Viele Eltern haben feste Vorstellungen davon, was für einen Beruf ihr Kind einmal ergreifen soll. Wenn der Sohn dann statt der Akademikerlaufbahn beispielsweise eine Lehre anstrebt, gibt es in Familien häufig Zoff.
“Es ist wichtig, dass Eltern grundsätzlich Interesse für die Berufswünsche ihres Kindes zeigen und sie ernst nehmen”, sagt Elisabeth Raffauf, Autorin des Ratgebers “Pubertät heute”. Mütter und Väter hätten die Aufgabe, ihren Nachwuchs bei dieser Entscheidung zu begleiten und zu beraten.
Dabei sei es durchaus wichtig, dem Teenager zu erklären, falls man mit seinem Berufswunsch nicht einverstanden ist. “Eltern sollten auf jeden Fall ihre Meinung äußern und begründen”, sagt Raffauf. Zudem sollte man versuchen, dem Kind auch die langfristige Perspektive seiner Entscheidung zu verdeutlichen – beispielsweise, dass man ohne Abitur beruflich gesehen oft weniger Auswahlmöglichkeiten hat.
Nach Kompromissen suchen
Die Expertin empfiehlt Eltern außerdem, die Bedürfnisse hinter den Zukunftsplänen des Kindes zu ergründen. “Vielleicht will ein Jugendlicher deshalb eine Lehre machen, weil er in der Schule nicht klarkommt”, sagt Raffauf. In diesem Fall könne möglicherweise ein Schulwechsel ein Kompromiss sein. “Außerdem ist es sinnvoll, wenn auch andere erwachsene Vertrauenspersonen mit dem Jugendlichen über seine Pläne sprechen und ihm so vielfältige Ideen vermitteln”, sagt die Kölner Diplom-Psychologin.
Zudem sollten Eltern sich auch mit ihren eigenen Vorstellungen und Vorurteilen auseinandersetzen. Viele orientierten sich vor allem an ihrem eigenen Werdegang und könnten deshalb mit dem Berufswunsch ihres Kindes nichts anfangen. “Beispielsweise könnte es helfen, wenn man sich mal mit Erwachsenen unterhält, die eine andere berufliche Laufbahn eingeschlagen haben als die eigene”, sagt Raffauf. So bekomme man ein Gefühl dafür, dass andere Wege möglicherweise auch erfolgversprechend sein können.
Wichtig sei, dass man keinen Druck auf den Jugendlichen ausübe. “Man sollte versuchen, seinem Kind seinen eigenen Weg und auch seine eigenen Fehler zuzugestehen”, sagt die Expertin. Manchmal sei eben ein Umweg nötig, um die richtige Richtung zu finden. Möglicherweise stelle der Nachwuchs nach einiger Zeit selbst fest, dass er doch noch studieren möchte. Oder er schaffe es wider die elterlichen Vorbehalte, in seinem Wahlberuf Erfolg zu haben. “Darauf kann man dann auch mit Recht stolz sein”, betont Elisabeth Raffauf.
Autor: Redaktion / dapd / http://bvap.de