Ungeliebtes Heilkraut – Löwenzahn ist besser als sein Ruf

Löwenzahn: Viel mehr als nur Unkraut / copyright: Philipp Guelland / dapd
Löwenzahn: Viel mehr als nur Unkraut
copyright: Philipp Guelland / dapd

Die einen schätzen ihn als Heil- und Salatpflanze, die anderen klagen über das ungeliebte Unkraut im Garten: Löwenzahn zeigt ab April überall seine gelben Blütenkörbchen. Über seine Wirkung wird bereits in alten Büchern der Volksheilkunde berichtet.

Schon Hildegard von Bingen empfahl Taraxacum officinale, so der botanische Name, für Blutreinigungskuren. “Löwenzahn ist ein Meister im Heilen”, sagt auch Heilpraktikerin Ursel Bühring, die in Freiburg eine Heilpflanzenschule leitet. Er wirke positiv auf Leber, Galle und Nieren. “Löwenzahn ist das ersehnte Frühlingskraut für die Frühjahrskur, das rheumatische Schmerzen, Hautleiden und Müdigkeit lindert”, sagt Bühring.

Insbesondere die Bitterstoffe machten die Wirkung aus. Sie empfiehlt, Löwenzahn ab Ende März bis in den Sommer hinein zu ernten: die Blätter für Tees oder Salate, die Knospen und Blüten einfach zum Genießen. Sie schmecken beispielsweise als Gemüsebeilage: Die Knospe einfach mit Zwiebeln in Butterschmalz andünsten und mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft würzen. Für einen Löwenzahn-Tee aus dem eigenen Garten werden ein bis zwei Teelöffel Blätter und Wurzeln mit einer Tasse kaltem Wasser kurz aufgekocht und nach zehn Minuten abgegossen. Zwei bis drei Tassen könnten als Frühjahrskur täglich etwa vier bis sechs Wochen lang getrunken werden, erklärt die Autorin des Buches “Mit Ursel Bühring durchs Heilpflanzenjahr” (Ulmer Verlag 2010).

Gezielter Anbau im Beet

Die Löwenzahnblüte erstreckt sich meist von Mitte April bis in den Mai hinein. Zwar sind die gelben Korbblüten das ganze Jahr über zu finden, aber nicht mehr in dieser Häufigkeit. Löwenzahn gedeiht fast überall, liebt aber besonders nährstoff-, vor allem stickstoffreiche, frische, lehmige Böden. Um ihn als Heilpflanze zu nutzen, kann Löwenzahn von März bis Mai in Reihen mit 30 Zentimeter Abstand gesät und später in der Reihe auf 20 bis 30 Zentimeter Abstand vereinzelt werden. Der Boden sollte frisch, leicht feucht und nährstoffreich sein. Die jungen Blätter können dann fortlaufend geerntet werden, dabei müssen die jungen Herzblätter stehengelassen werden, damit die Pflanze wieder austreibt.

Doch für viele ist Löwenzahn vor allem ein mehrjähriges Unkraut mit einer kräftigen und tief wachsenden Pfahlwurzel. Meist tritt er dort auf, wo Gartenbesitzer es nicht möchten. Weil sich die Pflanze vorrangig durch Samen vermehrt, muss Löwenzahn vor der Samenbildung entfernt werden. «Kann er keinen Samen bilden, wird seine Verbreitung im Rasen eingeschränkt. Auch gut entwickelte, dichte Rasenflächen verhindern das Auftreten von Unkräutern», sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Schon kurz nach der goldgelben Blüte erscheinen runde, silberfarbene Fruchtstände. Die in diesem Zustand auch Pusteblume genannte Pflanze schickt ihre Samen mit den kleinen Fallschirmen auf eine bis zu zehn Kilometer lange Reise – und sorgt so für eine weiträumige Verbreitung.

Pfahlwurzel mit entfernen

Im Garten sind bereits im Frühjahr die ersten Löwenzahnpflanzen meist mit flach auf dem Boden liegenden Blättern zu sehen. Schon diese sollten tief ausgestochen werden. “Dabei ist darauf zu achten, dass die Wurzeln komplett herausgezogen werden, da sonst die Restwurzeln wieder austreiben”, sagt Rüb. Auch durch regelmäßiges Mähen werde Löwenzahn daher nur bedingt zurückgedrängt. Denn oberirdisch abgeschnittene Pflanzen treiben wieder aus und ihre Blätter liegen dann so flach auf dem Boden, dass sie beim Schneiden nicht mehr erfasst werden. Selbst die Blüte bleibe oft unversehrt, weil nur sehr kurze Blütenstiele gebildet werden.

Kalkstickstoff ist ein Mittel, das Gärtner gerne gegen aufkeimende Unkräuter verwenden. Tiefergehende Pfahlwurzeln werden damit allerdings ebenso wenig erreicht. “Auch darf Kalkstickstoff nur auf die Unkräuter gestreut werden, da sonst auch die Gräser verbrennen würden. Deshalb bleibt bei Verzicht auf Pflanzenschutzmittel nur die Möglichkeit, die Pflanzen tief auszustechen”, rät Bernhard Rüb.

Autor: Redaktion / dapd / http://bvap.de