KÖRPERWELTEN: Tiere einmal anders im Kölner Zoo

Das Herz der Giraffe wiegt 12 kg, sie hat 7 Halswirbel wie der Mensch. / copyright: Andrea Matzker / CityNEWS
Das Herz der Giraffe wiegt 12 kg, sie hat 7 Halswirbel wie der Mensch.
copyright: Andrea Matzker / CityNEWS

Tierisch anatomisch geht es im Kölner Zoo zu! Nach Stationen im Neunkircher Zoo, in Mannheim und im Naturhistorischen Museum Wien mit insgesamt mehr als 300.000 Besuchern präsentieren Dr. Gunther von Hagens und Kuratorin Dr. Angelina Whalley ihre neue Ausstellung KÖRPERWELTEN der Tiere erstmals in der Domstadt.

Die Plastination zur Herstellung von dauerhaft haltbaren anatomischen Präparaten für die wissenschaftliche und medizinische Ausbildung erfand Gunther von Hagens bereits 1977. Seitdem wurden in seinen Körperwelten-Ausstellungen, wo plastinierte menschliche Körper gezeigt wurden, weltweit 26 Millionen Besucher gezählt. Doch die Plastination von Tieren, insbesondere von Großtieren, ist und war für den bekennenden Tierfreund eine große Herausforderung.

Nachdem Elefantenkuh “Samba” im Jahre 2005 altersbedingt an den Folgen einer Kreislaufschwäche im Zoo von Neunkirchen starb, griff Gunther von Hagens den Wunsch von Zoodirektor Dr. Fritsch auf und stellte weltweit das erste 3,5 x 6 m messende Elefantenplastinat her, was die endgültige Geburtsstunde von den KÖRPERWELTEN der Tiere markierte. Dazu der Plastinator: “Bei Riesen wie dem Elefant entdecke ich selbst viel Neues, nie zuvor Gesehenes Denn wir präparieren mit einer für Großtiere bisher nicht ausgeübten Detailliertheit und Gründlichkeit. Ich fühle mich dabei wie ein Forscher auf anatomischer Entdeckungsreise.” Und der Zoodirektor: “Wir sind froh, dass unserer “Samba” die Entsorgung zu Tierfett erspart blieb, und sie buchstäblich in letzter Minute aus den Tierkörperverwertungsanstalt gerettet wurde.”

Die technologische und logistische Herausforderung war nach Angaben des 30 Mann starken Präparationsteams im chinesischen Daljan immens und dauerte knapp drei Jahre: 40.000 l Azeton und 4 t Silicon waren für die Fertigstellung des 3,2 t wiegenden Elefanten erforderlich. Die Plastination eines Braunbären hat mit 6300 Stunden rund dreimal so lange gedauert, wie die eines menschlichen Körpers. Der Blick unter Haut und Fell vermittelt in seiner Detailtreue bislang nicht für möglich gehaltene Eindrücke von Knochenbau, Muskulatur, Nervensystem und Organen. “Es ist faszinierend zu sehen, wie ähnlich der Bauplan der Wirbeltiere einerseits ist, und wie sich andererseits so viele anatomische Varianten als Ausdruck der optimalen Anpassung an die jeweiligen Lebensbedingungen herausgebildet haben, wie etwa der Rüssel des Elefanten oder der lange Hals der Giraffe”, schwärmt die Kuratorin Dr. Angelika Wallhey.

Die Ausstellung

Über 5 Monate lang können Zoobesucher auf eine unvergessliche anatomische Safari gehen. In der Mehrzweckhalle des Tropenhauses sowie im Nashornhaus, dem 1863 im maurischen Stil erbauten ehemaligen Elefantenhaus, zeigt der Plastinator auf rund 1.000 Quadratmetern 20 spektakuläre Ganzkörper-Plastinate sowie eine beeindruckende Vielzahl von Einzelpräparaten, Scheiben- und Organplastinaten.

Der Blick unter die Haut der Riesen aus Wüste, Urwald und Ozean vermittelt in seiner Detailtreue nie gesehene Einblicke in Nervensystem, Knochenbau, Muskulatur und Organe von Giraffe, Bär, Pferd, Hai, Gorilla, Oktopus, Strauß & Co. Absolutes Highlight ist die Elefantenkuh “Samba” – mit einer Größe von 6 mal 3,50 Metern das gewaltigste Lebewesen, das je plastiniert wurde. Anschaulicher als jedes Tierbuch erklärt die Ausstellung spannende Besonderheiten der Natur wie die 40.000 Muskeln im Rüssel des Elefanten oder die 50 Zentimeter lange Zunge der Giraffe, die sie wie eine Hand benutzen kann.

Aufgrund ihrer leicht verständlichen Aufmachung sensibilisiert die Ausstellung bereits die kleinen Besucher für die Fragilität selbst der größten und stärksten Tiere. Kinder entwickeln dabei auf natürliche Weise eine höhere Wertschätzung gegenüber Tieren und mehr Respekt vor dem Leben aller Geschöpfe. “So ergänzen sich der pädagogische Anspruch des Kölner Zoos mit seinen zahlreichen Natur- und Artenschutzprojekten und der pädagogische Anspruch der KÖRPERWELTEN der Tiere ideal. Wir freuen uns, unseren Besuchern eine neue Attraktion und mit ihr neue Zusammenhänge aufzeigen zu können”, erklären die beiden Vorstände des Kölner Zoos, Theo Pagel und Christopher Landsberg.

“Wir können von Menschen nur dann respektvollen und achtsamen Umgang mit anderen Lebewesen erwarten, wenn sie über ein entsprechend fundiertes Wissen über die Wunder und Eigenarten ihrer Natur verfügen. In den KÖRPERWELTEN der Tiere vermitteln wir dieses Wissen”, ergänzt Gunther von Hagens.

Weitere Infos unter www.KoerperweltenDerTiere.de