Weiterbildung ist heute für alle Menschen, die im Beruf stehen, wichtig, sagt Charlotte Cary von Buttlar vom Bundesministerium für Bildung und Forschung: “Nur wer am Ball bleibt, kann seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft sichern und erhöhen.” Wir haben für Sie alle wichtigen Informationen zusammengefasst.
Die individuellen Motive für Weiterbildung sind dabei “so bunt wie das Leben”, sagt Gabriele Weis, Leiterin der Weiterbildungsberatung der IHK Offenbach. “Das sind Leute, die in ihrem Betrieb weiterkommen wollen, ihr berufliches Know-how auf dem aktuellen Stand halten wollen, aber auch Menschen, die sich umorientieren und ganz etwas anderes tun möchten.” Wichtig sei, sich im Vorfeld genau zu überlegen, wo man eigentlich hinwolle.
Professor Harm Kuper vom Arbeitsbereich Weiterbildung und Bildungsmanagement der FU Berlin empfiehlt, bei den Überlegungen von den Anforderungen des tatsächlichen oder gewünschten Berufs auszugehen: “Vor der Weiterbildung steht die Bedarfsanalyse, vor der Bedarfsanalyse die Arbeitsplatzanalyse.” Gute Ansprechpartner hierbei seien der Vorgesetzte und Kollegen beziehungsweise bei einem Jobwechsel der aktuelle Stelleninhaber.
Weiterbildungen ohne Plan machen sich dagegen nicht gut im Lebenslauf, warnt die Stuttgarter Karriereberaterin Petra Perlenfein und rät, auf einen roten Faden in der Vita zu achten: “Man kann schon nach links und rechts gucken, aber die Weiterbildungsmaßnahmen sollten zum Profil passen.”
Wer sich über die eigenen Ziele, Fähigkeiten und Perspektiven unklar ist, dem könnten Online-Tests Orientierungshilfe geben, empfiehlt die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Eine Liste solcher Tests findet sich in der Broschüre “Weiter durch Bildung” (erhältlich bei den Arbeitsagenturen oder als pdf hier). Einen kostenlosen Selbsttest, der von der Stiftung Warentest mit “gut” auszeichnet wurde, findet man unter www.jobtest.unicum.de
Wer nun weiß, welchen Weiterbildungsbedarf er hat, der muss den richtigen Anbieter finden. Und das sei nicht leicht, sagt Ekkehard Nuissl von Rein, wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) in Bonn: “Der Bereich Weiterbildung mit seinen vielen Anbietern und Trägern ist extrem unübersichtlich.” Zudem gebe es keine übergreifende Qualitätssicherung. Qualitätssiegel wie ISO 9000 oder LQW böten aber Orientierungshilfen. Auch die Stiftung Warentest prüft Weiterbildungsangebote (die Ergebnisse für verschiedene Maßnahmen sind, zum Teil kostenpflichtig, unter www.test.de, Rubrik Test + Themen, Kategorie Bildung + Soziales abzurufen). Um dem Lernenden selbst die Möglichkeit zu geben, die Qualität einer Maßnahme abzuschätzen, haben das Bundesinstitut für Berufsbildung und das DIE Leitfäden entwickelt, die im Internet unter www.bibb.de/de/checkliste.htm beziehungsweise die-bonn.de (in der Suchfunktion “Checkliste” eingeben) heruntergeladen werden können. Bei der Auswahl helfen könnten die Bildungsberatungen, die von den Arbeitsagenturen, den Kammern und den Weiterbildungseinrichtungen, zum Beispiel den Volkshochschulen, angeboten werden, sagt Nuissl.
Relativ gut lässt sich die Qualität bei der sogenannten Aufstiegsweiterbildung überprüfen, erläutert Weis: “Hier wird eine Abschlussprüfung, meist vor der zuständigen Kammer, abgelegt. Für die Anpassungsweiterbildung, die berufliche Kenntnisse an aktuelle Erfordernisse anpassen soll, gibt es keine festgelegten Kriterien für den Abschluss.” Bei seriösen Anbietern ginge jedoch aus der Ausschreibung hervor, welche Anforderungen an ein Zertifikat gestellt werden, beziehungsweise ob es nur eine Teilnahmebestätigung gäbe.
