Bundespräsident Christian Wulff hat die NS-Widerstandskämpferin Freya von Moltke gewürdigt. Ihr ganzes Leben sei ein “leidenschaftliches Plädoyer für politisches und gesellschaftliches Engagement” gewesen, sagte Wulff am Dienstagabend in Köln auf einer Gedenkveranstaltung. Mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem Festakt erinnerte die Stadt an Geburtstag der gebürtigen Kölnerin vor 100 Jahren.
Die Verteidigung der Menschlichkeit sei das bleibende Vermächtnis des Widerstands, sagte Wulff. Freya von Moltke habe sich gegen “Unrecht und Ungeist” des NS-Regimes aufgelehnt, auch wenn es sie persönlich einen “unfassbaren Preis” gekostet habe. Doch habe sich Freya von Moltke “nicht durch ihre Vergangenheit überhöht, sondern die Geschichte in sich aufgehoben”.
Freya von Moltke hatte ab 1940 mit ihrem Mann Helmuth James Graf von Moltke im damals niederschlesischen Kreisau mit dem Aufbau einer Widerstandsgruppe, dem “Kreisauer Kreis”, begonnen. Ihr Mann wurde 1944 verhaftet, im Januar 1945 vor dem NS-“Volksgerichtshof” zum Tode verurteilt und dann ermordet. Freya von Moltke lebte nach dem Krieg in Südafrika, kurze Zeit in der Bundesrepublik und seit 1960 in den USA, wo sie am 1. Januar 2010 im Alter von 98 Jahren starb.
Kreisau sei zu einem “symbolischen Ort für die Annäherung und die Versöhnung zwischen Polen und Deutschen´” geworden, sagte Wulff weiter. Für viele Polen sei Kreisau der Ort gewesen, an dem sie von einem anderen Deutschland erfahren hätten: “Es hatte Deutsche gegeben, die sich in Zeiten, in denen das ein todeswürdiges Verbrechen war, Gedanken machten über die sittliche Erneuerung Deutschlands und über seine Verwurzelung in einem geeinten Europa.”
“Freiheit zur Versöhnung”
Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, sagte in ihrer Predigt, Freya von Moltke habe in ihrer Biografie eine “Freiheit zur Versöhnung” gezeigt. Sie und ihr Mann hätten sich weder von der NS-Ideologie verführen noch von der Angst vor dem Regime lähmen lassen.
Stadtsuperintendent Rolf Dommning sagte, Freya von Moltke sei es stets darum gegangen, gegen Hass und Menschenfeindlichkeit und für Versöhnung und Verständigung einzutreten. Sie habe die Fähigkeit besessen, über der »schrecklichen persönlichen Erfahrung nationalsozialistischer Gräueltaten« nicht zu verbittern.
Zuvor hatte Wulff das Restaurierungszentrum des Historischen Stadtarchivs besucht. In einer Lagerhalle vor den Toren der Stadt werden die aus dem vor zwei Jahren eingestürzten Stadtarchiv geborgenen beschädigten Archivalien von Experten gesichtet und instandgesetzt.
Der Bundespräsident ist Schirmherr der “Stiftung Stadtgedächtnis”, die das Projekt finanziell unterstützt. Es sei wichtig, das die wertvollen Archivgüter auch den kommenden Generationen dauerhaft zur Verfügung zu stellen, sagte Wulff bei seinem Besuch.
Autor: Redaktion/ dapd