein niedriger Krankenstand in den meisten Betrieben als Indikator für eine gesunde und produktive Belegschaft. Das ist aber ein großer Irrtum. Mehr und mehr Arbeitnehmer arbeiten trotz gesundheitlicher Beschwerden. Allerdings sind sie in diesem Zustand nicht sonderlich produktiv und leistungsfähig.

Eine Studie der
Strategieberatung Booz & Company aus dem Jahr 2011 bestätigt, dass
die krankheitsbedingten Kosten für Unternehmen nur zu einem Drittel
durch Fehlzeiten und zu zwei Drittel durch Präsentismus entstehen. Die
TÜV SÜD-Experten wissen, warum Mitarbeiter krank zur Arbeit gehen,
welche Folgen das haben kann und wie Arbeitgeber dem entgegenwirken
können.

Wer krank ist, sollte im Bett bleiben und sich richtig auskurieren. Doch
ein Großteil der Arbeitnehmer – 57 Prozent laut dem Stressreport
Deutschland 2012
der baua – geht dennoch zur Arbeit. Die Gründe dafür
sind vielfältig: Neben der Sorge, dass die Arbeit sonst liegen bleibt,
rangieren die Angst um den Arbeitsplatz und der Wunsch, Ärger mit den
Kollegen zu vermeiden, auf den ersten Plätzen. Vor allem Menschen, die
chronisch oder psychisch erkrankt sind, neigen zu Präsentismus. Sie
fürchten, dass die häufigen Ausfallzeiten beziehungsweise die mangelnde
Nachvollziehbarkeit der Krankheit für Kollegen und Vorgesetzte negative
Auswirkungen haben.

Präsentismus kann zu Arbeitsunfähigkeit führen

Doch die Folgen von Präsentismus sind nicht zu unterschätzen: Mangelnde
Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, größere Fehleranfälligkeit und
höheres Risiko für Arbeitsunfälle führen zu Produktivitätsverlusten. Bei
Infektionen können sich Kollegen anstecken, die dann ebenfalls
ausfallen. Außerdem fehlen viele Arbeitnehmer, die zu Präsentismus
neigen, zu einem späteren Zeitpunkt deutlich länger, da sie die
Krankheit verschleppt haben. Dies kann sogar zu einer dauerhaften
Arbeitsunfähigkeit führen. Daher sind die Kosten durch Präsentismus
wesentlich höher als die durch krankheitsbedingte Fehlzeiten.

“Präsentismus ist jedoch nicht gleich Präsentismus”, erklärt
Diplom-Psychologin Kerstin Reviol, Leiterin der Arbeitspsychologie bei
der TÜV SÜD Life Service GmbH. “Bei einigen Krankheitsbildern wie
Rückenschmerzen oder bestimmten psychischen Erkrankungen kann sich die
Weiterführung der Arbeitstätigkeit positiv auf den Krankheitsverlauf
auswirken. Hier geht der Arbeitnehmer krank zur Arbeit, um seine
Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten. Prinzipiell handelt es sich dabei
auch um Präsentismus – allerdings unter ärztlicher Aufsicht.”

Betriebliches Gesundheitsmanagement als Prävention

Die Unternehmenskultur und das Betriebsklima haben einen großen Einfluss
darauf, ob sich Mitarbeiter bei einer Krankheit in die Arbeit quälen.
Aus Gründen der Fürsorgepflicht, aber auch aus wirtschaftlicher Sicht
sollten Betriebe die Gesundheit ihrer Mitarbeiter im Blick haben. Ein
erster Schritt wäre, nicht automatisch anzunehmen, dass jemand, der zur
Arbeit erscheint, gesund ist und jemand, der fehlt, krank ist. Zudem
sollten organisatorische Strukturen, die Präsentismus fördern, abgebaut
werden. Dazu zählen Anwesenheitsprämien, die Forderung, am ersten Tag
der Erkrankung ein Attest vorzulegen, und ein autoritärer Führungsstil.
Vorgesetzte sollten außerdem ein gutes Vorbild sein und zu Hause
bleiben, wenn sie selbst krank sind. Auch die Einführung eines
Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) zahlt sich aus. Einer
Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zufolge haben
Unternehmen mit einem BGM weniger krankheitsbedingte Personalausfälle
und sind deutlich weniger von Präsentismus betroffen, als Unternehmen,
die keine Präventionsmaßnahmen anbieten.

TÜV SÜD unterstützt Unternehmen in puncto Gesundheitsmanagement

Die TÜV SÜD Life Service GmbHbetreut die Mitarbeiter von knapp 10.000
Unternehmen in Deutschland beim Arbeits- und Gesundheitsschutz und
entwickelt individuelle Lösungen zum Umgang mit Stress, zur Förderung
der Arbeitsmotivation, bei Suchtgefährdung sowie bei Über- oder
Unterforderung. Das Ziel ist stets, Bedingungen am Arbeitsplatz zu
schaffen, die die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter schützen.
“Die Mitarbeiter honorieren dies durch bessere Leistungsfähigkeit.
Kosten durch Arbeitsunfälle, einseitige Belastungen und Krankheiten
helfen wir zu verringern und auch Leistungseinbrüche durch psychischen
Stress oder Überforderung können unsere Experten durch ein durchdachtes
Betriebliches Gesundheitsmanagement wirksam abfedern”, erläutert Herbert
Huß, Geschäftsführer der TÜV SÜD Life Service GmbH.

Weitere Informationen unter www.tuev-sued.de/bgm.

Autor: Redaktion / TÜV SÜD AG