Perfluortenside in Kölner Trinkwasser – Koordinierungsgruppe bei der Bezirksregierung eingerichtet

Perfluortenside in Kölner Trinkwasser / copyright: Heinz Waldukat - Fotolia.com
Perfluortenside in Kölner Trinkwasser
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Im Zusammenhang mit Perfluortenside (PFT) in Kölner Trinkwasser gibt es neue Informationen des Amtes für Umwelt- und Verbraucherschutz sowie des Gesundheitsamtes.

Am 22. Dezember 2009 wurde unter der Federführung der Bezirksregierung Köln eine Koordinierungsgruppe eingerichtet, an der neben der Bezirksregierung Köln, die Wasser- und Bodenschutzbehörde sowie das Gesundheitsamt der Stadt Köln, die Shell Deutschland Oil GmbH, die RheinEnergie AG und das Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit der Universität Bonn teilnehmen. Auf der Grundlage der jeweils aktuellen Erkenntnisse wird das Vorgehen zur weiteren Verringerung der PFT-Belastung und zur Sanierung des Grundwassers mit den Beteiligten, Expertinnen und Experten regelmäßig angepasst.

Die RheinEnergie AG hatte im Kölner Trink- und Grundwasser bei einer freiwilligen Untersuchung Perfluortenside nachgewiesen. Eine gesundheitliche Gefährdung war zu keinem Zeitpunkt für die Nutzerinnen und Nutzer des Kölner Trinkwassers der RheinEnergie AG zu erwarten.

Nach Bekanntwerden von Belastungen im Rohwasser informierte die RheinEnergie AG das Gesundheitsamt

Der Betreiber einer öffentlichen aber auch privaten Wasserversorgungsanlage ist gemäß Trinkwasserverordnung verpflichtet, Belastungen des Roh- beziehungsweise des Trinkwassers dem Gesundheitsamt anzuzeigen. Die im Trinkwasser in den Wasserwerken Hochkirchen und Severin festgestellten PFT-Konzentrationen liegen deutlich unter dem lebenslang gesundheitlich duldbaren Trinkwasserleitwert von 0,3 Mikrogramm pro Liter (µg/l) und nur knapp über dem vorsorge-orientierten generationsübergreifenden Zielwert von 0,1 µg/l. Die Wasserwerke Hochkirchen und Severin versorgen die Innenstadt und den Kölner Süden mit Trinkwasser.

Die RheinEnergie AG steht bezüglich der Trinkwasserqualität und der eingeleiteten Maßnahmen im ständigen Kontakt mit dem Gesundheitsamt der Stadt Köln.

Nach Kenntnis der Grundwasserbelastung wurde auch geprüft, ob private und gewerbliche Grundwasserentnahmen im Bereich zwischen der Raffinerie und dem Wasserwerk Hochkirchen vorhanden sind. Bei den wenigen bekannten privaten Trinkwasserentnahmen wurden durch das Gesundheitsamt der Stadt Köln Wasserproben entnommen und Untersuchungen auf PFT veranlasst. In einem einzigen Fall wurde eine erhöhte PFT-Belastung festgestellt. Die Nutzung des Wassers als Trinkwasser und zu Lebensmittelzwecken wurde durch das Gesundheitsamt untersagt. Den Nutzerinnen und Nutzern wurde kurzfristig eine Ersatzwasserversorgung zur Verfügung gestellt.

Beim Stand der Pressemitteilung vom 4. Dezember 2009 war die Ursachenklärung für die Herkunft der PFT-Belastung noch durch die hierfür zuständige Bezirksregierung Köln in Abklärung .

Die Ursache der PFT-Belastung konnte mittlerweile mit Hilfe der Shell Deutschland Oil GmbH auf die Verwendung von zugelassenen Feuerlöschschäumen auf dem Werksgelände zurückgeführt werden. Maßnahmen zur Verminderung der Grundwasserbelastung wie der Einsatz von Sanierungsbrunnen sind von der Raffinerie in Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln eingeleitet worden.

Fragen und Antworten zu Perfluortensiden:

Was sind Perfluortenside?

Unter dem Begriff PFT versteht man perfluorierte und polyfluorierte Chemikalien. Diese kommen in der Natur nicht vor, sondern werden von Menschen hergestellt. Chemisch gesehen bestehen Perfluortenside aus Kohlenstoffketten verschiedener Längen, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Sie sind in der Umwelt kaum oder gar nicht abbaubar und weltweit verbreitet. Sie können in Oberflächengewässern, in Abwässern und Böden gefunden werden. Wegen ihrer Stabilität werden Perfluortenside auch in entlegenen Gegenden wie der Arktis und der Antarktis nachgewiesen.

Wo kommen Perfluortenside vor?

Sie weisen eine hohe Beständigkeit gegenüber UV-Strahlung und Verwitterung auf. Aufgrund ihrer schmutz-, farb-, fett-, öl- und wasserabweisenden Eigenschaften finden perfluorierte Verbindungen Anwendungen in zahlreichen Industrie- und Konsumprodukten, zum Beispiel im Bereich der Oberflächen- und Papierveredelung und der Spezialchemie. Sie werden als wasserabweisende Beschichtung von Papier und Verpackungen, Textilien (wasserdichte und atmungsaktive Funktionskleidung), Möbeln und Baumaterialien eingesetzt sowie zur Beschichtung von Pfannen und Töpfen. Darüber hinaus finden sie Anwendung in Farben, Reinigungsmitteln, Kosmetikartikeln, Pflanzenschutzmitteln, Feuerlöschern und hydraulischen Flüssigkeiten.

