Unwetter “Friederike”, das am Donnerstag, 18. Januar 2018, mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 km/h über Köln hinweg zog, hat erhebliche Schäden im gesamten Stadtgebiet angerichtet. Die Stadt Köln gab nun eine vorläufige Bilanz bekannt.
Bis zum gestrigen Abend wurden der Feuerwehr Köln insgesamt 641 sturmbedingte Schäden gemeldet. Die rund 400 Kräfte von Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr arbeiten die Schäden nach Dringlichkeit ab – diese wurde von Erkundungskräften priorisiert. Ein Schwerpunkt der Einsatzmaßnahmen war die Beseitigung von Bäumen und Ästen im Bereich der Straßen. Mehrere Personen wurden in Köln durch den Sturm verletzt.
Schäden an vielen städtischen Gebäuden
Nach Sichtung der insgesamt 664 Objekte, die die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln betreut und bewirtschaftet, gibt es Sturmschäden an zehn von insgesamt 236 Kindertagesstätten, an 48 von insgesamt 277 Schulen sowie an vier von 81 Verwaltungsgebäuden im Stadtgebiet, so die vorläufige Bilanz.
In der Gemeinschaftsgrundschule Martinusstraße in Köln-Esch wurden zwei Drittel der Dacheindeckung heruntergeweht. Hier laufen die Aufräumarbeiten weiter. Die Stadt Köln schaltet einen Gutachter ein, der den Schadensumfang und die Auswirkungen ermittelt. Die Schulleitung hat entschieden, dass am kommenden Montag und Dienstag, 22. und 23. Januar 2018, von 8 bis 11:30 Uhr eine Notgruppe eingerichtet wird, in der die Schüler betreut werden. Die Schule bittet darum, die Kinder nur dann zu schicken, wenn sie gar keine andere Betreuungsmöglichkeit haben. Die Ganztags- und die Sportbetreuung finden wie gewohnt statt. Am Mittwoch, 24. Januar 2018, will die Schulleitung den Schulbetrieb wieder aufnehmen. Dies von 8 bis 11:30 Uhr in den Räumen des Ganztags. Auch die Ganztags- und Sportbetreuung können anschließend wie gewohnt erfolgen. Die Eltern wurden per Brief von der Schulleitung informiert.
Größere Schäden gibt es auch an der Förderschule Sprache am Alten Mühlenweg in Deutz. Dort hat sich am Hauptgebäude ein Teil der Verkleidung der Fluchtbalkone, bestehend aus fünf Stahlblechen, gelöst. Der Bereich wurde abgesperrt. Eine Metallbaufirma wurde mit der Reparatur beauftragt. Der finanzielle Schaden kann derzeit nicht beziffert werden.
Nord- und Ostfriedhof sowie Anlagen in Junkersdorf und Niehl bis Montag geschlossen
Das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen ist zurzeit damit beschäftigt, die Verkehrssicherheit auf den städtischen Begräbnisanlagen wieder herzustellen. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Friedhöfe im Laufe des Tages wieder geöffnet werden können. Nur für den Ost- und Nordfriedhof sowie die Anlagen in Junkersdorf und Niehl muss die ursprünglich nur für heute angesetzte Sperrung bis einschließlich Montag, 22. Januar 2018, verlängert werden. Dort dauert es noch länger, die akute Gefahrenlage zu beseitigen, die durch umgestürzte Bäume, solche, die sich in anderen verfangen haben, und aus den Kronen ausgebrochene Äste derzeit noch besteht. Die auf diesen Friedhöfen für Montag terminierten Beisetzungen können jedoch stattfinden. Friedhofspersonal begleitet die Trauergäste auf sicheren Wegen zu den Gräbern.
Die durch umgestürzte Bäume verursachten Verkehrsbehinderungen hat das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen gemeinsam mit der Feuerwehr abgebaut. Nur die Junkersdorfer Straße ist zurzeit noch gesperrt. Hier sind die Mitarbeiter noch damit beschäftigt, die Sturmschäden zu beseitigen. Die Arbeiten verzögern sich, weil Passanten und Radfahrer die Absperrungen missachten. Die Arbeiten müssen deshalb immer wieder unterbrochen werden.
Im Forstbotanischen Garten und in dessen Nachbarschaft sind Wege durch umgestürzte Bäume versperrt. Die Einrichtung muss deshalb voraussichtlich noch die ganze nächste Woche geschlossen bleiben. Auch im Wald im Bereich der Brücker Hardt und Heide versperren Bäume die Wege, die nach dem Sturm “Burglind” bereits freigeräumt waren. Im Tierpark Dünnwald und im Wildschweingehege auf Gut Leidenhausen hat “Friedrike” die Zäune beschädigt, Tiere sind aber nicht entwichen. In Dünnwald ist das Personal dabei, weitere Bäume, die auf die Zäune zu stürzen drohen, zu beseitigen. Der Tierpark muss deshalb über das Wochenende geschlossen bleiben.
“Friederike” sorgt für Schäden in Millionenhöhe
Orkantief “Friederike”, das über NRW hinweggezogen ist, hat erhebliche Schäden verursacht. Viele Bäume sind umgestürzt und Dächer wurden beschädigt. “Die Schadensumme wird alleine bei unseren Kunden voraussichtlich bis zu 80 Millionen Euro betragen”, gibt Martina Hankammer, stellvertretende Pressesprecherin der Provinzial Rheinland, eine erste Prognose ab. Aktuell wurden bereits rund 8.500 Sachschäden an Gebäuden und mehr als 300 Schäden an Kraftfahrzeugen gemeldet. Ersten Schätzungen des Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nach, wurden in Deutschland versicherte Schäden von 500 Millionen Euro verursacht.
Im Schadenfall schützt die Wohngebäudeversicherung den Eigentümer vor finanziellen Schäden, wenn ein Gebäude durch Sturm, Hagel oder Blitz beschädigt wird. Mit dem Abschluss einer Elementarversicherung werden zudem Schäden durch Starkregen und Überschwemmung abgesichert. Bei Mietwohnungen tritt die Hausratversicherung für Schäden ein. Sturmschäden an Autos, wie beispielsweise durch herunter gefallene Dachziegel oder Äste, werden über eine Teilkaskoversicherung ersetzt.
Was ist im Schadenfall zu tun?
Im Falle eines Schadens hat der Versicherte nur wenige Pflichten, die er beachten sollte. So muss er mithelfen, den Schaden so gering wie möglich zu halten – natürlich ohne sich selbst zu gefährden. Wenn die akute Gefahr vorüber ist, sollten beispielsweise Löcher im Dach behelfsmäßig mit Planen oder Folien abgedeckt oder lose Teile befestigt werden. Außerdem sind Art und Umfang des Schadens so schnell wie möglich dem Versicherer mitzuteilen. Ratsam ist es in jedem Fall, die Schadenstelle zu fotografieren. Dies hilft bei der Bewertung des Schadenausmaßes und beschleunigt die weitere Bearbeitung.