Demonstrationen in Köln – “Ihr asoziales Verhalten ist nicht tolerierbar”

Bereits in der Vergangenheit war es bei Großdemonstrationen in Köln immer wieder zu schweren Ausschreitungen gekommen. - copyright: CityNEWS / Laudenberg (Archivbild)
Bereits in der Vergangenheit war es bei Großdemonstrationen in Köln immer wieder zu schweren Ausschreitungen gekommen.
copyright: CityNEWS / Laudenberg (Archivbild)

Unter dem Motto “Pegida schützt” hatte die rechtspopulistische Organisation Pegida zur Demonstration am Samstag in Köln aufgerufen. Anlass waren die Ereignisse am Hauptbahnhof in der Silvesternacht. Verschiedene Frauenbewegungen und linke Organisationen trafen sich zu Gegenveranstaltungen.

Etwa 1.700 Demonstranten folgten dem Aufruf von Pegida. Sie kamen mit Zügen aus ganz Deutschland. Bevor die rechte Demonstration durch die Polizei abgebrochen werden musste, fing alles recht friedlich an.

“Mir lossen uns nit dran fummele…”

Um 12 Uhr begann der Flashmob, zu dem sich viele Frauen (und auch einige Männer) über das Internet verabredet hatten. Mit Topfdeckeln, Pfeifen, Rasseln und selbstgestalteten Plakaten, die zu striktem Vorgehen gegen sexualisierte Gewalt und für Frauenrechte weltweit aufforderten, traf man sich auf der Domtreppe und machte lautstark auf sich aufmerksam. Neben Sprechchören sang man auch Marita Köllners „Denn mir sin Kölsche Mädche“ und – wie soll es in Köln auch anders sein – schunkelte dazu.

Zeitgleich an der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofs sammeln sich am Breslauer Platz erste Gegendemonstranten, Journalisten aus aller Welt und – hinter der Absperrung – ein paar erste Pegida-Anhänger. Ein 16-Jähriger bittet um Polizeischutz, um auf „der anderen, also der Seite der Linken“ auf Toilette gehen zu können. Noch scheint alles erstaunlich ruhig. Erst als die ersten Züge mit Hooligans eintreffen, die von der Polizei gleich hinter die Absperrung geleitet werden, kann man erahnen, dass das nicht so bleiben wird. Schon bevor die Kundgebung losgeht macht die Polizei mehrfach auf das Glasflaschenverbot aufmerksam. Von der Bühne aus werden unter den Demonstranten Ordner gesucht. 60 Stück müssen es sein, nüchtern mit deutscher Staatsangehörigkeit und ohne Vorstrafen, damit es losgehen kann.

“Keine Toleranz für Sexualstraftaten”

Ab 13:30 Uhr wird es immer voller, Sprechchöre schallen von beiden Seiten über den Breslauer Platz. Bei der Kundgebung auf der linken Seite wird klar gemacht, dass die Geschehnisse der Silvesternacht absolut intolerabel sind, ebenso intolerabel wie Rassismus.

Rechts sieht man ganz klar, dass unter den Demonstranten wenig Einigkeit herrscht. Hier treffen verschiedenste Grüppchen rechter Couleur aufeinander: Von den Pro-Bewegungen über diverse Kameradschaften, Parteianhänger von NPD und den Republikanern, sogenannte “Reichsbürger”, Angehörige der Identitären Bewegung sowie Mitglieder von HoGeSa. Auf Plakaten wird vor allem gegen die „Lügenpresse“ gewettert, der Rücktritt der Kanzlerin sowie die unverzügliche Abschiebung von kriminellen Ausländern gefordert. Deutschlandfahnen werden von den Organisatoren verliehen, hierzu mischen sich Wirmer-Flagge, Reichsflagge, Reichskriegsflagge, die Staatsflagge des Königreichs Preußen sowie Flaggen und Banner verschiedener Neonazi-Bewegungen.

Auf der Bühne machen verschiedene Redner vor allem Oberbürgermeisterin Reker sowie NRW-Innenminister Jäger verantwortlich für die Übergriffe in der Silvesternacht. Summa summarum sieht man in den Angriffen auf Frauen die „Quittung für die Blauäugigkeit“ der deutschen Politik.

“Ihr asoziales Verhalten ist nicht tolerierbar”

Erste Böller wurden vereinzelt bereits vor der Veranstaltung gezündet. Kaum hat sich der Demonstrationszug in Richtung Ebertplatz aufgemacht, fliegen auch schon die ersten Flaschen gegen Polizei und Journalisten. Von vielen Demonstranten wird Konfrontation auf physischer Ebene gesucht. Feuerwerkskörper werden gezündet, das vorher bereits spürbare Aggressionspotential entfaltet sich – nach mehrfachen Aufforderungen der Polizei, sich angemessen zu verhalten, muss die Demonstration mit Einsatz von Pfefferspray und Wasserwerfern abgebrochen werden. Die Gegendemonstration verlief friedlich.