Entwarnung: Keine Bombe in Köln-Merheim gefunden!

Bombe in Köln-Merheim? Alle Infos zu möglichen Sperrungen, Evakuierung und Entschärfung - copyright: pixelio.de / Thorben Wengert
Bombe in Köln-Merheim? Alle Infos zu möglichen Sperrungen, Evakuierung und Entschärfung
copyright: pixelio.de / Thorben Wengert

Aktualisiert am 26.01.2020: Entwarnung in Köln-Merheim! Die Untersuchungen auf dem Gelände der LVR-Klinik in Köln-Merheim sind am Sonntag, 26.01.2020 abgeschlossen worden. Es wurden nur Fragmente einer bereits detonierten Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg mit einem geschätzten Gewicht zwischen 50 bis 125 Kilogramm gefunden. Die Überreste werden nun vom Kampfmittelbeseitigungsdienst abtransportiert und entsorgt. Alle weiteren Maßnahmen wie Evakuierungen oder Sperrungen der Autobahnen 3 und 4 im Autobahnkreuz Köln-Ost sind somit nicht erforderlich.

Am Sonntag, 26. Januar 2020, werden die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes eine Aufgrabung und Untersuchung auf dem Gelände der LVR-Klinik in Köln-Merheim durchführen. Bei der Auswertung von Luftbildern des Grundstücks wurde festgestellt, dass sich dort eine mögliche Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg befinden könnte. Der Verdacht eines Blindgängers wurde bereits von einer Fachfirma sondiert. Dabei wurde bereits eine metallische Auffälligkeit im Bodengrund bestätigt. Ob es sich dabei allerdings um ein harmloses Metallteil oder wirklich um einen Bombenblindgänger handelt, kann erst bei einer Aufgrabung festgestellt werden.

Untersuchungen, um Fliegerbomben ausfindig zu machen, sind in Köln Alltag und finden häufig statt. Nur in ca. 10 Prozent der Fälle wird bei der späteren Aufgrabung tatsächlich ein Blindgänger gefunden. Das Ordnungsamt der Stadt Köln und alle unmittelbar Beteiligten haben sich für den Fall eines Bombenfundes vorbereitet und werden im Anschluss an die Untersuchung sofort alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen. CityNEWS erklärt hier was am Sonntag, 26.01.2020 genau geschehen wird und welche Maßnahmen für eine eventuelle Evakuierung und Entschärfung getroffen werden.

Was nach den Sondierungsarbeiten geschieht

Die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes werden am Sonntag, 26.01.2020 einen möglichen Bombenfundort in Köln-Merheim untersuchen. copyright: www.ChristianSchwier.de / stock.adobe.com
Die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes werden am Sonntag, 26.01.2020 einen möglichen Bombenfundort in Köln-Merheim untersuchen.
copyright: www.ChristianSchwier.de / stock.adobe.com
  • Falls keine Bombe gefunden wird

Im günstigsten Fall wird nur ein harmloser Metallgegenstand gefunden und entsprechend entsorgt. Alle Beteiligten und Betroffenen können sich wieder ihren alltäglichen Aufgaben zuwenden.

  • Wenn eine Bombe gefunden wird

Sollte tatsächlich eine Bombe mit funktionsfähigem Zünder gefunden werden, müsste der Gefahrenbereich vom Kölner Ordnungsamt sofort evakuiert werden. Anschließend wird die Fliegerbombe von den Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes entschärft. Dafür wurde bereits jetzt zunächst einen Gefahrenradius von 300 Metern um den vermuteten Bombenfundort festgelegt. Dieser Evakuierungsbereich müsste für eine Entschärfung zur Sicherheit komplett geräumt werden. Damit würde sichergestellt, dass selbst im eher unwahrscheinlichen Fall einer kontrollierten Sprengung des Blindgängers keine unbeteiligten Personen zu Schaden kommen.

