Leben in Balance – Berufstätige sollten ihr Privatleben nicht vernachlässigen

Acht bis zehn Stunden täglich - der Job nimmt im Alltag meist viel Raum ein. Doch es ist wichtig, die verschiedenen Lebensbereiche in Balance zu halten.  / copyright: Sebastian Willnow / dapd
Acht bis zehn Stunden täglich – der Job nimmt im Alltag meist viel Raum ein. Doch es ist wichtig, die verschiedenen Lebensbereiche in Balance zu halten.
copyright: Sebastian Willnow / dapd

Acht bis zehn Stunden täglich, mitunter mehr als 40 Stunden pro Woche – der Job nimmt im Alltag meist viel Raum ein. Für Familie, Freunde und Hobbys bleibt Berufstätigen oft nur wenig Zeit. Doch es ist wichtig, die verschiedenen Lebensbereiche in Balance zu halten.

Körper braucht Wechsel aus Anspannung und Anspannung

“Der Körper braucht den Wechsel aus Anspannung und Entspannung”, betont Margret Degener, Business Coach aus Planegg bei München. Niemand könne auf Dauer ohne Pausen aktiv sein. Nach einiger Zeit drohten sonst Überlastung und gesundheitliche Probleme, warnt die Co-Autorin des Ratgebers “Raus aus dem Zeitstress”.

“Wir leben in einer angstgetriebenen Gesellschaft. Berufstätige treibt die Angst zu versagen, die Angst vor Jobverlust, die Angst vor Überlastung”, sagt der Offenbacher Psychologe Werner Gross. Angst motiviere zwar kurzfristig, sei aber auf lange Sicht ein Energiefresser. Die Überlastung durch den Dauerstress zeige sich bei jedem auf individuelle Weise. “Manche leiden unter Schlafstörungen, andere haben mit Magen-Darm-Problemen, Hauterkrankungen oder Angstzuständen zu kämpfen”, sagt der Autor des Ratgebers “à aber nicht um jeden Preis”. Es sei daher wichtig, dass man seine Kräfte gut einteile und dafür sorge, seine Energiereserven regelmäßig aufzufüllen. “Das gilt nicht nur für Führungskräfte”, betont der Experte. All diejenigen, die ihren Job mit Engagement und Leidenschaft anpackten, liefen Gefahr, sich darin zu verlieren.

Lebensqualität beruht auf mehreren Säulen

Ein gutes Leben ruhe auf fünf Säulen, erläutern Degener und Gross. Eine dieser Säulen sei eine geordnete Tagesstruktur. “Ob diese Struktur durch Arbeit oder ein Ehrenamt gewährleistet wird – wichtig ist, dass man morgens aufsteht und weiß, wie es weitergeht”, sagt Werner Gross. Auch ein guter Kontakt zum eigenen Körper sei wichtig für die Lebensqualität. Weitere zwei Säulen seien die Familie und der Freundeskreis eines Menschen – hier sollte man Unterstützung bekommen, aber auch konstruktive Kritik. “Ein weiterer wichtiger Aspekt für ein gutes Leben ist ein übergreifendes Sinnsystem, beispielsweise eine Religion oder eine Philosophie”, sagt Gross. Diese fünf Säulen seien zwar in unterschiedlichen Lebensphasen unterschiedlich stark belastet – aber es gelte immer, sie im Blick zu haben.

“Ein erster Schritt zu mehr Balance ist, die Angst, die der Job auslöst, zu verringern”, sagt Gross. Wer sein Selbstbewusstsein nur aus der Arbeit gewinne, für den sei jegliche Unregelmäßigkeit im Job höchst verunsichernd. “Findet man neben dem Beruf noch in anderen Lebensbereichen Erfüllung, kann man mit beruflichen Schwierigkeiten ganz anders umgehen.” Wer ein zufriedenstellendes Privatleben führe, komme außerdem ausgeruhter zur Arbeit und erledige seine Aufgaben umsichtiger.

Um Distanz zum Joballtag zu bekommen, sei es hilfreich, regelmäßig Bilanz zu ziehen. “Am besten nimmt man sich jeden Abend zehn Minuten Zeit für einen kleinen Rückblick auf den Arbeitstag”, sagt Gross. Dabei sollte man sich überlegen, was gut lief, wo man Schwierigkeiten hatte, in welchen Situationen man anders hätte handeln sollen. “Auch über den nächsten Tag sollte man kurz nachdenken und überlegen, was einen erwartet und worauf man sich freut”, sagt Gross.

Überzogene Erwartungen an sich selbst aufspüren

Margret Degener empfiehlt, nach Wegen zu suchen, um sich das Leben einfacher zu machen. “Man sollte reflektieren, wo man zu viel von sich selbst erwartet”, sagt Degener. Mit der pubertierenden Tochter Lateinvokabeln zu pauken und sich dabei ständig mit ihr zu streiten, könne beispielsweise eine Aufgabe sein, die künftig andere übernehmen.

Zudem sei es wichtig herauszufinden, wo man auftanken könne. “Dabei hilft beispielsweise die Frage, was man früher gerne gemacht hat und was man sich heute nicht mehr gönnt”, sagt Margret Degener. Dinge, die einfach Freude machen, seien wichtige Energielieferanten – beispielsweise Saunabesuche, Urlaube mit Freunden oder Spaziergänge in der Natur. “Bewegung ist eine sehr wirkungsvolle Methode, um wieder Kraft und Energie zu tanken”, sagt Degener.

Grundsätzlich ist laut Werner Gross besonders wichtig, dass man auf seine innere Stimme hört und sich immer wieder fragt: Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Kann ich all meine Talente und Fähigkeiten einbringen? Nähere ich mich dem Ziel, das ich mir einmal vorgenommen habe? Tut mir das gut? “Um seinen Weg wieder zu finden, kann es hilfreich sein, mit Familie oder Freunden zu sprechen, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen oder einen Psychotherapeuten zu konsultieren”, sagt Gross.

Autor: Redaktion/ dapd