Was tun mit den Rauchern? Die Frage beschäftigt Gesundheitsorganisationen, Krankenkassen, Arbeitgeber und Veranstaltungsagenturen wie auch Privatpersonen gleichermaßen. Angetrieben von Kampagnen gegen das Rauchen hat sich in der Gesellschaft ein Wandel vollzogen. Zeitgleich entwickelte sich aus dem Abseits eine ungemeine Kreativität; die Industrie versucht sogar aus den Nachteilen des Rauchens einen Vorteil zu schlagen. “Dampfen” mit der E-Zigarette scheint der alternative Ausweg zu sein, der das Übel beenden soll.
Raucher haben durch ihr Laster mit vielen Nachteilen und auch Vorurteilen umzugehen. Durch ihr Konsumverhalten setzen sie sich täglich nicht nur gesundheitlichen sondern auch ästhetischen und nicht zuletzt sozialen Negativkomponenten aus, die die Angewohnheit des Qualmens sozusagen als Nebenwirkung mit sich bringt. Vom Gesundheitswesen und den Krankenkassen als Risikogruppe eingestuft und gesellschaftlich ins Abseits gedrängt, wird Rauchern sehr klar gemacht, dass ihr Laster oder gar sie selbst als Person unerwünscht sind. Raucher gelten als weniger attraktiv, ungebildet und beruflich weniger erfolgreich. Ein durch und durch negatives Bild, das sich als Konsequenz großflächiger Gesundheitskampagnen und gesellschaftlicher Verbote im Kopf der Menschen manifestiert hat.
Früher war ich cool: Das Rauchen im Wandel der Zeit
Bis zu den 90er Jahren wurde hemmungslos immer und überall gequalmt – kein Film, in denen der Held keinen Glimmstängel zwischen den Lippen hatte, keine Theke, auf der sich keine Aschenbecher reihten. Selbst in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln wie Busse, Züge und sogar Flugzeuge war Rauchen keine Randerscheinung. Die Zigarette gehörte zum Alltag, wurde weniger als Laster toleriert und eher als Entspannungshilfe angesehen – wie das Bierchen zum Feierabend oder das Glas Wein zum Abendessen. Mit Zigarette erschien alles besser. Vom Warten auf den Bus bis zum Liebesakt. Tatsächlich gibt es bekennende Raucher, die ihre “Zigarette danach” als befriedigender empfinden sollen, als den Geschlechtsverkehr selbst.
Raucher galten als cool und schick; noch anfangs des 20. Jahrhunderts war die Zigarette, Pfeife oder gar die Zigarre vornehmlich der reichen Oberschicht vorbehalten. Der Rauch gehörte in den englischen Gentlemen Clubs ebenso dazu wie das Glas Scotch oder Whisky. Mit den zwei Weltkriegen wurde das Rauchen demokratisiert. Um die Moral aufrecht zu halten, wurden Zigaretten an die Soldaten verteilt; das Teilen der letzten Zigarette vor der entscheidenden Schlacht ist ein Kriegsbild, das immer wieder in Büchern und Filmen verwendet wird.
Die Emanzipation der Frauen in den 1960er Jahren verschaffte auch der “Dame von Welt” das Recht auf den Rauchkonsum und angetrieben durch die ersten Filmstars wollte spätestens mit der Welle der wilden 70er jeder Rauchen. Die Zigarette stand für Freiheit – ein Gefühl, das auch aktuell – trotz Rauchschutzgesetz, welches die Tabakindustrie die vergangenen Jahre zunehmend in die Knie zwingt – gerne von der Werbung suggeriert wird.
