Ausbildung abgebrochen – und was passiert nun?

Ausbildung abgebrochen - und was passiert nun? / copyright: Thorben Wengert / pixelio.de
Ausbildung abgebrochen – und was passiert nun?
copyright: Thorben Wengert / pixelio.de

Nicht jedem Azubi gelingt ein problemloser Start in die Berufswelt. Etwa 20 Prozent brechen die Lehre wieder ab, meist gleich im ersten Ausbildungsjahr. Ein Bruch mit weitreichenden Folgen. Deshalb sollte er nicht überstürzt erfolgen. Was davor und danach zu klären ist, hier bei CityNEWS im Überblick!

Du bist voller Elan in deine lange geplante Ausbildung gestartet. Doch bald treten Probleme auf? Dafür kann es viele unterschiedliche Gründe geben. Auf keinen Fall aber sollte eine Ausbildung einfach „hingeschmissen“ werden. Nicht selten lässt sich zusammen mit dem Ausbilder eine Lösung des Problems finden. Denn auch der Ausbildungsbetrieb will seine Mitarbeiter von Morgen meist nicht verlieren. Vor dem Abbruch lohnt sich daher eine Problem-Analyse mit kühlem Kopf. Sollte ein Abbruch aber unvermeidlich sein, bedeutet er nicht das Ende der Berufsausbildung an sich.

Ausbildungsabbrüche: Fakten und Zahlen

  • In weit über 50 Prozent der Fälle wird die Lehre vom Azubi selbst abgebrochen.
  • Bei über 30 Prozent handelt es sich um eine Kündigung seitens des Arbeitgebers.
  • Nur in ca. 11 Prozent der Fälle wird der Vertrag in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst.
  • Rund 60 Prozent der Azubis brechen die Ausbildung bereits im ersten Lehrjahr ab, immer noch 25 Prozent im zweiten, aber nur noch rund 10 Prozent im dritten Lehrjahr. Übrigens treten ca. 4 Prozent der Berufsstarter die Ausbildung sogar gar nicht erst an.

Ausbildungsabbrüche: Hintergründe

Den einen Grund für Ausbildungsabbrüche gibt es nicht. Die Ursachen sind meist komplex, und häufig auch persönlich. Aber es lassen sich Schwerpunkte ausmachen:

  • So sind ca. 70 Prozent der Azubis mit den Bedingungen im Betrieb unzufrieden. Die größte Rolle hierbei spielen persönliche Konflikte mit Vorgesetzten oder anderen Mitarbeitern. Aber auch unliebsame Arbeitszeiten oder Tätigkeiten können zum Abbruch führen.
  • In fast der Hälfte der Fälle erfolgt ein Abbruch der Ausbildung aufgrund von gesundheitlichen Problemen der Azubis. 
  • Und immerhin noch rund ein Drittel der Abbrecher ist mit der Wahl des Ausbildungsberufes an sich unglücklich und hat keine Freude bei der Arbeit. Dann wird der Sinn und Zweck einer Ausbildung verständlicherweise fraglich.

Wichtige W-Fragen vor einem übereilten Abbruch

Warum will ich abbrechen?

Diese Frage ist mit Abstand die wichtigste. Denn es kann Gründe geben, die tatsächlich nur mit einem Abbruch und einer Neuorientierung zu lösen sind. Vor allem dann, wenn gesundheitliche Gründe eine Weiterführung der Lehre unmöglich machen. Dann empfiehlt es sich, möglichst frühzeitig abzubrechen, um nicht zu viel Zeit zu verschenken.

Wo kann ich mir Rat einholen?

Gibt es Probleme mit dem Chef – dann kann ein klärendes Gespräch mit deinem Vorgesetzten die Situation unter Umständen noch retten. Du kannst aber auch deine Lehrer an der Berufsschule um Rat fragen. Sie helfen dir gern weiter. Das Gleiche gilt für die Ausbildungsberater der einzelnen Kammern oder Innungen. Und nicht zuletzt gibt es auch Rat und Hilfe bei den Berufsberatern der Agentur für Arbeit bzw. dem Team U25. In jedem Fall gilt: Je früher bei Problemen Rat und Hilfe gesucht wird, desto besser!

