
Die Ausstellung “Icons In-Between” im Ikonen-Museum Recklinghausen beleuchtet bis zum 6. Juli 2025 die faszinierende Rolle ostkirchlicher Kunstwerke in den Grenzregionen Europas. Im Spannungsfeld zwischen den Habsburgern, dem Russischen Zarenreich und dem Osmanischen Reich entstanden einzigartige Kunstwerke, die den kulturellen Austausch zwischen Ost und West widerspiegeln. Besonders in diesen Kontaktzonen trafen unterschiedliche Konfessionen und religiöse Traditionen aufeinander, was sich in der Gestaltung von Ikonen und Devotionalien niederschlug.
Kulturelle Begegnungen in der Ikonenmalerei

Die Ausstellung “Icons In-Between” präsentiert 39 Ikonen und Devotionalien aus der Sammlung des Ikonen-Museums Recklinghausen sowie aus internationalen Museen und privaten Sammlungen. Diese Werke veranschaulichen, wie ostkirchliche Ikonenmaler westliche Einflüsse aufnahmen und in ihre Traditionen integrierten.
So zeigt eine kretische Ikone eine indirekte Anlehnung an eine Zeichnung von Raffael, während eine rumänische Ikone auf einen Holzschnitt von Albrecht Dürer zurückgeht. Besonders bemerkenswert ist eine Hinterglasikone aus Rumänien, die das Letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci aufgreift. Hier passte der Künstler das Werk an die orthodoxe Ikonentradition an – etwa durch das Hinzufügen eines Heiligenscheins für Christus sowie entsprechender Inschriften. Solche Werke verdeutlichen, dass die Ikonenmalerei in diesen Regionen weit flexibler und weltoffener war, als oft angenommen wird.
Die Muttergottes von Tschenstochau – eine Ikone für Ost und West
Ein zentrales Thema der Ausstellung ist die Verehrung wundertätiger Muttergottes-Ikonen in beiden großen christlichen Traditionen. Ein herausragendes Beispiel ist die Muttergottes von Tschenstochau, die sowohl in der katholischen als auch in der orthodoxen Welt verehrt wird.
Diese Ikone gelangte im 13. Jahrhundert von Byzanz in die Westukraine und wurde später in das katholische Kloster Jasna Góra in Polen überführt. Dort erhielt sie 1717 mit päpstlichem Segen eine Krönung, was ihre wundertätige Kraft offiziell bestätigte. In Polen gilt sie als Schutzpatronin des Landes, fand jedoch im 18. Jahrhundert auch Eingang in die russische Ikonenmalerei. Bis heute wird sie in der Ukraine und in Belarus hoch verehrt. Ihr Weg über die Grenzen der Konfessionen hinweg zeigt eindrucksvoll, wie sich religiöse Kunst über Kulturräume hinweg verbreiten und verbinden kann.
Ikonen als Brücken zwischen Kulturen
Die Ausstellung “Icons In-Between” veranschaulicht eindrucksvoll, dass Ikonen weit mehr als nur religiöse Kunstwerke sind – sie sind Zeugnisse kulturellen Austauschs, Anpassung und künstlerischer Innovation. Sie dokumentieren eine Zeit, in der Grenzen nicht nur trennten, sondern auch Orte der Begegnung und gegenseitigen Inspiration waren.