Mögliche Evakuierungen bei Bombenfund in Köln-Merheim

Bei einem möglichen Bombenfund in Köln-Merheim wurde bereits ein vorläufiger Evakuierungsbereich festgelegt. copyright Stadt Köln
Bei einem möglichen Bombenfund in Köln-Merheim wurde bereits ein vorläufiger Evakuierungsbereich festgelegt.
copyright Stadt Köln

Im festgelegten Evakuierungsbereich würden dann sowohl die gesamte LVR-Klinik in Köln-Merheim als auch ein Teilbereich der RehaNova-Klinik auf dem Gelände der Kliniken der Stadt Köln liegen. Im Evakuierungsbereich müssten auch rund 600 Anwohner der Servatiusstraße in Köln-Ostheim ihre Wohnungen verlassen. Betroffen wäre der Abschnitt zwischen Uckermarkstraße, Ruppiner Straße und Steinrutschweg auf beiden Straßenseiten und in den Einmündungsbereichen.

Die RehaNova würde den betroffenen Gebäudeteil räumen und rund 60 Patienten hausintern in einen anderen Gebäudeteil sowie in das Krankenhaus Merheim verlegen. Transportkapazitäten und Personal stehen bereit. Die Klinik des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) müsste dagegen komplett evakuiert werden. Darauf ist die LVR-Klinik gut vorbereitet. Personal, Transportkapazitäten und Aufnahmeeinrichtungen für rund 460 Patienten stehen bereits zur Verfügung. Die LVR-Klinik und die RehaNova sind im Fall einer Evakuierung bis zum Abschluss der Entschärfung für Besucher nicht zu erreichen.

Krankenhaus Merheim ist nicht betroffen

Das Krankenhaus Merheim ist nicht direkt betroffen von einer möglichen Evakuierung. copyright: Kliniken der Stadt Köln gGmbH
Das Krankenhaus Merheim ist nicht direkt betroffen von einer möglichen Evakuierung.
copyright: Kliniken der Stadt Köln gGmbH

Das Krankenhaus Merheim liegt nicht im möglichen Evakuierungsbereich. Es müsste nicht geräumt werden oder den Betrieb einschränken. Patientenbesuche sollten dennoch während einer möglichen Evakuierung auf dringende Fälle beschränkt werden. Der gesamte Campus des Krankenhauses Merheim würde für Fahrzeuge gesperrt, ebenso das Parkhaus. Es bestünden keine Parkmöglichkeiten auf dem Gelände, damit die reibungslose Evakuierung der LVR-Klinik sichergestellt werden kann.

Die KVB-Buslinie auf dem Klinikgelände Merheim wäre ebenso betroffen. Die Verkehrsanbindungen wären dadurch erheblich beeinträchtigt. Der Zugang in das Krankenhaus Merheim wäre nur aus nördlicher Richtung und ausschließlich über einen Nebeneingang links neben der Notaufnahme möglich. Unmittelbar nach einer möglichen Entschärfung wäre der normale Zugang voraussichtlich im Laufe des Nachmittags wieder frei. Mit längeren Verkehrsbehinderungen wäre allerdings weiterhin zu rechnen.

Auswirkungen auf den Verkehr und mögliche Sperrungen

Auswirkungen auf den Verkehr und mögliche Sperrungen copyright: romelia / pixelio.de
Auswirkungen auf den Verkehr und mögliche Sperrungen
copyright: romelia / pixelio.de

Sperrung der Autobahn A3 nötig

Erhebliche Verkehrsstörungen werden im Falle einer Evakuierung auf der Autobahn 3 erwartet, da beide Fahrtrichtungen im Evakuierungsbereich liegen würden. Dort würde am Sonntag, 26. Januar 2020, ab etwa 11 Uhr die Vollsperrung beider Fahrtrichtungen zwischen dem Kreuz Köln-Ost und dem Dreieck Heumar einleiten. Dafür würden sukzessive einzelne Fahrspuren gesperrt, bis in jede Fahrtrichtung nur noch eine Spur offen ist. Auch diese verbleibenden Fahrspuren würden spätestens eine halbe Stunde vor der geplanten Entschärfung blockiert, um die Vollsperrung der A3 komplett zu machen.

Eine exakte Uhrzeit für die mögliche Freigabe zur Entschärfung durch den Kampfmittelräumdienst kann derzeit nicht genannt werden. Sie würde nach aktuellem Stand nicht vor 13:30 Uhr erfolgen. Eine präzisere Prognose wäre erst mit fortschreitender Evakuierung möglich. Die Aufhebung der Sperrungen auf der Autobahn 3 würde unmittelbar nach einer Entschärfung und wiederum sukzessive erfolgen.