Wie kann mir geholfen werden?

Passt der eingeschlagene Berufsweg, aber es hapert beispielsweise an Vorkenntnissen oder bei der Berufsschulausbildung. Dann können sogenannte ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) deine Rettung sein. Dazu an die Berufsberater der Arbeitsagenturen wenden. Sie treffen mir dir zusammen eine Entscheidung, welche abH dir weiter helfen können. Es gibt beispielsweise die
Möglichkeit für einen zusätzlichen Stützunterricht und sozialpädagogische Betreuung. In kleinen Gruppen oder im Einzeltraining helfen abH-Fachleute, schulische, fachpraktische oder persönliche Probleme zu überwinden. Übrigens: Sie sind für dich kostenfrei und werden von den Agenturen getragen.

Was tun, wenn der Beruf einfach falsch gewählt ist?

Zwischen deinen Vorstellungen vom Ausbildungsberuf und der Realität klaffen Welten? So wie du es nun tagtäglich erlebst, hattest du es dir nicht vorgestellt? Und du hast langsam, aber sicher das klare Gefühl: Dieser Beruf ist einfach nicht der Richtige für mich? Auch dann bitte nicht überstürzt abbrechen, sondern in Ruhe überlegen, ob die Ausbildung erst abgeschlossen werden sollte, um dann in einen anderen Bereich zu wechseln. Oder ob die Weichen komplett neu gestellt werden müssen. Auch dann helfen wieder die Berufsberater der Arbeitsagenturen bzw. die der U25-Teams.

Welche Alternativen habe ich?

Vor dem überschnellen Abbruch solltest du dir einen Plan B zurechtlegen. Es geht hier schlichtweg um die möglichen Ausbildungs- Alternativen. Dafür stelle dir folgende „Was möchte ich“-Fragen:

  • Möchte ich eine Ausbildung im selben Beruf, aber einem anderen Betrieb machen?
  • Möchte ich den Beruf wechseln und eine ganz andere Ausbildung absolvieren?
  • Möchte ich zurück in die Schule und meinen Schulabschluss verbessern?
  • Möchte ich lieber eine Berufsfachschule besuchen?
  • Möchte ich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) machen bzw. einen Zivildienst leisten?
  • Möchte ich sogar in ein Studium bzw. ein duales Studium starten?
  • Womit reagiere ich auf eine Kündigung durch den Betrieb? Im Falle einer Kündigung durch den Ausbilder (nach der Probezeit) muss gut erwogen werden, ob ein Widerspruch dagegen sinnvoll ist. Wenn ja, muss dieser Widerspruch innerhalb von drei Wochen erfolgen. Ein Widerspruch wird mit dem Ziel eingelegt, eine Weiterführung der Ausbildung zu bewirken. Das ist besonders dann wichtig, wenn sich der Azubi bereits im dritten Lehrjahr befindet.

Woran sollte ich noch denken?

Aus welchem Grund auch immer eine Ausbildung endet, auf folgende Dinge hast du Anspruch:

  • ein Arbeitszeugnis (Je besser es ausfällt, desto größer sind die Chancen bei einer neuen Lehrbewerbung)
  • deine Lohnsteuerkarte und andere Arbeitspapiere
  • eine Vergütung bis zum letzten Arbeitstag, auch Resturlaub und Überstunden fallen darunter und müssen geleistet werden.

Weshalb ist der Gang zur Agentur für Arbeit jetzt wichtig?

Immerhin sind knapp 20 Prozent der Azubis, die ihre Ausbildung abgebrochen haben, nachher arbeitslos. Geschieht dies auch in deinem Fall, solltest du dich auf jeden Fall umgehend arbeitslos melden. Es wird dann geprüft, welcher Anspruch auf Arbeitslosengeld (I oder II) besteht. Dies ist unter anderem deshalb wichtig, weil dann in der Regel auch die Frage der Krankenkasse geklärt wird.

Autor: Redaktion/ Bundesagentur für Arbeit