“Abnehmen war noch nie so leicht!” – mit solchen und ähnlichen Werbebotschaften preist eine kaum überschaubare Industrie ihre Wundermittel an: Schlank durch Suppen, durch Saftfasten, Hypnose, durch eine Reis-, Brot- oder Apfel-Essigdiät und noch vieles andere mehr.
Im Internet, in Zeitungen und Zeitschriften präsentieren sich dankbare Konsumenten, die ihr Idealgewicht sogar “in Turbogeschwindigkeit” erreicht hätten. Experten aber warnen eindringlich vor kurzfristigen Diäten.
“Je extremer man an Gewicht abnimmt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, danach sehr schnell auch wieder zuzunehmen”, sagt Michael Ristow vom Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena. “Sobald die Diät zu Ende ist, nimmt man nämlich wieder zu. Der allseits bekannte Jo-Jo-Effekt tritt ein.”
Das war schon vor mehr als 100 Jahren nicht anders, als Schlankheitsfanatiker ihre Kräuter, Wässerchen und Wunderpillen einnahmen. Manche versuchten sogar, mit Hilfe von Bandwürmern abzunehmen. Die Darmparasiten entzogen dem Körper einen Teil der Kalorien, so dass man wesentlich mehr essen konnte, als man verdaute. Dass man damit aber auch ein unvertretbar hohes Gesundheitsrisiko einging, schien offenbar nebensächlich. Da war es schon weniger gefährlich, sich ein rotierendes Band um die Hüften zu legen und in der Rüttelmaschine ordentlich durchschütteln zu lassen, oder auf eine Seife hereinzufallen, mit der man sich nur häufig genug waschen musste, wenn man abnehmen wollte.
“Die Ernährungsmedizin hat in ihrer langen Geschichte eine Reihe von Substanzen ermittelt, die wesentlich dabei helfen, das Gewicht zu reduzieren”, erklärt Ristow. “Man kann mit Medikamenten große Effekte erzielen, aber sehr, sehr selten ohne Nebenwirkungen.”
So sei in den 1920er Jahren beobachtet worden, dass Textilarbeiter extrem schlank gewesen seien, obwohl sie viel gegessen hätten, erzählt er. Schließlich habe man in den Färbelaugen der Textilien eine Substanz entdeckt, die verantwortlich für die Gewichtsreduzierung gewesen sei. Diese Substanz sei dann als Medikament zur Gewichtskontrolle verwendet worden, habe jedoch zu Nervenschädigungen und sogar zu Todesfällen geführt.
“Die heute bekannten, besonders wirksamen Substanzen sind gesundheitsschädlich und daher nicht zugelassen, während die meisten zugelassenen Mittel weniger wirksam sind”, meint Ristow.
Fette oder Kohlenhydrate – wen trifft die Hauptschuld?
Seit Jahren streiten die Experten darüber, ob die ‘Rettungsringe’ an den Hüften von dem mit der Nahrung aufgenommenen Fett oder von den Kohlenhydraten kommen. Bis heute ist diese Frage nicht beantwortet. Ristow ist der Ansicht, dass die Kohlenhydrate wahrscheinlich das größere Problem darstellten, dennoch sieht er auch derartige Diäten mit Skepsis, weil die Langzeiteffekte nicht ausreichend bekannt seien.
Die extremste Form, Kohlenhydrate zu vermeiden, ist die Atkins-Dät. Sie erlaubt die Aufnahme von Fett und Eiweiß, verzichtet aber konsequent auf Brot, Nudeln, Kartoffeln und Obst. “Auf diese Weise kann man kurzfristig etwas leichter Gewicht abnehmen, doch es ist fraglich, ob dies langfristig gesundheitliche Vorteile oder sogar Nachteile, hat”, wirft der Universitätsprofessor ein.
Belegt sei dagegen, dass Ernährungsformen, bei denen die Gesamtkalorienmenge reduziert werde, langfristig zum Erfolg führten. Hierbei komme den Ballaststoffen eine große Bedeutung zu, also jenen etwa im Vollkorngetreide oder im Gemüse enthaltenen Nahrungsinhaltsstoffen, die sättigten, aber nicht verdaut werden könnten und also nicht als Energielieferant zur Verfügung stünden.
Wer auf gesunde Weise abnehmen möchte, sollte laut Ristow langfristig planen und sich dauerhaft so ernähren, dass sich sein Gewicht normalisiere und dann möglichst auf diesem Niveau bleibe. Eine Diät über einen begrenzten Zeitraum hinweg sei wenig hilfreich und in vielen Fällen sogar schädlich.
“Es gibt aber nicht nur die Möglichkeit, dem Körper weniger Energie zuzuführen, sondern mehr Energie umzusetzen durch sportliche Aktivität. Wer drei Mal in der Woche joggen geht, hat einen höheren Energieumsatz und wird einen Teil der überschüssigen Nahrungsenergie auch wieder los”, betont er.
Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion