CityNEWS im Interview mit der Konfliktberaterin, Mediatorin und Trainerin Gabriele Höhl

Gabriele Höhl: 'Die Kraft der spielerischen Konfliktbearbeitung bringt den Durchbruch! ' / copyright: Gabriele Höhl
Gabriele Höhl: ‘Die Kraft der spielerischen Konfliktbearbeitung bringt den Durchbruch! ‘
copyright: Gabriele Höhl

Gabriele Höhl beschäftigt sich seit 15 Jahren intensiv mit dem Themenfeld Konfliktbearbeitung. Sie hat u.a. in Lateinamerika, Afrika und in Deutschland als Konfliktberaterin, Trainerin und Coach gearbeitet und Führungskräfte im Bereich Konfliktmanagement sensibilisiert und qualifiziert.

Seit 2006 ist sie in einem Mediatoren-Netzwerk in Bonn/Rhein-Sieg und Köln verankert und arbeitet mit spielerischen Elementen in der Konfliktbearbeitung. Sie erlebt, dass im Spiel die wirklichen Verhaltensmuster an die Oberfläche kommen und für die TN leichter erfahrbar und korrigierbar sind.

CityNEWS: Frau Höhl, was
reizt Sie daran, sich mit den Konflikten anderer Menschen beruflich zu befassen?

Gabriele Höhl: Mich
haben schon früh Konflikte zwischen Kollegen oder Arbeitnehmern und
Arbeitgebern interessiert. Menschen haben oft Probleme und individuelle
Interessen und suchen nach Lösungen. Aber
glücklicherweise werden nicht alle Probleme zu Konflikten. In der
Personalarbeit ist es zwingend, sich mit den Problemen und Konflikten der Mitarbeiter
auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden. Ich kann gut zuhören, Fragen
stellen und bin sehr empathisch. Das
schafft Vertrauen und spornt mich immer noch an. Daneben wollte ich immer auch den
Konfliktkontext verstehen.

CityNEWS: Welche Bedeutung
haben denn Konflikte für Menschen?

Gabriele Höhl: In
beruflichen Situationen geht es häufig um begrenzte Ressourcen, Mitarbeiter,
Gruppen  oder Abteilungen treten in den
Wettbewerb und versuchen sich durchzusetzen. Auf jeden Fall bringen uns Konflikte weiter. Konflikte
sind dabei ganz normal, also  auch unvermeidbar.
Sie sind sozusagen das Salz in der Suppe. Wenn es keine Konflikte gäbe, müsste
man ja nichts ändern, es gäbe also auch keinen Anreiz, etwas zu verbessern.
Deshalb Konflikte sind Chancen…
Entwicklungschancen, wenn wir sie konstruktiv austragen!

CityNEWS: Wollen sie damit
sagen Konflikte sind sinnvoll?

Gabriele Höhl: Ja, wenn sie konstruktiv ausgetragen werden, wenn man gemeinsam nach
Lösungen sucht und am Ende vielleicht auch nur einen Kompromiss findet. Persönlich
finde ich Kompromisse nur ein wenig befriedigendes Ergebnis, den kleinsten
gemeinsamen Nenner sozusagen.

Nein, wenn sie destruktiv
ausgetragen werden, also Drohungen ausgesprochen werden, Gewalt in Wort und/oder
Tat angewendet wird – auch Mobbing gehört dazu. Wenn Sie z.B. als Gewinner vom Platz
gehen, gibt es ja auch einen Verlierer oder sogar eine Verlierergruppe. Wenn
Sie mit dieser Person oder Gruppe weiter zusammenarbeiten müssen – weil es sich
um Kollegen handelt – dann haben Sie erfahrungsgemäß von Ihrem Gewinn wenig. In
der Regel wird der Verlierer einen weiteren “Angriff” starten oder zeigt sich
in der Zusammenarbeit nicht kooperativ. Langfristig kostet das viel Zeit,
Nerven und  Geld. Untersuchungen zeigen
hier, dass 10-15 % der Arbeitszeit für die Konfliktaustragung verbraucht wird.

CityNEWS: Wie arbeiten sie
denn beruflich mit Menschen Konfliktsituationen?

Gabriele Höhl: Nun,
das ist ganz unterschiedlich. Wenn ich angesprochen werde dann existiert meist
schon ein Konflikt. Die Person oder ein Unternehmen weiß nicht weiter. Die
Verantwortlichen haben selbst schon einiges versucht, und sind an einen Punkt
gelangt, wo nichts mehr geht und die Situation unerträglich ist. Ich komme als
neutrale Dritte von außen und muss erst einmal sehen, ob alle Konfliktbeteiligten
auch bereit sind, daran zu arbeiten und alternative Konfliktlösungen in
Betracht zu ziehen. Alternative Konfliktlösungen – wie bei der Methode
Mediation – bedeuten auch, dass ein Problem schnell angegangen werden kann. Man
wartet nicht auf Termine bei Anwälten und Gerichten. Mediatoren sind neutrale
Dritte die den Prozess des Konfliktlösungsverfahrens steuern. Sie sind schnell
verfügbar.

