Wird die Wohnung von der Sommersonne auf Rekordtemperaturen aufgeheizt, kann das zur Qual werden. Doch auch ohne eine Klimaanlage kann man Abhilfe schaffen. Die beste Methode ist, die Wärme gar nicht erst ins Haus zu lassen. Aber es gibt noch einige weitere Tipps und Tricks man für ein angenehmes Klima sorgen kann.
Sonnenlicht bringt Wärme ins Haus
Wärme gelangt vor allem durch die Fenster mit dem Sonnenlicht ins Haus. Es heizt Möbel und Fußböden auf, und diese Wärmestrahlung bleibt im Raum, zumal gerade moderne Fenster zwar Licht, aber nur sehr wenig Wärme hindurch lassen, erklärt der Koblenzer Physiker und Experte Michael Bockhorst . “Das ist im Winter gut, im Sommer kann es zu Problemen führen.” Die Lösung: Das Sonnenlicht sollte draußen bleiben.
Am wirksamsten sei, die Fenster ganz abzudunkeln, erläutert Dipl.-Ing. Gerhard Rommel vom Technischen Kompetenzzentrum des Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz e.V. in Bonn. “Praktikabel ist das natürlich nicht, zumal Lampen den Raum ja auch wieder aufheizen.” Man solle den Rollladen aber so weit herunterlassen bzw. die Markise so weit herausdrehen, dass keine direkte Sonneneinstrahlung in den Raum kommt. Bei Lamellenjalousien gelte dasselbe, wobei die Wölbung nach außen gedreht sein solle. “Als Faustregel kann man sich merken: Wenn man die Sonnenscheibe von innen sieht, ist der Raum nicht geschützt”, sagt der Ingenieur.
Außenlösungen seien die weitaus effektivere Methode, aber nicht in jeder Wohnung möglich: “Wenn Vermieter, Eigentümerversammlung oder Denkmalschutz dagegen sind, muss man sich andere Möglichkeiten suchen.” Bei Innenlösungen sei darauf zu achten, dass die Stoffe möglichst hell sein sollten: “Dunkle Materialien heizen sich auf und wirken wie ein Heizkörper.”
Reflexionsbeschichtungen könnten den Sonnenschutz weiter verbessern, dies funktioniere allerdings bei Sonnenschutzverglasung nur eingeschränkt. Auf jeden Fall sollte man den Sonnenschutz rechtzeitig herunterlassen: “Die Sonne geht im Hochsommer um vier Uhr auf und hat um sechs Uhr schon so viel Kraft, dass sie den Raum ordentlich aufheizt. Diese Wärme bekommt man den ganzen Tag nicht mehr nach draußen.” Wer tagsüber lüftet, lässt nur noch mehr Wärme ins Haus.
Verdunstungskühle durch bepflanzte Hauswand
Dem stimmt der Physiker Bockhorst zu, gibt aber zu bedenken: “Auch wenn uns das eigentlich klar ist – die Menschen möchten frische Luft, selbst im Passivhaus, wo zusätzliches Lüften eigentlich nicht nötig wäre.” Also gehe es darum, die direkte Umgebung der Fenster möglichst kühl zu halten – die Hauswand. Auch hier spiele die Farbe eine wichtige Rolle, sagt der Physiker: “Dunkle Wände heizen sich bis zu 60 oder 70 Grad auf, helle werden vielleicht fünf Grad wärmer als die Umgebungstemperatur.” Noch günstiger sei eine Begrünung der Fassade: “Pflanzen müssen immer Wasser verdunsten, weil sie Nährstoffe übers Wasser transportieren. Dabei kühlt die Umgebung ab. Auch durch die Photosynthese entziehen sie der Umgebung Energie. Darüber hinaus trägt die Pflanze zur Isolierung der Hauswand bei.”
Überdachungen schützen vor Hitze
Diesen günstigen Effekt könne man auch in der weiteren Umgebung des Hauses nutzen, durch schattenspendende Bäume oder eine Pergola. Zusätzliche Kühlung erreiche man, wenn man den Boden feucht hält, denn dadurch entsteht zusätzlich Verdunstungskälte. “Dafür sollte man natürlich kein Trinkwasser verwenden, sondern Regenwasser sammeln. Das entlastet dann zusätzlich die Abwassersysteme, die durch die zunehmenden Starkregenereignisse oft überlastet sind.”
Wer eine Terrasse oder einen Balkon habe, könne durch Überdachung oder Sonnenschirme die Wohnung von der Wärme abschirmen. Und auch hier gelte: Möglichst helle Wand- und Bodenfarben wählen, um Heizeffekte zu vermeiden.
PC ausschalten und Wäsche aufhängen
Auch durch das eigene Verhalten kann man verhindern, dass Wärme ins Haus kommt – wer Energie spart, wird im Sommer doppelt belohnt. “Ein High-End-PC erzeugt zum Beispiel so viel Wärmeenergie wie zwei Menschen, die im Raum sind.” Wem es zu heiß ist, der solle Elektrogeräte so oft wie möglich ausschalten und nach Möglichkeit auf energieeffiziente Geräte umsteigen. Kondens-Wäschetrockner hätten einen besonders hohen “Heizeffekt”: Laufe das Gerät zwei Stunden in der Wohnung, heizt diese sich so auf, als hätten 15 Menschen dieselbe Zeit darin verbracht. Besser also die Wäsche nach draußen hängen – oder auf ein altes Hausmittel gegen Hitze zurückgreifen und die Wäsche nachts in die Schlafräume hängen: “auch hier entsteht wieder Verdunstungskälte. Wichtig ist allerdings, dass die feuchte Luft abziehen kann”, rät Bockhorst.
Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion