Ihre Fragen und die Antworten unserer Experten zum Thema: "Herzinfarkt"

Bewegung ist eine gute Herzinfarktvorsorge. / copyright: djd/MSD/Essex
Bewegung ist eine gute Herzinfarktvorsorge.
copyright: djd/MSD/Essex

Wie wichtig die Kontrolle des Cholesterinspiegels und die Vermeidung von Arteriosklerose zur Herzinfarktvorsorge ist und welche Möglichkeiten die Ernährung, Bewegung und Medikamente dabei bieten, erfuhren die Anrufer bei unserem CityNEWS Experten-Telefon von drei ausgewiesenen Spezialisten.

Mit gezielter Prävention kann man Herz-Kreislauf-Erkrankungen aktiv entgegenwirken

Es gibt wenige Momente im Leben, in denen es wirklich auf die Sekunde ankommt – ein Herzinfarkt ist so eine lebensbedrohliche Ausnahmesituation. Werden Teile des Herzmuskels aufgrund eines Gefäßverschlusses für mehr als 20 Minuten nicht durchblutet, sterben sie ab. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland nach wie vor Todesursache Nummer Eins. Deshalb empfiehlt die Deutsche Herzstiftung, auf keinen Fall zu zögern, sondern bei Infarktverdacht sofort den Notarzt zu alarmieren. Doch auch schon vorbeugend kann man viel tun, damit es möglichst nicht erst zu einem Infarkt kommt. So wird spätestens ab einem Alter von 50 Jahren zu einem Herz-Kreislauf-Check geraten. 

Für Sie am CityNEWS Experten-Telefon waren:

  • Prof. Dr. med. Jürgen Schäfer
    Akademischer Direktor der Philipps-Universität Marburg und Dr.-R.-Pohl-Stiftungsprofessor für Präventive Kardiologie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum Innere Medizin – Kardiologie.
  • Prof. Dr. med. Achim Weizel
    Internist und Gastroenterologe, ehemaliger internistischer Chefarzt am Diakoniekrankenhaus in Mannheim.
    Mitgründer und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V.
  • Privatdozent Dr. med. Andreas Förster
    niedergelassener Kardiologe in einer Gemeinschaftspraxis in Berlin. Mitglied der Medizinischen Fakultät der Charité, Humboldt-Universität.
    Schwerpunkte: Gefäßkrankheiten, entzündliche Herzerkrankungen, Fettstoffwechselstörungen.

Hoher Energiebedarf macht das Herz anfällig

Mit der Entstehung von Arteriosklerose und der damit verbundenen Begünstigung eines Herzinfarkts kann generell eine ganze Reihe von Risikofaktoren in Verbindung gebracht werden. Eine besondere Bedeutung messen Experten wie der Marburger Kardiologe Prof. Dr. Jürgen Schäfer jedoch vor allem erhöhten Cholesterinwerten bei. “Wir wissen heutzutage sehr genau, dass einer der wichtigsten Faktoren für die Entstehung eines Herzinfarkts die Hypercholesterinämie, also ein Übermaß an schädlichen LDL-Cholesterin-Partikeln im Blut ist”, erklärt der Spezialist. “Das LDL kann in die Gefäßwand eindringen und nach und nach zu Gefäßverkalkung bzw. Arteriosklerose führen.” Noch ist allerdings unklar, warum sich dieser Prozess vor allem in den Herzkranzarterien abspielt. Mit seiner “Marburger Hypothese” geht der Gefäßspezialist jedoch davon aus, “dass es speziell der hohe Energiebedarf ist, der das Herz so empfindlich für Gefäßverkalkungen macht.”

Vorbelastungen nicht ignorieren

Hintergrund eines Herzinfarkts kann möglicherweise auch eine familiäre Häufung sein, die genetisch festgelegt ist. “Wenn innerhalb einer Familie in direkter Blutsverwandtschaft vermehrt Herzinfarkte im jüngeren Alter auftreten, dann sollte man sensibilisiert sein”, warnt Prof. Schäfer und betont: “Einige der erblich angelegten Risikofaktoren wie ein erhöhtes LDL-Cholesterin können wir problemlos frühzeitig bestimmen und auch sehr gut behandeln.” Nach Auffassung des Marburger Chefarztes sollte ohnehin jeder ab dem 35. Lebensjahr seine Cholesterinwerte kennen und regelmäßig kontrollieren lassen.

Gesamtcholesterin sagt wenig aus

Welche Cholesterinwerte bei einer Messung als unbedenklich eingestuft werden, hängt von Risikofaktoren wie ungesundem Lebensstil, Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettleibigkeit, körperlicher Inaktivität und vorausgegangenen Herzerkrankungen ab. “Ein Gesamtcholesterin von 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder 5,2 Millimol pro Liter (mmol/l) deutet nicht zwangsläufig auf ein konkretes Krankheitsrisiko hin. Erst die Bestimmung der Untergruppen – des “guten” High-Density-Lipoprotein-Cholesterins (HDL) und des “schlechten” Low-Density-Lipoprotein-Cholesterins (LDL) – kann näheren Aufschluss geben”, betont Privatdozent Dr. Andreas Förster. “Schließlich ist es ja auch möglich, dass ein vergleichsweise hohes Gesamtcholesterin durch einen durchaus erwünschten hohen HDL-Wert zustande kommt”, gibt der Berliner Kardiologe zu bedenken.

Individuelle Zielwerte vom Risiko abhängig

Für eine realistische Risikoeinschätzung wurde in großen weltweiten Studien untersucht, wie niedrig die Konzentration des als schädlich eingestuften LDL-Cholesterins im Blut sein muss, damit möglichst wenige Schäden auftreten. “Bei keinem oder lediglich einem Risikofaktor liegt der LDL-Cholesterin-Zielwert, den die Patienten mit Hilfe von Lebensstiländerungen und möglicherweise auch Medikamenten erreichen sollten, bei 160 mg/dl bzw. 4,2 mmol/l”, erklärt Prof. Dr. Achim Weizel. Bei mehr als zwei Risikofaktoren liege der LDL-Zielwert bei 130 mg/dl (3,4 mmol/l). Bei Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hatten oder Diabetiker sind, werde ein Wert von unter 100 mg/dl (entspricht 2,6 mmol/l) angestrebt. “Gleichzeitig sollte der Wert des als positiv eingestuften HDL-Cholesterins immer über 40 oder besser 50 mg/dl liegen”, erklärt der Vorsitzende der Lipid-Liga e. V.

Wenn Ernährung und Sport nicht helfen

Reicht eine Änderung des Lebensstils mit ausgewogener Ernährung, mehr Bewegung, Gewichtsreduzierung und Rauchstopp nicht aus, um hohe LDL-Werte zu senken, kommen Medikamente zum Einsatz. Prof. Dr. Jürgen Schäfer: “Wir verfügen heute über ein ganzes Arsenal an hochwirksamen und sehr gut verträglichen Medikamenten, die den LDL-Spiegel effektiv senken können. Die sogenannten Statine sind in der Lage, die Rate an Herzinfarkten deutlich zu reduzieren, und stellen die Basis jeder cholesterinsenkenden Behandlung dar.” Sollte eine alleinige Statintherapie nicht zum Ziel führen, sei eine Kombination mit weiteren Medikamenten wie Cholesterinaufnahmehemmern, Nicotinsäure, Fibraten, Gallensäureaufnahmehemmern oder Fischölkapseln möglich, um nach Möglichkeit auch Hochrisikopatienten besser zu schützen.