Was macht einen wirklich guten Kaffee aus?

Susanne Bräunig führt seit April 2013 das Röstwerk Hörde in Dortmund. / copyright: Röstwerk Kaffeerösterei
Susanne Bräunig führt seit April 2013 das Röstwerk Hörde in Dortmund.
copyright: Röstwerk Kaffeerösterei

Kaffee ist das liebste Getränk der Deutschen, doch was macht einen wirklich guten Kaffee aus? Liegt es an der Bohne, am Röstverfahren, am Wasser oder an der Kaffeemaschine? CityNEWS traf in Dortmund eine wahrhafte Kaffee-Expertin und sprach der Spezialistin über den schwarzen Muntermacher.

Susanne Bräunig führt seit April 2013 das Röstwerk Hörde in Dortmund. Wir sitzen in ihrem kleinen angrenzenden Café, das sie selbst liebevoll eingerichtet hat und genießen eine Tasse Guatemala Lampocoy Kaffee. Lampocoy Kaffee hat eine leichte Note nach Karamel und Pekanuss und ist, richtig zubereitet, ein Genuss.

Danach möchten wir noch die Hausmarke Hörder Mischung probieren. Aber erst muss uns Frau Bräuning ein wenig aufklären, zumindest darüber, was einen besonderen Kaffee ausmacht.

“Zunächst kommt es auf die Herkunft des Kaffees an”, erklärt uns Susanne Bräuning. “Kaffees in Höhenlagen reifen bei durchschnittlich milden 24 Grad langsamer und erhalten dadurch ausgeprägtere Aromen, ganz so wie beim Wein.”

Bei der Herkunft spielt für Frau Bräuning auch der faire Handel eine große Rolle. So hat sie sich entschieden ihren Kaffee aus Indonesien, Äthiopien, Kolumbien und aus Lampocoy in Guatemala zu beziehen.

Lampocoy ist ein winziges Dorf im Kaffeeanbaugebiet des Nuevo Orient im östlichen Hochland von Guatemala. Die Plantage von Don Juan Gáldamez liegt am Ortsrand mit Blick auf die Höhenzüge der großen Kordillere. Das feucht-kühle Mikroklima, eine Höhe von über 1.200 m und die tiefgründig verwitterten Vulkan-Böden lassen einen sehr hochwertigen Gourmet-Kaffee gedeihen. Er duftet nach Kakao und warmer Erde. Typisches Kennzeichen ist sein großer Körper, die feine Säure und Noten und Pekanuss.

“Hier wirtschaften die Bauern noch tradionell biologisch-organisch und sie erhalten für ihre Arbeit einen fairen Lohn”, erklärt uns Frau Bräuning.

Ausgewogene Aromen und Bekömmlichkeit

Guter Kaffee sollte vor allem ausgewogene Aromen haben und bekömmlich, das heißt magenfreundlich, sein. Das wird im Wesentlichen durch das Röstverfahren erreicht und dazu wird viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Leidenschaft benötigt.

Industrielle Kaffees der bekannten Marken in Supermärkten werden im Schnellverfahren bei hohen Temperaturen hergestellt. Das ist zwar kostengünstig, geht aber zu Lasten des Kaffeegeschmacks und der Verträglichkeit. Bei sehr hohen Temperaturen, werden die Bohnen zu schnell geröstet. Vom Röstgrad ist die Bohne sehr dunkel und enthält viele Bitterstoffe. Zudem hat der schnellgeröstete Kaffee keine Zeit, die aggressiven Fruchtsäuren wie Chlorogensäuren, die die Magenschleimhäute angreifen, abzubauen. Somit ist er nicht gut verträglich.

Rösten = Veredelung

Das Rösten ist der wichtigste Schritt zur Veredelung des Kaffees. Hier kommt es auf die Temperatur und die Temperaturkurve an. Frau Bräuning verwendet für die Veredelung des Kaffees das Trommelröstverfahren. Der blass-grüne und zunächst nach Heu riechende Rohkaffee wird in die vorgewärmte, sich drehende Rösttrommel gegeben. Hier wird der Bohne zunächst die restliche Feuchtigkeit entzogen, wobei die Farbe der Bohne ins Gelb wechselt. Nach weiteren 5 bis 8 Minuten ändert sich die Farbe wieder und die Bohne wird allmählich braun. Dann entsteht ein würziger Geruch, der aber zunächst nicht an Kaffee, sondern an frisch gebackenes Brot erinnert. Die Bohne nimmt jetzt deutlich an Volumen zu. Das liegt an den neu entstandenen Gasen durch das Rösten. Der gleichzeitig entstehende Druck lässt die Zellwände der Bohne hörbar aufplatzen. Dies nennen die Fachleute “Crack”. Jede Bohne hat Ihr eigenes Röstprofil, das protokolliert wird.

