Realer Humor und kritische Betrachtungen bei Buslesung

Vom Busfahrer zum Buchautor: Jens Bergmann / copyright: epubli
Vom Busfahrer zum Buchautor: Jens Bergmann
copyright: epubli

Ein Beinbruch ist schuld gewesen. “Ich hatte persönliches Pech und mir das Bein gebrochen”, erinnert sich Jens Bergmann. Der Busfahrer, sonst das ganze Jahr auf Achse, war nun für mehrere Wochen gezwungen, an einem Ort zu bleiben.

Der 41-Jährige dachte an Gespräche mit Urlaubern während seiner Reisen zurück: “Sie hatten mir oft gesagt, ich soll meine Anekdoten einmal aufschreiben, die ich erlebt habe.” Daraus entstand sein erstes Buch “Busreisen machen glücklich”. Er hat ihm den Untertitel “die irdische Art, himmlisch zu werden” gegeben.

Während der Leipziger Buchmesse begrüßt er an diesem Donnerstag vor dem Eingang der Messehallen denn auch in einem Reisebus Leser und wirbt “mit der bequemsten Lesung der Buchmesse”. Auf rund 140 Seiten hat er seine Erlebnisse zusammengefasst, erschienen ist das Buch beim Verlag epubli aus Berlin, der zur Verlagsgruppe Holtzbrinck (Stuttgart) zählt. Geschäftsführer Jörg Dörnemann erläutert, dass bei dem Verlag – im Unterschied zu anderen Verlagen – das Buch nur auf Bestellung gedruckt wird, “erst wenn ein Buchhändler oder Leser es verlangt”.

Kosten fielen für den Autor nicht an, er werde bei jedem Buch an dem Gewinn beteiligt. Allerdings lässt sich der Verlag die Vergabe einer ISBN-Nummer mit rund 20 Euro im Jahr bezahlen, damit das Buch im Buchhandel und bei Internethändlern vertrieben werden kann. Seit 2008 arbeitet epubli im Berliner Stadtteil Kreuzberg und hat laut Dörnemann inzwischen rund 3.000 Autoren unter Vertrag. Die Auflage einzelner Bücher erreiche bis zu 2.000 Exemplare. “Wir bieten unseren Autoren kostenlose Unterstützung an, damit ihre Bücher besser verkauft werden können”, sagt Geschäftsführer Dörnemann.

“Ich belausche meine Urlauber”

Dazu zählt auch Bergmanns Lesung im Reisebus während der Buchmesse. Er spricht davon, dass sein Buch eine “gelungene Mischung aus realem Humor, Unterhaltung, aber auch kritischen Betrachtungen und authentischen Reiseschilderungen” sei. Am Ende der Reise, sagt er, habe er sich längst ein Bild von jedem einzelnen Mitreisenden gemacht und denke sich seinen Teil. Ja, er belausche seine Urlauber: Ein positiver Effekt sei, dass er sich damit die mitunter langen Fahrtstrecken verkürzen könne. Welche Busgäste ihm besonders im Gedächtnis bleiben? “Das sind die, die aus dem Rahmen fallen”, sagt Bergmann, der seit zehn Jahren als Busfahrer unterwegs ist. Ein Stammgast von ihm wolle jedes Mal Platz sechs im Bus haben, “weil dort nach seinen Worten die Schwingungsbelastung für seine Wirbelsäule am geringsten ist”.

Nächstes Buch schon in Planung

In seinem Erstlingswerk schildert Bergmann die Erlebnisse einer Fahrt nach Sizilien, für sein nächstes Buch – es soll Ende des Jahres erscheinen – hat er sich Frankreich ausgesucht. «Wenn ich mir allerdings selbst einmal eine Reise aus einem Katalog aussuchen sollte, würde ich das Baltikum wählen», sagt Bergmann, der im ostwestfälischen Bünde lebt und vor seiner Busfahrerkarriere Speditionskaufmann war. Doch auch ohne eigene Reisen komme er auf rund 240 Hotelübernachtungen im Jahr: “Ich kann in jedem Bett gut schlafen”, sagt er, “etwas anderes wäre auch schlecht für meinen Beruf.” Doch so sehr er es auch liebe, unterwegs zu sein – “bis zur Rente möchte ich es nicht mehr machen”. Dazu sei der Stress inzwischen zu groß. Seine beiden Töchter und seine Frau werden es ihm danken.

Autor: Redaktion / dapd / http://bvap.de