Ausgegrenzt: Süchtigen wird klar gemacht, dass sie unerwünscht sind
Wer sich nach einem gemeinsamen Essen in Gesellschaft keine Zigarette ansteckte wurde meist ungläubig angesehen. Heute trifft die gesellschaftliche Ausgrenzung nur noch die Raucher. In die Außenbereiche von Restaurants und Diskotheken verbannt und in gläserne Raucherpavillons gepfercht, wird “Süchtigen” zunehmend gezeigt, dass ihr Konsumverhalten unerwünscht ist. Dieses Stimmungsbild ist das Ergebnis eines über Jahrzehnte hinweg stattgefundenen Wandels. Gesteuert von offiziellen Gesundheitskampagnen der WHO – ganz aktuell denkt die Weltgesundheitsorganisation über eine weitere Zigaretteneinschränkung für die Filmindustrie nach – und gesellschaftlichen Verboten veränderte sich die Sichtweise auf das Rauchen, ergo auch das Rauchverhalten selbst (Quelle: www.aerzteblatt.de).
Vom Rauch profitieren nur zahlreiche Krankheiten – und der Staat
Mittlerweile dürfte es jedem klar sein, dass das Rauchen viele Nachteile mit sich bringt. Bei der Entscheidung, mit dem Rauchen aufzuhören, spielen hauptsächlich gesundheitliche – gefolgt von finanziellen – Argumente eine Rolle. Ungefähr 140.000 Menschen sterben alleine in Deutschland jährlich an den Folgen des Rauchens. Die Sterberate verursacht durch das Passivrauchen wird auf circa 3.400 deutsche Opfer pro Jahr geschätzt. Rauchen schädigt das Immunsystem, wo von viele Krankheiten profitieren. Raucher sind öfters und länger krank, leiden unter Raucherhusten, Bronchitis und Kurzatmigkeit. Ganz zu schweigen von dem höheren Risiko an Krebs zu erkranken.
90 Prozent aller Todesopfer durch Lungenkrebs waren Raucher. Insgesamt wird das Wachstum von Krebszellen an 13 verschiedenen Stellen im Körper begünstigt. In einer Zigarette sind 40 verschiedene Stoffe enthalten, die dem menschlichen Körper allesamt schaden. Neben Teer und Rauch ist es auch das Nikotin, welches einen der Hauptabwehrmechanismen des Körpers gegen Krebs ausschalten, berichten amerikanische Forscher in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Investigation. Nikotin und daraus entstehende Stoffe aktivieren innerhalb weniger Minuten einen Mechanismus, der den programmierten Zelltod, die sogenannte Apoptose, verhindert.
Zudem wird das Rauchen immer teurer. 5,50 Euro kostet eine Schachtel mit 19 Zigaretten aktuell. Umgerechnet verqualmt ein Raucher 29 Cent pro Zigarette, je nach Rauchkonsum wird schnell mal ein zweiwöchiger Urlaub verpafft. Von der “Verschwendung”, wie es Nichtraucher betrachten, profitiert die deutsche Allgemeinheit. Die Tabaksteuer ist nach der Energiesteuer die ertragreichste Verbrauchersteuer und fließt ausschließlich dem Bundeshaushalt zu (Quelle: wikipedia.de). Durchschnittlich 80 Prozent des Kaufpreises einer Zigarettenschachtel gibt der Raucher an den Staat ab. Offiziell heißt es, die hohen Preise, beziehungsweise Steuerabgaben, dienten der Abschreckung und würden Gesundheitskampagnen zugutekommen. Die Krankenkassen profitieren jedoch nicht mehr von der Tabaksteuer.
Nicht nur Gesundheit und Geldbeutel leiden, auch ästhetisch müssen Raucher einiges einstecken: Die Haare werden spröde, die Zähne werden gelb, die Haut wirkt fahl und altert schneller als es ohne Zigaretteneinfluss der Fall wäre und und und …
Des Weiteren übt Zigarettenkonsum einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit aus. Die Schadstoffe des Rauchens beeinträchtigen den weiblichen Eisprung sowie die männlichen Spermien gleichermaßen negativ, auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten bei Frauen sowie Erektionsstörungen bis zur kompletten Impotenz beim Mann sind Risiken, die mit dem Rauchen einhergehen.
