Lärm ist für die Menschen die größte Umweltplage.
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Autos, Straßenbahnen, Flugzeuge, Presslufthammer, Rasenmäher, Diskotheken: Jeden Tag sind die Menschen einer Vielzahl von Geräuschquellen ausgesetzt, denn das Gehör arbeitet permanent. Der Dauereinsatz sorgt dafür, dass das Gehör besonders strapaziert ist. CityNEWS hat zahlreiche Tipps für etwas mehr Ruhe.

Subjektives Empfinden von Lärm

Obwohl Geräusche zu unserem täglichen Leben dazugehören, empfinden wir viele als lästig. Allerdings wird Lärm nicht von jedem Menschen gleich empfunden. Denn neben der Schalldosis und der Art des Lärms ist es vor allem die subjektive Einstellung, die dafür ausschlaggebend ist, ob der Lärm als störend empfunden wird: So kann einem bereits das Geräusch eines einzelnen Rasenmähers in Nachbars Garten auf die Nerven gehen, wenn man selbst gerade lesen möchte. Mäht man hingegen zum gleichen Zeitpunkt selber Rasen, werden die Geräusche kaum als störend wahrgenommen, obwohl die Dezibelzahl ja nun viel höher liegt. Sitzt man mit Freunden im Biergarten und unterhält sich laut, macht dies Spaß, wohnt man hingegen neben einem Biergarten oder Café, nerven die Gespräche der Gäste. Haben wir also selbst einen Nutzen von dem Lärm, empfinden wir ihn meist nicht als störend. Besonders empfindlich reagieren wir hingegen, wenn bestimmte Erwartungen nicht erfüllt werden. Etwa im Urlaub, in dem ein Hotel in sehr ruhiger Lage ohne Animationsprogramm gebucht wurde und einen stattdessen Musik, hupende Autos und grölende Gäste erwarten.

Lästiger Straßenverkehr

Lärm selber ist nicht messbar, wohl aber der Schall. Das menschliche Gehör nimmt Schallwellen im Frequenzbereich von 20 Hertz bis maximal 20.000 Hertz (Hz) wahr, die Maßeinheit des Schalls ist Dezibel (dB). Eine seit 2002 jährlich durchgeführte Online-Lärmumfrage des Bundesumweltamtes zeigt, dass sich die Mehrzahl der Deutschen vom Straßenverkehr am meisten belästigt fühlt, gefolgt von Flug- und Zuglärm. Daneben wurden Baustellen, Sportanlagen und Nachbarn als häufigste Lärmquellen genannt. Steht man direkt an einer stark befahrenen Straße, ist man einem Lärmpegel von 70 bis 80 Dezibel ausgesetzt. Rauscht ein Lastwagen vorbei, kommt er auf rund 90 Dezibel. Hebt ein Flugzeug ab, dröhnt es mit 120 bis 130 Dezibel, unterhalten wir uns, schallt unsere Stimme mit etwa 60 bis 70 Dezibel. In Diskotheken liegen die Schallpegel oft über 100 Dezibel, bei Musikgroßveranstaltungen sogar noch höher. Aber auch MP3-Player werden häufig auf mehr als 90 Dezibel aufgedreht.

Schlechte Raumakustik in Schulen

Eine Lärmquelle, die nicht zu unterschätzen ist, ist die Schule. Die Raumakustik der Klassenzimmer ist oftmals so schlecht, dass unnötig hohe Geräuschpegel erzeugt werden und die Sprachverständlichkeit beeinträchtigt wird. So haben verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass Schüler und Lehrer oftmals einem durchschnittlichen Lärmpegel von 85 Dezibel ausgesetzt sind. Das ist etwa so laut wie eine Bohrmaschine. Die Geräuschkulisse in den Klassenzimmern kann dazu führen, dass die Schüler langsamer lernen und ihre Merkfähigkeit beeinträchtigt ist.

Schutz am Arbeitsplatz

Am Arbeitsplatz regelt die Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung die Arbeitnehmer vor zu großem Lärm. Darin hat der Gesetzgeber festgelegt, dass dem Arbeitnehmer ein Geräuschpegel von über 80 Dezibel nicht ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen wie Schallisolierungen an Maschinen und Produktionshallen oder aber ein Gehörschutz für die Mitarbeiter selbst, zugemutet werden kann. Einem belastendem Lärmpegel ausgesetzt sind häufig Arbeitnehmer in Großraumbüros. Vor allem Beschäftigte in Serviceagenturen, wo sich oftmals mehrere Personen gleichzeitig unterhalten oder per Telefon und Handy kommunizieren, leiden darunter.

Wenn der Körper leidet: Lärm stresst und macht die Menschen krank

Lärm stresst die Menschen. Er kann direkt das Gehör schädigen, sich aber auch auf den ganzen Körper auswirken. Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten oder erhöhter Blutdruck sind einige der Folgen. Besonders schädlich gilt impulshaltiger Schall, also der ständige Wechsel von Ruhe und extremem Lärm. Aber auch dauerhafter Lärm sorgt dafür, dass der Körper vermehrt Stresshormone ausschüttet. So gehen Experten davon aus, dass Menschen, die jeden Tag Straßenverkehrslärm von 65 Dezibel oder mehr ausgesetzt sind, ein höheres Risiko haben, einen Herzinfarkt zu erleiden.

Vor allem nachts leidet der Körper

Da die Ohren nachts noch sensibler auf Lärm reagieren als am Tag, ist etwa nächtlicher Fluglärm besonders schädlich. Laut einer Studie des Bundesumweltamtes lässt Fluglärm in der Nacht die Gefahr für Bluthochdruck um 14 Prozent ansteigen. Auch das neueste Gerichtsurteil zum Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen sehen manche Experten als nicht umfassend genug, da die flugfreie Zeit nicht ausreiche, um erholsam schlafen zu können. Laut einer Online-Umfrage des Umweltamtes scheint Fluglärm übrigens mit zunehmendem Lebensalter als störender und belästigender erlebt zu werden.

Schwerhörigkeit und Tinnitus

In Deutschland gibt es zwar einen gesetzlich geregelten Lärmschutz, damit beispielsweise die Lärmbelastung am Arbeitsplatz so gering wie möglich gehalten wird, dennoch gilt Schwerhörigkeit mittlerweile als häufigste Berufskrankheit. Sie entwickelt sich schleichend über mehrere Jahre. Besonders betroffen sind Bauarbeiter oder Beschäftigte der Land- und Forstwirtschaft. Bei etwa 30 Prozent der Menschen, die unter lärmbedingter Schwerhörigkeit leiden, tritt zusätzlich ein chronisches Ohrensausen, Tinnitus auf. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen ab und zu Geräusche hören, die eigentlich nicht vorhanden sind. Dies ist aber meist nur vorübergehend der Fall, zum Beispiel in Stresssituationen oder bei Schlaflosigkeit. Beim Tinnitus sind solche Geräusche für einige Zeit dauerhaft vorhanden. Diese Ohrgeräusche wie Pfeifen, Rauschen, Summen oder Zischen belasten die Betroffenen immens und beeinträchtigen ihre Lebensqualität. So leiden sie häufig unter Schlafstörungen, einer Abnahme der allgemeinen Leistungsfähigkeit und Angstzuständen.

Jugendliche unterschätzen die Gefahr des ständigen und lauten Musikkonsums

Ohne geht gar nichts. Ob zuhause, beim Radfahren oder Joggen: MP3-Player, Musik-Handys und Co. sind die ständigen Begleiter vieler Jugendlichen und werden nicht selten bis zum Anschlag aufgedreht. Am Wochenende geht es dann in die Disco oder auf Konzerte. Doch die Dauerberieselung bleibt nicht ohne Folgen. So hat die Zahl der Jugendlichen, die ein Hörgerät verschrieben bekamen, in den vergangenen Jahren laut Informationen der Krankenkassen rapide zugenommen.

Die Gefahr des Musikkonsums in zu hoher Lautstärke wird von den jungen Menschen schlichtweg unterschätzt. Dabei erreichen MP3-Player durchschnittlich einen Lärmpegel von 95 Dezibel, was dem Geräusch einer Kreissäge entspricht, in Diskotheken oder Musik-Großveranstaltungen werden gar 100 bis 110 Dezibel erreicht, entsprechend dem Lärmpegel eines Presslufthammers aus geringer Entfernung. Das Problem ist, dass die Youngsters die laute Musik meist nicht als unangenehm empfinden, da sie ja eben kein Baustellen- oder Verkehrslärm ist. Bereits nach einem Konzert können die extremen Phonstärken zu Schädigungen in den Ohren führen. Besonders empfindlich sind die rund 20 000 Haarzellen tief im Innenohr. Diese Nervenmembranen wandeln Schalldruck in elektrische Impulse um und leiten die Signale ans Gehirn weiter. Ärzte berichten von Fällen bei Konzertgängern, in denen an einem Abend bis zu 10 000 Haarzellen abgestorben waren.