CityNEWS: Sie reden also mit
den einzelnen Parteien allein?

Gabriele Höhl: Nein,
möglichst nicht allein. Wenn es um zwei Personen geht dann ist es für mich am
besten, mit beiden gemeinsam zu starten und erst einmal Spannung ab- und  auch Vertrauen für ein Gespräch aufzubauen.
Ich muss über den Konflikt vorher nichts wissen, ich will mir dazu ja auch
keine Meinung bilden wer was wann getan und gesagt hat, denn jede/r hat seine
Wahrheit und es gibt viele gute Gründe für blödes Verhalten. Ich bin dabei, um
den Prozess zu steuern, sozusagen zu moderieren und setze dabei auch
spielerische Elemente ein, die nichts mit dem eigentlichen Konflikt zu tun
haben müssen.

CityNEWS: Was passiert  da konkret?

Gabriele Höhl: Ich
will die Konfliktparteien aus ihren Verhaltensmustern herausholen. Sie haben
oft Schwierigkeiten miteinander zu reden oder zuzuhören. Ich kann z.B. die
Parteien anfangs bitten, ein Bild zu malen zu ihrer derzeitigen Situation und
mir dieses Bild zu erklären. Die andere Person muss bei der Erklärung zuhören,
und ich stelle dazu noch Fragen. So erhalte ich viele Informationen zu dem
Konflikt und die Konfliktparteien hören oft eine Version bzw. Sichtweise, die
sie so nicht kennen. Im Verlauf des Prozesses baue ich weitere spielerische
Elemente ein.

CityNEWS: Was zum Beispiel?

Gabriele Höhl: Häufig
gibt es Probleme mit der Kommunikation in Teams, zwischen Teams oder
Abteilungen im Unternehmen. Es gibt Gerede und Gerüchte sogenannter Flurfunk.
Da kann man  z. B. zeigen, wie sich eine
Information, die von Ohr zu Ohr geflüstert wird, verändert. Wie dazu gedichtet
wird oder etwas wegfällt, weil es nicht genau verstanden wurde. Am Ende kommt
etwas ganz anderes heraus. Ich arbeite mit den Personen dann auch an konkreter
und präziser Kommunikation.

In einem anderen Fall habe
ich mit den Führungskräften eine Konfliktlandkarte vom Unternehmen erstellt, um
die Konfliktsituation zu analysieren. Das war für viele ein Augenöffner, weil
man sehr schnell die strukturellen Probleme in der Zusammenarbeit verschiedener
Abteilungen gesehen hat.

Führungskräfte mussten sich
auf einem imaginären Organigramm aufstellen und die Arbeitsabläufe und Probleme
wurden mit farbigen Wollfäden markiert. Am Ende konnte man sehen, welche
Abteilungen Probleme hatten und hatten somit gleich Ansatzpunkte für
Interventionen.

CityNEWS: Lässt sich auch
etwas zur Konfliktvermeidung tun?

Gabriele Höhl: Konflikte
gibt es immer und wird es immer geben. Wir brauchen sie ja auch, wie ich
eingangs schon sagte. Am sinnvollsten und kostengünstigsten ist es natürlich,
wenn man einen Konflikt frühzeitig – also in seinen Anfängen – realisiert und
bearbeitet. Jede/r kann zur Eskalation aber auch Deeskalation selbst beitragen.
Ganz aktuell gab es eine Untersuchung, dass fast jeder zweite Vorgesetzte in
Deutschland bei einem Konflikt mit Mitarbeitern persönlich wird. Es wird nicht
zwischen Person und Sache – also dem eigentlichen Problem – getrennt. Für das
Arbeitsklima sind unsachliche Auseinandersetzungen problematisch. Schlechte
Stimmung führt schnell zu einer steigenden Fluktuationsrate.

CityNEWS: Was unterscheidet
sie von anderen Anbietern?

Gabriele Höhl: Bei
all der Konfliktarbeit nutze ich die Kraft der spielerischen
Konfliktbearbeitung, die ich über die Jahre entwickelt und mit Erfolg
eingesetzt habe. In einer spielerischen Übung zeigen die Menschen ihr normales
Verhalten, da lässt sich wenig verstecken oder manipulieren. Es wird intuitiv
agiert und geantwortet und dabei reflektieren die Personen ihr Verhalten und schaffen
in der Regel einen Perspektivwechsel. Ich versuche mit Spaß und spielerischen
Elementen ernste Probleme zu bearbeiten.

CityNEWS: Abschließend, wenn
ich sie richtig verstehe… dann kann Konfliktbearbeitung auch Spaß machen?

Gabriele
Höhl:
Ja, denn es ist auch ein Spiel… allerdings nicht im
klassischen Gewinner-Verlierer-Modus. Wir versuchen, gemeinsam eine win-win-Situation
herbeizuführen. Die Lösung des Konfliktes finden idealerweise die Kontrahenten
dann selbst.

Weitere Infos unter: www.gabriele-hoehl.de