Letztendlich wird Rauchern auch eine negative Umweltbilanz zu Lasten gelegt: Von der Zigarettenpackung aus Plastik über die Herstellung von Tabak, der angepflanzt, abgebaut, verarbeitet und transportiert werden muss sowie die vielen chemischen Zusätze, die ebenfalls hergestellt werden müssen, bis zum in die Umwelt entlassenen Rauch führt das Rauchen zu einer schlechten CO2-Bilanz.
Wohin mit den Rauchern? Aus dem gesellschaftlichen Abseits geht es nur ohne Tabakzigarette
Die Diskriminierung gegenüber Rauchern hat so starke Züge angenommen, dass die größte Herausforderung von Partyveranstaltern heute die Frage ist “wohin mit den Rauchern?”. Denn auch auf freien, sprich unbedachten, Geländen darf nicht nach Herzenslust gequalmt werden. Zum Schutz der Nichtraucher müssen Raucherbereiche abgegrenzt sein, was nicht nur die Veranstaltungsdynamik stört, sondern weitere rechtliche Probleme aufwirft: Nicht selten fühlen sich Anwohner durch den Lärm, den ins Abseits beförderte Raucher durch Gespräche verursachen, dermaßen belästigt, dass die Polizei gerufen wird.
Wohin also mit den Rauchern? Wer heute weiterhin seiner Lust nach einer Zigarette nachkommen möchte, muss also entweder gerne alleine sein, ein starkes Selbstvertrauen haben oder auf Alternativen umschwenken. Letzteres gibt es mittlerweile genügend. Die Industrie hat sich in den vergangenen Jahren auf die Herausforderungen sowie auch auf die Wünsche der Raucher eingestellt und mit der elektrischen Zigarette, der sogenannten E-Zigarette, eine Alternative entworfen, die Raucher aus dem gesellschaftlichen Abseits holen soll.
Der Dampf der E-Zigarette ist geruchs- und rückstandlos
Tatsächlich punktet die E-Zigarette mit allerlei Vorzügen: Die Liquids der E-Zigaretten enthalten als Hauptbestandteile Propylenglykol, Wasser, Glyzerin, Ethanol, Nikotin und auf Wunsch aromatische Stoffe. Mit den Inhaltsstoffen, die gänzlich ohne Tabak und auf Wunsch auch ohne Nikotin auskommen, gilt die elektrische Zigarette weitaus verträglicher als die herkömmliche Zigarette. In bisherigen Studien konnten keine gesundheitlichen Folgen festgestellt werden. Krebserregende Stoffe wie die in den Tabakzigaretten befindlichen Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid sowie diverse Verbrennungsstoffe fallen weg. Die E-Zigarette funktioniert mit Dampf, der durch ein Mundstück inhaliert wird, Dieser ist geruchs- und rückstandslos – entsprechend sind auch die Gefahren des Passivrauchens nonexistent.
Viele ehemalige Raucher fühlen sich durch den Konsum der E-Zigarette wohler. In Blogs und Foren wird von einem besseren Atem, einer verbesserten Ästhetik und dem Verschwinden von Raucherhusten und Kurzatmigkeit berichtet. Generell fühlen sich Konsumenten fitter und eher von der Gesellschaft akzeptiert. Wobei die Aussage der Werbeindustrie, immer und überall dampfen zu dürfen, so nicht stimmt. Zwar fällt die E-Zigarette nicht unter das Nichtraucherschutzgesetz, dennoch wird das Dampfen in öffentlichen Gebäuden ebenso häufig verboten wie bisher das Qualmen. Zusätzlich sind für Raucher / Dampfer neue Einschränkungen seitens des Gesetzes zu erwarten. So dürfen E-Zigaretten nicht mehr an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren verkauft werden. Das Gesetz trat im April in Kraft. Bislang waren E-Zigaretten vom Verkaufsverbot ausgenommen, weil sie keinen Tabak enthalten.