Jetzt ist der Zeitpunkt, ab dem sich das gesamt Spektrum der über 1.000 Aromen entfaltet. Für Frau Bräuning bedeutet dies, dass sie in den kommenden 2 bis 3 Minuten genau den Zeitpunkt abpassen muss, an dem das Rösten abgebrochen werden muss, um das bestmögliche Genusserlebnis zu erreichen. „Das ist die Kunst des Röstens, die alle Sinne benötigt, Augen, Nase und Mund“, fährt Frau Bräuning fort.

Alles eine Frage des Geschmacks …

“Da die Geschmäcker unterschiedlich sind, gibt es nicht die eine Röstung für den Kaffee. Manch ein Kaffeeliebhaber möchte den Kaffee lieber dunkler geröstet haben oder die Röstung bis zum zweiten Crack ausdehnen“, erklärt uns Susanne Bräuning, „jeder Röster entwickelt seinen individuellen Kaffee, da gibt es kein Richtig oder Falsch.”

Jetzt kommt der letzte Akt. Der Kaffee muss aufgebrüht werden. Filterkaffee, Espressomaschine, Karlsbader Kanne, Cafetière, Vollautomaten, Siebträger oder Handfilter – wie das Wasser durch den Kaffee läuft, entscheidet mit über den späteren Geschmack.

“Hier scheiden sich die Geister”, klärt uns Frau Bräuning auf, “denn der eine schwört auf den Vollautomaten und der andere ist eher Purist und bevorzugt die Karlsbader Kanne oder den Handfilter.”

Letztendlich entscheidet der Geschmack. Grundlage dafür ist zunächst ein gutes Produkt und der Konsument findet in der Regel seine individuelle Zubereitungsart. Für den, der sie noch nicht gefunden hat, lautet der Rat ‚ausprobieren‘ und den Lieblingskaffee auch mal nach einem anderen Verfahren aufbrühen.

Wasserhärte verändert den Genuss

Und noch ein Wort zum Wasser beziehungsweise zur Wasserqualität. Die Härte des Wassers verändert den Kaffeegeschmack sehr stark. Hartes Wasser reagiert basisch. Das heißt es kann Säuren neutralisieren. Weiches Wasser hingegen ist bis 6°d (Wasserhärte) eher sauer. Vollständig enthärtetes Wasser ist also sauer und verstärkt den säuerlichen Geschmack von säureintensiven Rohkaffeesorten, hellen Röstungen oder schnell geröstetem Kaffee. Das ist in der Regel so gewollt.

Hartes Wasser neutralisiert, insbesondere die bei Arabica-Sorten vorkommenden feinen Fruchtsäuren. Zudem entsteht durch die härtebildenden Mineralien ein Nebengeschmack. Leitungswasser ist in Deutschland meist hart, so ist also für den Kaffeegenießer auch sinnvoll sich mit der Enthärtung von Wasser zu beschäftigen. Hierfür bieten sich am einfachsten Tischwasserfilter an, die von unterschiedlichsten Anbietern auf dem Markt sind.

“Damit haben wir einen kleinen Einstieg für besten Kaffeegenuss erhalten”, endet Frau Bräuning mit ihren Ausführungen.

So können wir Kaffeegenießer jetzt auch verstehen, dass Kaffee nicht gleich Kaffee ist und der Kaffeeröster einen ganz besonderen Beitrag zum Geschmackserlebnis des Lieblingsgetränks der Deutschen beiträgt.

Wer von Susanne Bräuning einen Rat benötigt oder einfach einmal einen Kaffee probieren möchte, findet das Röstwerk Hörde ganz in der Nähe des Phönixsees, in der Hörder Rathausstraße 8, 44263 Dortmund-Hörde, Telefon: 0231 – 220 850 63.

Autor: Redaktion / Röstwerk Kaffeerösterei