Warum wurde auf Perfluortenside untersucht?

Im Rahmen der Grundwasserbeobachtung hat die RheinEnergie AG im Grundwasser des Wasserwerks Hochkirchen erhöhte Konzentrationen von Perfluortenside festgestellt. Untersuchungen in den Rohwässern der anderen Wasserwerke zeigen keine besonderen Auffälligkeiten. Die RheinEnergie AG informierte umgehend die zuständigen Behörden über diese Belastung. Gemäß § 16 Absatz 1 Trinkwasserverordnung besteht eine Anzeigepflicht des Betreibers einer Wasserversorgungsanlage bei Bekanntwerden von Belastungen des Rohwassers.

Gibt es Grenzwerte für Perfluortenside im Trinkwasser?

Da in der Trinkwasserverordnung keine Grenzwerte für die Perfluortenside vorhanden sind, erfolgte eine Bewertung durch die Trinkwasserkommission des Bundesministeriums für Gesundheit beim Umweltbundesamt. Diese veröffentlichte 2006 eine Stellungnahme zu akzeptablen Höchstwerten im Trinkwasser. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit empfiehlt die Trinkwasserkommission die Einhaltung eines Trinkwasserleitwertes von 0,3 µg/l. Bis zu dieser Höhe gelten Perfluortenside-Konzentrationen im Trinkwasser für die lebenslange Aufnahme für alle Bevölkerungsgruppen einschließlich Schwangere und Säuglinge als gesundheitlich unbedenklich. Als langfristiges Mindestqualitätsziel hält sie unter dem Aspekt des vorsorgeorientierten und generationsübergreifenden Trinkwasserschutzes einen Jahresmittelwert von maximal 0,1 µg/l für angemessen.

Besteht eine Gefahr durch den Genuss des Kölner Trinkwassers?

Eine gesundheitliche Gefährdung besteht für die Verbraucherinnen und Verbraucher beim Genuss des Kölner Trinkwassers der RheinEnergie AG nicht. Das Rohwasser der Fassungsanlage Hochkirchen wird mit Rohwasser aus der Fassungsanlage Weißer Bogen gemischt. Anschließend wird dieses Rohwasser in den Wasserwerken Hochkirchen und Severin mittels Aktivkohlefilter aufbereitet. Durch Aktivkohle können Perfluortenside aus dem Wasser entfernt werden. Die im Trinkwasser in den Wasserwerken Hochkirchen und Severin festgestellten Perfluortenside-Konzentrationen liegen deutlich unter dem lebenslang gesundheitlich duldbaren Trinkwasserleitwert von 0,3 µg/l und nur knapp über dem vorsorgeorientierten generationsübergreifenden Zielwert von 0,1 µg/l. Um den Zielwert sicher zu unterschreiten wurden von der RheinEnergie AG bereits entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet.

Was können Perfluortenside in Bezug auf die menschliche Gesundheit bewirken?

Die bisher bekannten Aufnahmen von Perfluortenside in den menschlichen Körper erfolgen unter anderem über das Trinkwasser und belastete Speisefische. Perfluortenside werden in Blut, Leber, Niere und Galle angereichert, nicht aber im Fettgewebe. Perfluortenside haben nach derzeitigem Kenntnisstand kein direktes erbgutveränderndes Potential.

Was ist die Ursache für die Perfluortenside-Belastung des Grundwassers in Köln?

Als Ursache für die Perfluortenside-Belastung des Grundwassers gil
t aufgrund der durchgeführten Untersuchungen der Shell Deutschland Oil GmbH der zugelassene Einsatz von Löschschaum auf dem Raffineriegelände, auf dem im Jahre 2000 ein Großbrand aufgetreten ist, sowie auf dem Feuerwehrübungsplatz auf dem Shell-Betriebsgelände.

Kann das Wasser aus privaten Brunnen für private Swimmingpools genutzt werden?

Nach bisherigem Kenntnisstand werden Perfluortenside nicht über die Haut aufgenommen. Da beim Schwimmen aber das Wasser geschluckt werden kann (beispielsweise bei Kindern), darf nach dem Infektionsschutzgesetz eine Schädigung der menschlichen Gesundheit nicht zu besorgen sein. Aus Vorsorgegründen wird deshalb eine regelmäßige Untersuchung empfohlen, um die eigene Verantwortung für die Gesundheit wahrzunehmen. Da im Grundwasser im Bereich des Hahnwaldes Perfluortenside nachgewiesen wurden, sollte das geförderte Wasser, das in privaten Swimmingpools genutzt wird, auf Perfluortenside untersucht werden.

Werden Sanierungsmaßnahmen in Bezug auf das Grundwasser ergriffen?

Maßnahmen zur Verminderung der Grundwasserbelastung wurden von Shell in Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln sowie der Stadt Köln eingeleitet und werden durch die Koordinierungsgruppe begleitet.