Bunt sind schon die Gärten: Tipps und Ratschläge für Hobbygärtner

Stilvolle Kosmetik statt (Radi)Kahlschlag im herbstlichen Garten. / copyright: Viking / djd
Stilvolle Kosmetik statt (Radi)Kahlschlag im herbstlichen Garten.
copyright: Viking / djd

Wenn bei den letzten Sonnenblumen die Köpfe schwer werden und die Blätter der Apfelbäume sich gelb färben, dann ist endgültig Herbst im Garten. Jetzt beginnt die Zeit, in der das grüne Zimmer des Hauses für das kommende Frühjahr vorbereitet werden kann. Die Kölner Gartenarchitektin Kerstin von Klein gibt Ihnen Tipps und Ratschläge!

Stilvolle Kosmetik statt (Radi)Kahlschlag im herbstlichen Garten, so lautet die Empfehlung, die die Kölner Gartenarchitektin Kerstin von Klein den Hobbygärtnern gibt, die jetzt mit Heckenschere, Harke oder gar Laubbläser parat stehen. Apropos Laubbläser: “Lieber gar nicht erst anwerfen”, sagt Kerstin von Klein. Ihr Tipp: So viel Masse – sprich, von Bäumen und Sträuchern fallende Blätter – wie möglich in den Winter hinüber zu retten. Das heißt: “Sobald alles Laub unten ist, harkt man den Rasen frei. Die Wege sollte man natürlich möglichst schon vorher immer mal wieder säubern, damit niemand auf den nassen Blättern ausrutscht.” Der beste Platz fürs bunte Laub kann laut Kerstin von Klein einerseits natürlich der Komposthaufen sein, andererseits aber auch das Beet: “Dort freuen sich Mäuse oder Igel über den Unterschlupf, und die Stauden werden vor Frost geschützt. Außerdem zersetzen sich die Blätter, so dass man im kommenden Februar – oder wann immer man das Beet beackern möchte – nicht mehr viel Arbeit damit hat, sie fortzuschaffen.”

Die Hecke als klares Gerüst

Stauden wie zum Beispiel der Sonnenhut haben jetzt im Herbst zwar scheinbar ihre beste Zeit hinter sich, doch die Gartenarchitektin meint: “Warum nicht den Winterzierwert entdecken?” So stechen die schwarzen Knöpfe, die vom verblühten Sonnenhut bleiben, zum Beispiel als Kontrast vor hellen Gräsern hervor. Und so mancher Blumenrest entwickelt sich zu einem bizarren Gebilde in Beige oder Braun, das spannend anzusehen ist. “Eingreifen sollte man natürlich, wenn die Pflanzen nach heftigem Regen zu Matsch werden – das ist dann wirklich nicht mehr dekorativ.” Damit sich das Auge ausruhen kann, sollten nach Meinung von Kerstin von Klein die Wege und Kanten sauber sein. Auch sei der Herbst die richtige Zeit, um die Hecke zu schneiden, damit sie sozusagen ein klares Gerüst von Ästen im Garten bilde. “Insgesamt ist es sinnvoll, eine Hecke zwei bis drei Mal im Jahr zu schneiden, wobei unbedingt darauf geachtet werden muss, dass die Brutzeit der Vögel vorbei ist, damit sich kein Nest zwischen den Zweigen befindet.”

Bäume schneiden? Lieber nicht!

Ob aber auch störende Äste der Bäume jetzt abgesägt werden müssen, stellt die Gartenarchitektin infrage: “Das sollte besser im Juni oder August – also während der Vegetationsperiode – geschehen. Dann verheilen die Schnittwunden besser.” Außerdem ließen sich morsche Äste besser erkennen, wenn sie noch Laub tragen, meint die Fachfrau. Sprich: Nach neueren Erkenntnissen rücken erfahrene Gärtner immer mehr davon ab, in Herbst und Winter den Bäumen zu Leibe bzw. auf die Rinde zu rücken.

Wo es wächst wie auf dem Bauernhof – Bunt gemixt und schön fürs Auge

Ein üppiger Bauerngarten ist für Naturliebhaber inzwischen die Alternative zum hoch gezüchteten Reihenhausgarten mit millimeterkurz geschnittenem Rasen. Im Bauerngarten gibt es – ganz wie beim Öko-Landwirt – keine Rasenkante aus Plastik, sondern eine Trockenmauer, in der Eidechsen und Mäuse wohnen und auf welcher Pflanzen wachsen können. Einfassende Hecken bestehen meist aus niedrig gehaltenem Buchsbaum. Typisch für den Bauerngarten: die Kräuterspirale. Sie bietet Currykraut, Rosmarin oder Thymian jeweils den idealen Standort. So gedeiht zum Beispiel das Currykraut am besten im obersten, trockenen Teil der Spirale. Der untere, eher frische Bereich ist etwa für Schnittlauch geeignet.

