Neuwagen einfahren: Altes Klischee oder sinnvoller Ratschlag?

Neuwagen einfahren: Altes Klischee oder sinnvoller Ratschlag? / copyright: thx / djd
Neuwagen einfahren: Altes Klischee oder sinnvoller Ratschlag?
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Jeder Neuwagenkäufer kennt wohl noch den Hinweis des Verkäufers: “Auf den ersten 1.000 Kilometern: Fuß vom Gas, schonend einfahren.” Mit der Zeit ist es um dieses Thema recht still geworden und so mancher Neuwagenbesitzer fragt sich, ob solch ein behutsames Vorgehen noch notwendig ist.

Obwohl der Hinweis aus den meisten Handbüchern der Hersteller verschwunden ist, gibt es doch gute Gründe, die für eine Schonzeit sprechen. Der Motor, das Getriebe, die Bremsen und Stoßdämpfer sowie die Bereifung liefern trotz technischem Fortschritt nicht ab den ersten Kilometern ihre beste Performance. Worauf man sinnvollerweise auch heutzutage nach dem Neuwagenkauf achten sollte, verrät das Internetportal für den Neuwagenkauf MeinAuto.de.

Kein Vollgas geben

Das neue Auto steht vor der Tür, der Neuwagenduft lockt und die Lust auf die erste Ausfahrt ist groß. In der Vergangenheit warnte der Autoverkäufer vor einem übereilten ersten Leistungstest. Heutzutage hört man diesen Hinweis eher selten und auch in den Bedienungsanleitungen liest man den Ratschlag bestenfalls im Kleingedruckten. Früher stand aufgrund zahlreicher Rückstände aus der Produktion und der ersten Kolbenreibung ein Ölwechsel oft bereits nach 1.000 Kilometern an. Dank geringerer Fertigungstoleranzen in der Motorenproduktion, verschmutzen Reibungspartikel heute weit weniger das Öl. Durch effektivere Filter verbleiben Rückstände nur vereinzelt im Ölkreislauf. Ob der Hersteller zu einem frühen ersten Ölwechsel rät, sollte jeder Neuwagenkäufer mit einem Blick in die Bedienungsanleitung prüfen. Darüber hinaus gibt es nach wie vor gute Gründe die ersten 1.000 Kilometer etwas ruhiger anzugehen. Trotz technischem Fortschritt müssen sich Kolben und Zylinder zunächst aufeinander einspielen und an die verschiedenen Lastzustände gewöhnen. Zudem muss das Öl noch bis in die letzten Ritzen dringen, um an jeder Stelle für einen ordentlichen Schmierfilm sorgen zu können. Treffen Kolben und Zylinder ohne ausreichend Öl aufeinander, kann dies schnell zu Kerben im Metall führen.

„Wer aktiv zur Langlebigkeit seines Motors beitragen will, sollte mindestens die ersten 1.000 Kilometer weder lange untertourig fahren noch das Aggregat anhaltend in den roten Drehzahlbereich bringen“, rät Alexander Bugge, Branchenexperte und Geschäftsführer von MeinAuto.de.

Längere Überlandfahrten mit einigen Kurven und leichten Hügeln eignen sich ideal, um seinen Neuwagen schonend einzufahren.

Optimale Bremsleistung und Straßenhaftung erst nach 100 Kilometern

Während der Motor eingefahren werden sollte, sind auch die für eine sichere Fahrt entscheidenden Bremsen und Reifen nicht vom Fleck weg effektiv. Bevor die Bremsen ihre volle Wirkung entfalten, müssen sich Beläge und Scheiben langsam aufeinander einschleifen – Übrigens nach jedem Belagwechsel. Es empfiehlt sich also zu Beginn besonders vorausschauend zu fahren und damit eine lange Lebensdauer zu gewährleisten. Dies gilt ebenso für die Bereifung. Neue Pneus sollten etwa 100 Kilometer eingefahren werden. Bei der Montage auf die Felgen werden die Reifen mit einer speziellen Paste behandelt, die die Reibung mindert. Dadurch können sich bei einer frühen Vollbremsung die Gummis von den Felgen lösen. Zudem sind fabrikneue Autoreifen von einem Trennmittel – Wachs oder Silikon – aus der Fertigung überzogen, das auf den ersten Kilometern für eine verminderte Straßenhaftung und somit einen längeren Bremsweg sorgt. Zu beachten ist dabei auch, dass die Stoßdämpfer und Federn eine gewisse Zeit brauchen, um optimal zu arbeiten und die Kraft des Neuwagens auf der Straße zu halten. Ähnlich sensibel wie der Motor reagiert das Getriebe eines Neuwagens. Hier ist ebenfalls eine Einfahrphase hilfreich, bis ein Rad reibungslos in das Andere greift. Ratsam ist ein schonender Start, um das mechanische System behutsam aufeinander abzustimmen. Grundsätzlich ist etwas Geduld gefordert und es gilt – Bei jedem Teiletausch herrschen ähnliche Bedingungen wie nach einem Neuwagenkauf.