Kardinal Meisner erklärt manche "Pillen danach" für vertretbar

Konservativer Kölner Erzbischof Kardinal Meisner gestattet Verschreibung von zeugungshemmenden Präparaten. / copyright: ddp/ Clemens Bilan
Konservativer Kölner Erzbischof Kardinal Meisner gestattet Verschreibung von zeugungshemmenden Präparaten.
copyright: ddp/ Clemens Bilan

Der als konservativ geltende Kölner Kardinal Joachim Meisner hat seine Ablehnung der “Pille danach” teilweise revidiert. Er billige die Verschreibung eines zeugungshemmenden Medikaments an Vergewaltigungsopfer, erklärte Meisner in Köln.

“Wenn nach einer Vergewaltigung ein Präparat,
dessen Wirkprinzip die Verhinderung einer Zeugung ist, mit der Absicht
eingesetzt wird, die Befruchtung zu verhindern, dann ist dies aus meiner
Sicht vertretbar.”

Der Erzbischof machte aber gleichzeitig eine
Einschränkung: Der Einsatz von “Pillen danach”, die die Einnistung
bereits befruchteter Eizellen verhindern sollen, sei weiterhin nicht
hinnehmbar. Der Katholische Krankenhausverband und
NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) lobten die Erklärung.

Der
Kölner Erzbischof sagte, er habe seine Ansicht zu dem Medikament nach
einer Beratung mit Fachleuten geändert. Ihm sei deutlich geworden, dass
unter dem Namen “Pille danach” verschiedene Präparate mit
unterschiedlichen Wirkungen zusammengefasst werden. Meisner betonte, die
Ärzte in katholischen Einrichtungen seien aufgefordert, ihr Handeln auf
diese Prinzipien auszurichten.

“Darüber hinaus ist nichts dagegen
einzuwenden, dass sie in diesem Fall auch über Methoden, die nach
katholischer Auffassung nicht vertretbar sind, und über Zugänglichkeit
aufklären, wenn sie dabei, ohne Druck auszuüben, auf angemessene Weise
auch die katholische Position mit Argumenten erläutern”, sagte der
Kardinal. Das Erzbistum betonte, die Erklärung beziehe sich nur auf
Vergewaltigungsopfer.

Meisner als Abtreibungsgegner bekannt

Eine
junge Frau war im Dezember nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung in
zwei katholischen Kliniken abgewiesen worden, weil die Ärzte dort laut
Richtlinie keine “Pille danach” verschreiben durften. Dafür war die
Kirche heftig kritisiert worden. Meisner hatte sich in der Vergangenheit
mehrfach deutlich gegen Abtreibung ausgesprochen und sie einmal mit den
Verbrechen Hitlers und Stalins verglichen.

Der Katholische
Krankenhausverband Deutschland begrüßte die Äußerungen. “Damit dürften
manche Unsicherheiten, die es in katholischen Einrichtungen gegeben hat,
ausgeräumt sein”, sagte der Vorsitzende Theo Paul. Auch die
Verantwortlichkeit der behandelnden Ärzte werde gestärkt.

NRW-Gesundheitsministerin
Steffens sagte: “Ich bin sehr froh über die klarstellenden Worte des
Erzbischofs von Köln und gehe davon aus, dass dies für alle katholischen
Kliniken in Nordrhein-Westfalen Signalwirkung hat.” Frauen, die Opfer
sexualisierter Gewalt geworden sind, müssten die Gewissheit haben, in
allen Krankenhäusern des Landes mit gynäkologischer Abteilung die
Möglichkeit einer selbstbestimmten Entscheidung über die Einnahme einer
“Pille danach” zu erhalten.

Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion