
copyright: Rheinische Hochschule Köln / Carsten Jezewski
Der Kölner Karneval hat seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. Eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group (BCG) in Zusammenarbeit mit der Rheinischen Hochschule Köln zeigt: Die Wirtschaftskraft des Karnevals liegt inzwischen bei 850 Millionen Euro – rund 40 Prozent mehr als vor der Corona-Pandemie. Damit sichert das Fest etwa 6.500 Arbeitsplätze in der Region und bleibt ein zentraler Faktor für Kölns Wirtschaft und Identität. Die Ergebnisse zur Session 2024/25 wurden nun vorgestellt.
Tourismus und Veranstaltungen als Wachstumstreiber
Der größte Zuwachs entfällt auf den Bereich Touristik und Veranstaltungen, der eine 70 Prozent höhere Wertschöpfung verzeichnet als noch 2019. Vor allem die gestiegene Nachfrage und ausverkaufte Events sorgen für volle Kassen. Die Hotellerie meldet 470.000 Übernachtungen während der Karnevalszeit – 90.000 mehr als vor der Pandemie.
Auch Gastronomie, Einzelhandel und Mobilitätsanbieter profitieren von der Feierlaune der Jecken. Gleichzeitig haben gestiegene Kosten in vielen Bereichen zu höheren Preisen geführt.
BCG-Experte Dr. Dennis Utzerath fasst zusammen: “Die Wirtschaftskraft des Karnevals hat sich stark weiterentwickelt auf 850 Millionen Euro und ist ein absoluter Aktivposten für die Stadt Köln. Fast alle Veranstaltungsformate werden stärker besucht denn je, aber auch die Kosten und Preise für die Feiernden sind kräftig gestiegen.”
Der Karneval als identitätsstiftendes Kulturgut
Der Karneval ist längst mehr als ein buntes Fest: Laut Studie betrachten über 94 Prozent der 5.640 Befragten ihn als einzigartiges Kulturgut und wichtigen Bestandteil der kölschen Identität. Besonders geschätzt werden seine Beiträge zur Pflege von Sprache, Musik und Tradition.
Darüber hinaus wird der Karneval zunehmend als integratives und interkulturelles Fest wahrgenommen, das Menschen unterschiedlichster Herkunft, Altersgruppen und Lebenswelten verbindet.
Vom Partyimage zum Symbol des Zusammenhalts
Während früher vor allem Themen wie Müll, Alkohol oder Lärm im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung standen, rückt heute der Gemeinschaftsgedanke in den Vordergrund. Der Fastelovend gilt inzwischen als Symbol für Zusammenhalt, Freundschaft und Zugehörigkeit.
Neun von zehn Befragten sagen, der Karneval stärke ihr Gefühl der Verbundenheit mit Köln. Gleichzeitig wünschen sich viele mehr Inklusion und Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene. Auch die Einbindung lokaler Traditionen und Bräuche soll künftig eine größere Rolle spielen.
Forschung begleitet das kölsche Brauchtum
Prof. Dr. Silke Schönert von der Rheinischen Hochschule Köln betont die gesellschaftliche Bedeutung des Karnevals: “Der Kölner Karneval ist weit mehr als Brauchtum – er stiftet Identität, stärkt das Miteinander und prägt das Image der Stadt. Unsere Studie zeigt, dass die gesellschaftliche und integrative Bedeutung heute stärker wahrgenommen wird. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach Inklusion, nach Angeboten für junge Menschen und nach gelebter Tradition.”
Mehr Unterstützung durch die Stadt gefordert
Trotz der positiven Entwicklung wünschen sich viele Jecken mehr Engagement der Stadt Köln. Nur sechs Prozent der Befragten halten die aktuelle Unterstützung für ausreichend, rund 30 Prozent fordern deutlich mehr Einsatz.
Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, erklärt: “Der Karneval hat in den vergangenen Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen. Das zeigt sich an den Besucherzahlen und Umsätzen. Dennoch wird der Großteil des Karnevals von Zehntausenden Ehrenamtlichen getragen. Gleichzeitig steigen die Kosten für Personal, Sicherheit, Produktion und Gebühren massiv an. Hier öffnet sich eine Schere, die wir gemeinsam mit der Stadt schließen müssen.”
Kuckelkorn fordert kreative Lösungen, um das nicht-kommerzielle Brauchtum langfristig zu sichern und den Karneval als lebendiges Kulturerbe Kölns zu bewahren.















