Allein aber die Tatsache, dass Kleidung, Hände, Haare und Atem nicht mehr nach Zigarette riechen wird sowohl von Konsumenten als auch von seiner Umgebung als positiv wahrgenommen.
Pluspunkte für die E-Zigarette sind des Weiteren die Produktvielfalt und Anwendungsbreite sowie das oft wirklich stylische Design der Zigaretten, die es in zahlreichen Modefarben bis zu unscheinbaren Exemplaren in schwarz, silber oder anthrazit gibt. Auch E-Zigaretten die wie herkömmliche Zigaretten aussehen gibt es zu kaufen. Wer darauf Wert legt und es will, könnte seine E-Zigarette sogar an sein Outfit anpassen.
Ob sich mit der E-Zigarette sparen lässt, hängt vom persönlichen Verhalten ab
Allerdings wird dies ein teurer Modespaß. Denn selbst günstige Einsteiger-Modelle kosten um die 20 Euro. Zwar gibt es Einweg-Modelle ab fünf Euro, jedoch sind diese nicht zu empfehlen – nicht nur wegen der verständlichen “Wegwerfqualität” sondern auch wegen des weniger befriedigenden Dampferlebnisses.
Welche E-Zigarette sich für welchen Dampfertyp eignet, hängt von persönlichen Vorlieben und dem Dampfverhalten ab. Wichtig bei der Entscheidung sind Fragen wie häufig gedampft und welche Zugtechnik verwendet wird. Um “seine” E-Zigarette zu finden, bedarf es eine gute Verkaufsberatung und eventuell etwas Geduld. Zahlreiche sogenannte Vaper Shops bieten vor Ort die verschiedenen E-Zigaretten-Typen und auch die Liquids zum Probieren an. Hier wird man auch als Laie fachkundig beraten.
Wieviel Geld durch den Umstieg von der herkömmlichen Zigarette auf ein elektrisches Modell gespart wird, hängt ebenso vom Konsumverhalten ab. Während die Anschaffungskosten je nach Modell zwischen 20 und 100 Euro liegen können, berechnen sich die Betriebskosten aus dem Verschleiß der Verdampferköpfe, Clearomizer und Akkus. Hinzu kommen die Verbrauchskosten der Liquids, die in Fläschchen zu zehn Milliliter zu je etwa fünf Euro erhältlich sind. Zehn Milliliter Liquid können mit 60 Zigaretten gleichgesetzt werden. In Punkto Verbrauch lässt sich also eine deutliche Ersparnis erzielen. Hinzu kommen die Verbrauchskosten, die auf circa 15 Euro pro Monat geschätzt werden.
Definitiv aber ist, wenn man Pro und Contra gegenüberstellt, die E-Zigarette die bessere, weil gesündere, reinere und ja, auch umweltschonendere (bspw. können Liquidkapseln recycelt werden, es fallen keine Zigarettenstummel an) Alternative.
Stiftung Warentest bewertete die E-Zigarette und das Dampfen in der Märzausgabe 2015 und kam zu folgendem Urteil: “Die E-Zigarette ist nicht gesund. Sie erhält Ihre Nikotinabhängigkeit aufrecht und Nikotin ist ein gefährliches Nervengift, ist aber bestimmt gesünder, denn es fehlt vollständig der Tabakrauch. Sie ist also für Raucher, die sich ohnehin dem Gesundheitsrisiko aussetzen, eine bessere Alternative.”
Wer beim Dampfen auf Nikotin verzichtet und somit nur seine Gewohnheit stillt, der verzichtet somit auf jegliche gefährliche Risikostoffe. Allerdings fehlen bislang Ergebnisse von Langzeitstudien, die eine verlässlichere Einschätzung bieten könnten. Daher bleibt es dabei: Nichtraucher brauchen und sollen nicht mit dem Dampfen anzufangen, Umsteigen lohnt sich aber – sowohl finanziell als auch hinsichtlich gesundheitlicher und sozialer Aspekte.