Jüdische Kulturtage mit 504 Veranstaltungen

Der Projektleiter der Jüdischen Kulturtage in Nordrhein-Westfalen 2011, Herbert Rubinstein, und die Gesamtkoordinatorin der Kulturtage, Regina Plasswilm. / copyright: Volker Hartmann / dapd
Der Projektleiter der Jüdischen Kulturtage in Nordrhein-Westfalen 2011, Herbert Rubinstein, und die Gesamtkoordinatorin der Kulturtage, Regina Plasswilm.
copyright: Volker Hartmann / dapd

Es ist eine wahre Mammutaufgabe: 504 Veranstaltungen in 52 Städten innerhalb von 29 Tagen – die Jüdischen Kulturtage in Nordrhein-Westfalen 2011 warten mit einem so umfassenden Programm auf wie niemals zuvor. Dass da niemand den Überblick verliert, ist Aufgabe von Herbert Rubinstein und Regina Plaßwilm.

Zweieinhalb Jahre lang haben der Projektleiter und die Gesamtkoordinatorin der Kulturtage daran gearbeitet, dass nicht nur am Sonntag bei der offiziellen Eröffnung der Veranstaltungsreihe in Dortmund alles glatt läuft.

Dass im Opernhaus, das passenderweise am Platz der Alten Synagoge steht, einmal der Startschuss zu einem solchen jüdischen Kulturmarathon fallen würde, lässt Rubinstein und Plaßwilm noch heute ein wenig staunen. “Wir mussten viel Skepsis aus dem Weg räumen, vor allem bei den Vorständen des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe und der Synagogen-Gemeinde Köln”, berichtet Rubinstein. “Sie wussten einfach nicht, wie viel Arbeit auf sie zukommt und wie groß auch der finanzielle Aufwand sein würde.” Schließlich waren die beiden Landesverbände an den bisherigen Kulturtagen nicht beteiligt. Hinzu gekommen sei eine verbreitete Sprachbarriere – viele Mitglieder der jüdischen Gemeinden sind Zuwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion und können bis heute nur wenig Deutsch, wobei sich die Situation jedoch laufend verbessert, wie Plaßwilm sagt.

Zuwanderer mit großer künstlerischer Bildung

Nicht zuletzt dieser Gruppe sei es auch zu verdanken, dass die Jüdischen Kulturtage in NRW vor 13 Jahren überhaupt ins Leben gerufen wurden. “Viele der Zuwanderer sind sehr kulturbeflissen. Ihre Kinder lernen zum Beispiel früh, Musikinstrumente zu spielen. Außerdem haben viele eine sehr gute künstlerische Ausbildung”, erläutert die Kulturmanagerin und studierte Historikerin.

Von den vielfältigen künstlerischen Begabungen seiner Gemeindemitglieder ist auch Wilfried Johnen, Geschäftsführer des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, überzeugt. “Wir könnten aus unseren Gemeindemitgliedern zum Beispiel ein sehr, sehr gutes Symphonieorchester auf die Beine stellen – es fehlen nur die finanziellen Mittel dazu”, sagt er.

Die Kulturtage sollen das künstlerische Potenzial in den Gemeinden auch für Außenstehende sichtbar machen. “Viele Besucher werden überrascht sein, dass sie das, was sie sehen, schon kennen, es bisher aber nicht mit jüdischer Kultur in Verbindung gebracht haben”, sagt Johnen.

Impuls für Einblick in jüdische Gemeinden

Seine bisherigen Erfahrungen, die er mit jüdischen Kulturtagen in NRW verbindet, sind durchweg positiv. «Die Leute sagen ‘Toll, dass man mal was von der jüdischen Religion und dem Leben mitbekommt’», berichtet der Verbandsgeschäftsführer. Für viele Außenstehende seien die Kulturtage der Impuls, auch einmal an einer Synagogenführung teilzunehmen – obwohl diese in vielen Gemeinden das ganze Jahr über angeboten werden. “Aber durch die Kulturtage wird eine größere Öffentlichkeit hergestellt und die Möglichkeit, dass man eine Synagoge besuchen kann, bekannter gemacht”, sagt Johnen.

Von den Kulturtagen erhoffen sich die Veranstalter vor allem ein Aufeinanderzugehen von Nicht-Juden und Juden. “Die Veranstaltungen richten sich zu 90 Prozent an nicht-jüdische Mitbürger”, sagt Plaßwilm. “Sie werden wahrnehmen, dass sich die jüdischen Gemeinden für sie öffnen und die jüdische Kultur neue Erkenntnisse bringen wird.” Zugleich hofft Plaßwilm aber auch, dass die Veranstalter, wie etwa städtische Kulturämter, auf jüdische Künstler zugehen und sie zukünftig in ihre Festivalplanungen einbeziehen. “Sie können jetzt sehen, was die Künstler können und sie dann auch in Zukunft buchen”, sagt die Kulturmanagerin.

Dass die jüdischen Kulturtage auch in diesem Jahr ein Erfolg werden, davon ist Plaßwilm überzeugt. “Schon jetzt gibt es einen richtigen Ansturm auf die Eintrittskarten. Viele Veranstaltungen werden ganz bestimmt ausverkauft sein.”

Autor: Redaktion / dapd / http://bvap.de