Laut einer Studie des Umweltbundesamtes erhöhen vor allem Mehrfachbelastungen, – also häufige Diskobesuche, lautes Musikhören zuhause und unterwegs plus weitere Lärmquellen am Arbeitsplatz oder durch andere Freizeitaktivitäten – das Risiko für Hörschäden. Die wenigsten Jugendlichen halten sich an die Empfehlung, die Musik nicht lauter als in einer Lautstärke von 85 Dezibel zu hören. Einer EU-Studie
zufolge sind aber Hörschäden schon wahrscheinlich, wenn man fünf Stunden pro Woche mit einem Geräuschpegel von mehr als 90 Dezibel via Kopfhörer Musik hört. Musikkonsumenten mit solchen Gewohnheiten würden nach fünf Jahren Gefahr laufen, irgendwann im Leben taub zu werden.

Eltern sollten daher mit ihren Sprösslingen über gehörschädigenden Lärm und Schutzmöglichkeiten reden. Den Jugendlichen muss klar werden, dass eine Hörminderung ganz allmählich voranschreitet und von den Betroffenen anfangs gar nicht wahrgenommen wird, obwohl bereits irreversible Schäden im Innenohr eingetreten sind. Eventuell hilft ein Aufklärungsgespräch bei einem HNO-Arzt, da die jungen Menschen einem Fachmann vielleicht eher Glauben schenken als ihren Eltern. Auch sollte ihnen bewusst gemacht werden, dass für viele Berufe ein gesundes Gehör voraussgesetzt wird, wie etwa als Pilot, im Polizeidienst oder als Lehrer. Durch ihre Unachtsamkeit könnten ihnen also Zukunftschancen verbaut werden.

Strategien für etwas mehr Ruhe

Lärm beeinträchtigt die Lebensqualität und das subjektive Wohlempfinden der Menschen. Der Körper reagiert mit Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Nervosität und Schlaflosigkeit. Was aber kann man tun, um dem Dauerlärm zu entgehen? Im Berufsleben regelt eine Vielzahl von Verordnungen den Lärmschutz, privat muss man selber einiges dafür tun, um sich Ruhezonen zu schaffen.

Vor allem der Verkehrslärm stellt die Ohren tagein tagaus auf eine harte Bewährungsprobe. Wer öfters mal das Auto stehen lässt und aufs Fahrrad steigt, zu Fuß geht oder mit dem Bus fährt, trägt bereits einiges zur Lärmminderung bei. Ist man selber mit dem Auto unterwegs, sollte man unnötiges Bremsen und starkes Beschleunigen vermeiden.

Beim Heimwerken etwa mit Winkelschleifern, Bohrern oder Kreissäge sollte man immer schützende Kopfhörer tragen und die Arbeiten auf bestimmte Tageszeiten beschränken. Das gilt auch für Gartenarbeiten mit lautem Gerät. Muss doch zu anderen Zeiten gearbeitet werden, spricht man dies am besten mit dem Nachbarn ab. Auch über Gartenpartys informiert man besser die Nachbarschaft.

Haus und Wohnung können mit einfachen Mitteln schallschluckend gestaltet werden: Pflanzen, Teppiche, Bilder oder Vorhänge helfen dabei. Bei extremen Lärmquellen wie einer Schnellstraße oder Großbaustelle empfiehlt sich der Einbau von speziellen Lärmschutzfenstern. Das Schlafzimmer sollte möglichst auf der ruhigsten Seite der Wohnung liegen. Steht eine Neuanschaffung von Elektrogeräten an, möglichst geräuscharme Geräte wählen.

Es lohnt sich, einmal das eigene Medienverhalten zu überprüfen: Also Radio und Fernseher nicht den ganzen Tag laufen lassen und nur auf Zimmerlautstärke schalten. Am besten zwischendurch mal alle Lärmquellen wie Radio, Fernseher oder PC ganz abschalten. Eltern sollten darauf achten, dass der Nachwuchs nicht pausenlos Musik und Hörbücher hört und zudem die Lautstärke der Kopfhörer kontrollieren. Beim Spielzeugkauf auch daran denken, wie viel Krach die Neuanschaffung macht.

Jugendliche sollten sich in den Diskotheken mit Ohrstöpseln schützen und möglichst nach zwei Stunden in der Disco eine 15-minütige Pause in einer ruhigeren Umgebung einlegen, damit sich das Gehör wieder etwas erholen kann. Wer die Lautstärke seines MP3-Players etwas herunter dreht, kann länger Musik hören, ohne dass die Ohren geschädigt werden.

Mehr Infos zum Thema Lärm:

Das Umweltbundesamt informiert in seiner Themenrubrik “Lärm” rund um das Thema. Es stellt unter anderem aktuelle Studienergebnisse zu Lärmbelastungen, Entwicklungen zur Reduzierung von Lärm und Rechtsvorschriften vor, informiert über spezielle Lärmprobleme, zum Beispiel Baulärm, Sport- und Freizeitlärm, und bietet eine Reihe von Veröffentlichungen zum Herunterladen an.

Autor: Redaktion/ djd / HDI Versicherung AG