Sitzen – Risikofaktor für Diabetes

Das längeres Sitzen Haltungsschäden oder Übergewicht begünstigen kann, ist bekannt. Auch ein erhöhtes Diabetes-Risiko scheint zu bestehen. copyright: pixabay.com
Das längeres Sitzen Haltungsschäden oder Übergewicht begünstigen kann, ist bekannt. Auch ein erhöhtes Diabetes-Risiko scheint zu bestehen.
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Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit, an der immer mehr Menschen erkranken. Nach IDF-Angaben sollen weltweit bis zum Jahr 2030 wahrscheinlich auf 328 Millionen an Diabetes erkrankt sein. Schon heute sind mindestens 6,6 % aller Menschen weltweit an Diabetes erkrankt. In Deutschland leidet sogar jeder 13. leidet an Diabetes – immerhin 6
Millionen Menschen.

Dabei entfallen 90% der Diabeteserkrankungen auf den erworbenen Typ-2. Nur 10% leiden unter der angeborenen Autoimmunerkrankung des Typ-1. Um den erworbenen Typ-2 Diabetes besser entgegen treten zu können, müssen vor allem seine Ursachen und bestehende Risikofaktoren erkannt werden. Eine Studie von 2013 hat gezeigt, dass langes Sitzen die Gefahr der Erkrankung erhöht.

Sitzen erhöht Diabetes-Risiko

In der Diabetes-Studie der Universität Maastricht wurden 2.500 Probanden im Alter zwischen 40 und 75 Jahren untersucht. Das Durchschnittsalter betrug 60 Jahre. Die Personen wurden je acht Tage mit einem Bewegungs- bzw. Beschleunigungssensor ausgestattet, der darstellen konnte, wie lange die Probanden mit Sitzen, Stehen oder Liegen verbrachten.

Des weiteren wurde die absolute Dauer eines Sitzintervalls bestimmt. Sitzzeiten, die länger als 30 Minuten am Stück 
andauerten, wurden als Langzeitsitzen kategorisiert.
 Das Gewicht bzw. der BMI, Cholesterin- und verschiedene Blutzuckerwerte bestimmten die Wissenschaftler als weitere Variablen vor der Untersuchung. Personen, die wissentlich an Diabetes litten, wurden von der Studie ausgeschlossen.

Die Blutuntersuchungen zeigten, dass nur 56 % einen normalen und 5% der Teilnehmer einen leicht erhöhten Blutzucker hatten. 29% der Probanden waren sogar unwissentlich an Diabetes Typ-2 erkrankt. Aus den Messwerten der Blutzuckerdaten konnte eine starke Abhängigkeit zwischen der Bewegungszeit bzw. dem Sitzen und dem Glukose-Stoffwechsel gefunden werden. Die Wissenschaftler zeigten, dass Diabetiker im Schnitt 26 Minuten pro Tag länger saßen als Personen ohne die Erkrankung. Auch die Anzahl der Langzeitsitzintervalle war bei Diabetikern erhöht. Verbindungen zu Cholesterinwerten und Übergewicht bzw. Adipositas konnten hingegen nicht gefunden werden.

Sitzen – Risikofaktor für Diabetes copyright: shutterstock.com
Sitzen – Risikofaktor für Diabetes
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Ähnliche Ergebnisse weiterer Studien

Die Ergebnisse lassen die Schlussfolgerungen zu, dass langes, tägliches und vor allem ununterbrochenes Sitzen zu Diabetes Typ-2 führen kann und schon eine Stunde pro Tag längeres Sitzen schädlich ist. Andere Studien fanden unterstützende Ergebnisse. So konnte bereits gezeigt werden, dass nur bis zu vier Stunden tägliches Sitzen als nicht gesundheitsgefährdend gelten. Höhere Sitzzeiten, besonders ohne Unterbrechungen, führten in einer Studie aus Toronto zu einer bis zu 90% höheren Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken.

Bewegung hilft nicht

Ein weiteres alarmierendes Ergebnis der aktuellen Maastrichter Studie ist, dass die vermehrte Sitz-Zeit nicht durch Bewegung oder Sport auszugleichen ist. Somit scheint nicht nur das absolute Maß 
der täglichen Aktivität, sondern vor allem die Kontinuität und die Qualität der Bewegung gesundheitlich wertvoll zu sein. Kontinuierliche, über den ganzen Tag verteilte Bewegung schützt demnach besser vor Diabetes als eine lange Trainingseinheit zum Ende des Tages, obwohl bei dieser mehr Kalorien verbrannt werden würden.

Trotz der umfassenden Datenerhebung weist die Studie aus Maastricht jedoch Mängel auf, denn die Wissenschaftler versäumten beispielsweise, die genaue Ernährungsweise und genetische 
Prädisposition für Diabetes zu untersuchen. Aus der Studie können aufgrund der Altersverteilung keine Rückschlüsse auf die Entstehung von
 Diabetes in jüngeren Altersgruppen gefolgert werden. Sie zeigt ausschließlich den Effekt der Bewegung bei der Entstehung von Altersdiabetes.

Weitere Risikofaktoren für Diabetes

Eine Vielzahl an Risikofaktoren für Diabetes wurde bisher bestimmt. Zunächst einmal gilt eine
 genetische Prädisposition als negative Gegebenheit, die bei Anwesenheit anderer Risikofaktoren 
besonders schnell zu einer Diabetes führt. Es wurden beispielsweise bereits 100 Genorte gefunden,
 die mit Diabetes in Verbindung gebracht werden.
 Doch wie so oft ist für die Entstehung einer Erkrankung selten nur ein Element ausschlaggebend.

So 
gibt es zusätzlich zu der genetischen Prädisposition weitere Risikofaktoren. Vor allem Adipositas, Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung mit viel Fett und Zucker, Rauchen, Fetteinlagerungen in
 der Leber, Stress, schlechte Schlafqualität und psychische Belastungen scheinen eine Erkrankung zu begünstigen. Aber auch Giftstoffe wie Nitrosamine, eine kurze Stillzeit, diabetogene Medikamente und
 Virusinfektionen wie Mumps und Röteln sind schädlich.