Das Historische Archiv in Köln ist offenbar wegen einer defekten Schlitzwand in der U-Bahn-Baustelle eingestürzt. Wie das Nachrichtenmagazin «Focus» unter Berufung auf Justizkreise berichtet, vermutet die Staatsanwaltschaft den wahren Einsturzgrund etwa zwei bis drei Meter unter der Bausohle am Kölner Waidmarkt.
Nach Bohrungen und Bodenproben glaubten hinzugezogene Tiefbau-Gutachter klare Indizien für eine löchrige Schlitzwand gefunden zu haben. Vieles spreche dafür, dass die Sturzfluten durch dieses Leck in die Baustelle strömten, das Erdreich unter dem Archiv wegspülten und das Gebäude in den Abgrund rissen. Um die Ermittlungen beweisfest zu machen, müsste die vermutete Schadstelle in zirka 40 Metern Tiefe direkt begutachtet werden. Bisher sei das Risiko allerdings zu groß.
Zudem behinderten konträre Interessen der städtischen Kölner Verkehrsbetriebe als Bauherrn, der Staatsanwaltschaft und der Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen die Ursachenforschung. «Es herrscht eine Atmosphäre von Misstrauen und Geheimniskrämerei», sagte ein Ermittler. Kürzlich stritten die Beteiligten vor dem Landgericht darüber, in welcher Reihenfolge die Gutachter die Bohrproben aus der Einsturz-Stelle untersuchen dürfen.
Beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs und zweier benachbarter Wohnhäuser waren am 3. März zwei Menschen getötet und zahlreiche historische Dokumente verschüttet und beschädigt worden. Ein Wassereinbruch in die U-Bahnbaustelle am Stadtarchiv gilt als wahrscheinlichste Unglücksursache.