Pilze und Bakterien für guten Bode

Da man einerseits zwar ernten, andererseits aber auch Blütenpracht anschauen möchte, werden üblicherweise Bauernhortensien und Rosen – vielleicht in einem romantischen Bogen – angepflanzt. Wicken, Tränendes Herz, Kugeldistel, Stockrosen oder Margariten dürfen ebenso wenig fehlen. Damit diese gut gedeihen, gibt es inzwischen moderne, biologische Bodenhilfsstoffe, zu denen etwa spezielle Mykorrhiza-Pilzsporen und Bakterienkulturen zählen, die der Hobbygärtner seinen Pflanzen in reiner Form verabreicht. Auch der eigene Kompost, für den Äste mit einem Häcksler gut vorbereitet werden, sorgt für einen guten Boden. Weil aber dennoch nicht alles so schnell wächst, wie es sich ungeduldige Gärtner meist wünschen (Buchsbaum zum Beispiel muss länger vorgezogen werden), gibt es in vielen Gartencentern jetzt XXL-Pflanzen, die obendrein winterhart sind. Sie werden nicht mit einem Wurzelballen verkauft, sondern in einem 15 oder 35-Liter Container transportiert und können jederzeit eingepflanzt werden.

Leckeres Obst aus eigenem Anbau: Säuerlich-fruchtig – ein Genuss

Einen ganz normalen Baum mit Boskop-Äpfeln haben viele in ihrem Garten stehen – und kochen die Früchte dann vielleicht mal zusammen mit Rotkohl. Wer lieber einen ungewöhnlichen Weg gehen möchte, pflanzt Wildobst an: Es ist nicht nur schmackhaft und ökologisch wertvoll, sondern obendrein gesund – dank Phenol, Pektin, Fruchtsäure, Gerbsäure, Mineralstoffen und natürlich Vitaminen. Viel davon findet sich zum Beispiel in der Mispel, auch Mespilus germanica genannt, einer echten Herbst- und Winterfrucht: “Man sollte sie ernten, wenn der erste Frost darüber gegangen ist”, sagt Gartenarchitektin Kerstin von Klein. Die Früchte, ungefähr kartoffelgroß und rundlich, schmecken säuerlich-fruchtig, ein wenig nach Marzipan – und lassen sich wunderbar mit Vanillejoghurt genießen. Nicht alles Wildobst lässt sich jedoch roh essen: Eher etwas für Kuchen oder Marmelade sind Sanddorn, Holunder oder Hagebutten.

So überwintern Feigen und Zitronen

Wer einen Obstgarten anlegen möchte und nicht viel Platz hat, sollte sich für Bäume im Säulenformat entscheiden. Zu diesem so genannten Säulenobst zählen neben Apfel- und Birnbäumen auch Kirsch- und Pflaumenbäume. Bei manchen Züchtungen wachsen sogar verschiedene Obstsorten an einem Baum (wie Äpfel und Pflaumen). Spalierobst, das an Hausmauern oder Gartenzäunen angelegt wird, ist eine weitere Alternative für einen kleinen Garten. Zitronen- oder Feigenbäumchen gedeihen gut in Kübeln und können in mobilen Gewächshäusern überwintern. Übrigens gibt es inzwischen auch robuste Erdbeersorten, die extra für den Hausgarten gezüchtet wurden und auch Frösten widerstehen, wie zum Beispiel die Hummi Silva.

Die richtige Apfelsorte finden

Der Herbst – vor allem der Oktober – ist die Zeit, in der die meisten Äpfel im Obstgarten geerntet werden. Nicht alle können gelagert werden, manche sollte man bald essen. Wer wenig Möglichkeiten hat, Äpfel über den Winter aufzubewahren, sollte dies gleich beim Anlegen seines Obstgartens bedenken – bzw. die bereits gepflanzten Bäume auf Sorten umveredeln, deren Früchte im Spätsommer oder Herbst direkt in den Apfelkuchen oder ins Kompott kommen. Sorten wie Renette oder Alkmene, Boskop, Bohn- oder Boikenapfel sind kräftiger in Struktur und Geschmack. Sie eignen sich daher gut zum Lagern – kühl und frostfrei, oder aber in einer Folientüte mit CO2-Schutzatmosphäre, die die Äpfel lange frisch hält.

Autor: Redaktion / HKI