Wie wird Köln und die Region von „aussen“ gesehen – eine Diskussionsrunde des Wirtschaftsclubs Köln

(ins) Zum ersten internationalen Businesstalk lud der Wirtschaftsclub Köln am 29. November in den Natuzzi Flagship Store Köln ein. Zwischen exklusiven Ledermöbeln diskutierten Vertreter aus unterschiedlichen Ländern über die Bedeutung der Region im internationalen Vergleich.

Unter der Moderation von Jörg Wagner vom Wirtschaftsressort des Kölner Stadtanzeigers standen Britta Thiele-Klapproth vom schweizerischen Generalkonsulat in Stuttgart, Elisabeth Slapio von der IHK Köln, Jean Möhring, Honorarkonsul der Niederlande und gleichzeitig Kultur- und Wirtschaftsbotschafter der Stadt Köln, der österreichische Handelsdelegierte Christoph Sturm, der in London lebende Rechtsanwalt Jan Hoppe und Karl-Heinz Merfeld, der Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, Frage und Antwort.

In den ursprünglich als Capitol-Theater vom Vater von Romy Schneider im Jahr 1955 erbauten Natuzzi-Räumen war die Außenwahrnehmung von Köln das Leitthema. Ziel war es, herauszuarbeiten, was die Stadt Köln tun kann und muss, um ihre Marktchancen attraktiv zu gestalten. Sehr interessant waren dabei die unterschiedlichen Sichtweisen. Jean Möhring betonte die Ähnlichkeit der Großregion NRW mit den Niederländen im Hinblick auf Fläche und Bevölkerung. Auch der rheinische Frohsinn der Kölner sei denen der Niederländer ähnlich. „Seit 425 Jahren gibt es eine konsularische Vertretung der Niederlande in Köln“, sagte er. Trotz allem habe Düsseldorf Köln den Rang abgelaufen, weil die NRW-Hauptstadt mehr Flächen zur Verfügung stellen würde. Insgesamt beklagte Möhring das politische Gerangel in Köln, das eine wirtschaftliche Nutzung brachliegender Industrieflächen unmöglich mache. „Es sind Filetstücke da, sie müssen nur genutzt werden“, sagte der Honorarkonsul und äußerte gleichzeitig seine Verärgerung über die Diskussion um den Godorfer Hafen: „Es kann nicht sein, dass die Stadt hier kein Konzept hat“.

Jan Hoppe erzählte, dass Köln bei den Engländern bekannter sei, als Düsseldorf. „Der Großraum Köln ist für herstellende Betriebe ein großer Absatzmarkt“, sagte der Rechtsanwalt. Besonders werde die Messestadt Köln wahrgenommen. Die Engländer würden jedoch die Deutschen als bürokratisch einstufen, was sie wiederum verabscheuten. Zudem sei Deutschland im Hinblick auf die Steuern als teuer verschrien.

Auch die Schweizerin sagte, dass die Kölner Messe in ihrem Land sehr bekannt sei. Insgesamt würde sich aber die Stadt zu kritisch sehen. So schlecht, wie sie sich oftmals darstelle, sei sie gar nicht. „Köln bietet eine unglaublich offene Unternehmerlandschaft“, sagte Thiele-Klapproth. Zudem würden die Schweizer die Herzlichkeit der Kölner schätzen. IHK-Chefin Slapio betonte, dass Köln eine alte Hansestadt sei und der drittgrößte IT-Standort Deutschlands. „Wir müssen uns überhaupt nicht verstecken“, war ihre Einschätzung. Trotzdem beklagte sie das städtische Erscheinungsbild und die Verkehrsprobleme, die sie als „neuralgische Punkte“ bezeichnete.

Der Chef der Wirtschaftsförderung stellte die Standortvorteile Kölns heraus: „Die Lage von Köln in der Mitte Deutschlands und in der Mitte von Europa ist sehr besonders. Wenn man einen Radius um Köln herumzieht, hat man eine unglaubliche Vielfältigkeit“. Außerdem sei Köln auch ein Versicherungsstandort und in den letzten sechs Jahren hätten sich 200 chinesische Unternehmen angesiedelt. Merfeld betonte in diesem Zusammenhang, dass es eine eigene Serviceabteilung für ausländische Unternehmen bei der Wirtschaftsförderung gebe, so dass diese immer nur einen Ansprechpartner hätten. 

Christian Kerner, der Geschäftsführer des Wirtschaffsclubs zog das Resümee der Diskussionsrunde, bevor er zum Netzwerken einlud: „Es sind große Potenziale vorhanden. Manchmal fehlt es einfach an der Umsetzungskraft“.

Autor: ins