Perlenfein empfiehlt bei der Suche nach dem richtigen Träger die Datenbank www.kursnet.arbeitsagentur.de der Bundesagentur für Arbeit. Akademien und Universitäten sowie Anbieter, mit denen das Unternehmen, in dem man beschäftigt ist, zusammenarbeitet, seien ebenfalls geeignete Adressen.
Wie lang und intensiv ein Kurs sein müsse, hänge vom Bildungsbedarf ab, meint Weis: “Es kommt darauf an, was für ein Ziel ich mit der Weiterbildung habe. Möchte ich meine Fähigkeiten an einzelnen Punkten ausbauen, kann ein eintägiger Kurs vollauf genügen, will ich mich breiter qualifizieren oder mich beruflich neu orientieren, sind Crashkurse häufig nicht der Weisheit letzter Schluss.” Erfreulich für den Arbeitnehmer ist natürlich, wenn das Unternehmen die Weiterbildung finanziell oder durch Freistellung, zum Beispiel als Bildungsurlaub, unterstützt beziehungsweise eine innerbetriebliche Maßnahme anbietet. Davon überzeuge man seinen Chef am besten, indem man den Nutzen für das Unternehmen in den Vordergrund stellt, empfiehlt Perlenfein: «Wenn man die Chance oder Notwendigkeit sieht, seine Arbeitsqualität zu verbessern, ist das ein guter Aufhänger. Der Impuls kann auch von außen kommen, durch neue Kundenbedürfnisse oder Veränderungen im Markt.» Weis merkt allerdings an, dass auch Eigenverantwortung gefragt sei. “Das gilt vor allem für die Aufstiegsweiterbildung. Lehrgänge, die zu anerkannten Abschlüssen führen, sind gedacht als Schritt auf der Karriereleiter, das liegt sehr im Interesse des Einzelnen. Da gibt es in der Beratung oft auch Fälle, in denen die Klienten Wert darauf legen, dass der Chef nichts davon erfährt.”
Finanzielle Hilfe gibt es vom Staat, den Ländern und der Europäischen Union, informiert Buttlar. Einen guten Überblick böte die Internetseite www.foerderdatenbank.de der Bundesregierung.
Doch mit der Bildungsmaßnahme allein ist es nicht getan. Wer sich Wissen erworben habe, müsse es im Berufsleben auch pflegen, mahnt Perlenfein: “Man sollte genau planen, welche Elemente man in die Tagesarbeit einbauen kann. Lieber mit kleinen Schritten anfangen, sonst kann man bei Kollegen auf Widerstand stoßen.” Nicht jeder Mensch stünde neuen Ideen und Verfahren aufgeschlossen gegenüber. Das vorsichtige Integrieren der neuen Erkenntnisse könne über Monate gehen. Wichtig sei es allerdings, sich einen Plan zu machen, was man umsetzen möchte, und diesen auch einzuhalten.
Die Bildungsprämie richtet sich an alle Erwerbstätigen, d.h. abhängig Beschäftigte und Selbstständige, Mütter und Väter in Elternzeit, Berufsrückkehrer und mitarbeitende Familienangehörige. Sie besteht aus zwei Komponenten: dem Prämiengutschein und dem Weiterbildungssparen. Den Prämiengutschein kann in Anspruch nehmen, wer maximal 25 600 Euro zu versteuerndes Einkommen hat (Ehepaare 51 200 Euro). Die Vorteile des Weiterbildungssparens kann jeder, der über ein mit Arbeitnehmersparzulage gefördertes Ansparguthaben verfügt, unabhängig vom Einkommen in Anpruch nehmen. Kosten für eine berufliche Weiterbildung können aus dem Ansparguthaben entnommen werden, ohne dass die Arbeitnehmersparzulage entfällt.