Manche Menschen scheinen mit ihrem Hobby verheiratet zu sein. Wenn der Partner jedes Wochenende auf Edelsteinbörsen verbringt oder die Gattin nach Feierabend täglich zwei Stunden für den Marathon trainiert, regt sich bei so manchem Daheimgebliebenen Widerstand.
«Grundsätzlich ist es in Partnerschaften wichtig, Bindung zu leben, aber gleichzeitig Raum für den Einzelnen zu lassen», sagt Rüdiger Wacker, Paartherapeut aus Essen. Jeder sollte daher dafür sorgen, seine eigenen Interessen innerhalb der Partnerschaft auszuleben. «Durch solche Beschäftigungen bringen die Partner immer wieder Neues in die Beziehung und halten sie damit frisch und lebendig», sagt Wacker.
In jeder Beziehung müsse aber auch die Aufteilung der gemeinsamen Zeit verhandelt werden. Neben der Zeit für die Partnerschaft gelte es auch, Kapazitäten für den Beruf, die Kinder, den Haushalt und eben auch für eigene Freizeitbeschäftigungen zu schaffen. «Wenn ein Partner kritisiert, dass der andere zu viele Stunden mit seiner Freizeitbeschäftigung verbringt, dann sollte man erst einmal definieren, wo die Hobby-Zeit seiner Ansicht nach fehlt», sagt Wacker. Man müsse also genau schauen, ob man beispielsweise den Eindruck hat, der Partner vernachlässige durch sein Hobby die Kinder, oder ob es eher um einen Zeitmangel für die Paarbeziehung gehe.
«Danach gilt es, die Zeiteinteilung neu zu verhandeln», sagt Wacker. Dabei sollte man nicht mit Vorwürfen argumentieren, sondern eher über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse sprechen. Wichtig sei, dass beide Partner sich in dieser Situation mit Verständnis begegneten. «Man sollte die Not des anderen sehen und verstehen, dass er einen mit seinem Bedürfnis nicht ärgern möchte», sagt Wacker. Jeder müsse sich außerdem überlegen, welchen Preis er zu zahlen bereit ist. «Oft fällt den Leuten das schwer, weil sie eigentlich alles wollen. Aber alles gibt es nur in Hollywood», betont der Paartherapeut. Irgendwo müsse man Abstriche machen.
Zudem sei es wenig zielführend, wenn der Vielbeschäftigte auf dem Standpunkt beharrt, das sei doch schon immer so gewesen. «Man muss sich klarmachen, dass eine Partnerschaft nicht statisch ist, dass beide Partner sich immer wieder entwickeln und sich dadurch solche Situationen auch verändern können.»
Autor: ddp