Die Verkehrssituation würde sich daher nach und nach entspannen. Bei winterlicher Witterung würde sich der Abbau verzögern, wenn der gesperrte Abschnitt zunächst von Schnee oder Eis befreit werden müsste. Alle Verkehrsteilnehmenden werden gebeten, sich auf diese Verkehrsstörungen und die daraus resultierenden Staus und Verzögerungen – auch auf Ausweichstrecken – einzustellen. Das gilt auch für den regionalen und überregionalen Verkehr.

Verkehrssperrungen im Evakuierungsgebiet

Zur Sicherung der Transportwege käme es zu weiteren Sperrungen und Beschränkungen rund um den Evakuierungsbereich in Merheim, die aber erst dann wirksam werden, wenn es tatsächlich zu einer Evakuierung kommt. Dazu würde die komplette Verkehrssperrung der Servatiusstraße zwischen Rösrather Straße und Olpener Straße gehören. Fußgänger könnten die Servatiusstraße außerhalb des Evakuierungsbereichs weiter benutzen.

Weitere Beschränkungen würden das Wohngebiet auf dem ehemaligen Madaus-Gelände betreffen. An- und Abfahrt wären dort nur noch über die Madausstraße möglich und die Zufahrt an der Einmündung von der Olpener Straße ist dann nur noch für Anlieger erlaubt. Die Fahrbahnen von Arnikaweg, Auf dem Eichenbrett und Hibiskusweg würden alle an der Ostmerheimer Straße gesperrt, eine Durchfahrt wäre hier nicht mehr möglich. Fußgänger könnten dort aber weiterhin passieren. Der Hibiskusweg würde durch die Entfernung von Pollern verkehrstechnisch an den Aloeweg angebunden.

Halteverbote im Gefahrenbereich

Innerhalb des möglichen Evakuierungsbereichs und im Umfeld werden bereits jetzt temporäre Halteverbote für Sonntag, 26. Januar 2020, ausgeschildert. Diese gelten ab Mitternacht und für den ganzen Sonntag – unabhängig eines Bombenfunds. Damit werden die Transportwege für die mögliche Evakuierung der LVR-Klinik freigehalten. Der Verkehrsdienst der Stadt Köln wird die Einhaltung der Haltverbote am Sonntag schon frühzeitig kontrollieren. Verbotswidrig abgestellte Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt, sobald feststeht, dass eine Evakuierung erforderlich ist. Die Transportwege würden auch für die Rückfahrten benötigt und müssten auch nach einer möglichen Entschärfung frei bleiben.

Beeinträchtigungen von Bahnlinien der KVB

Schließlich würde bei einem Bombenfund auch der Betrieb der Buslinien 157 und 158 der KVB beeinträchtigt. Weitere Informationen zu möglichen Umleitungen und Änderungen der Linien geben die Kölner Verkehrs-Betriebe unter: www.kvb.koeln

Flugverbot rund um denn Fundort der Fliegerbombe

Der Luftverkehr über dem Evakuierungsbereich müsste für die Dauer der Entschärfung bis zu einer Höhe von 1.000 Meter eingestellt werden. Die Deutsche Flugsicherung ist bereits informiert, vereinbart wurde eine Entschärfung nicht vor 13:30 Uhr. Die An- und Abflugrouten für den Flughafen  Köln / Bonn können entsprechend angepasst werden. Der Flughafen wurde vom Kölner Ordnungsamt bereits gebeten, wegen der möglichen Sperrung der Autobahn 3 Passagiere über die Airlines rechtzeitig auch auf mögliche Störungen im Straßenverkehr hinzuweisen.

Aufhebung von Absperrungen und Maßnahmen in Merheim

All diese Beschränkungen und Maßnahmen könnten nach der Entschärfung schrittweise sowie entsprechend dem Fortschritt der Rückfahrten zur LVR-Klinik in Köln-Merheim aufgehoben werden. Es wird allerdings noch eine geraume Zeit dauern, bis alle Einschränkungen komplett aufgehoben sind und sich die Lage wieder normalisiert.

Anlaufstelle für betroffene Anwohner der Evakuierung

Für betroffene Anwohner einer möglichen Evakuierung in Köln-Mehrheim wird es eine Anlaufstelle geben. (Symbolbild) copyright: CityNEWS / Thomas Pera
Für betroffene Anwohner einer möglichen Evakuierung in Köln-Mehrheim wird es eine Anlaufstelle geben. (Symbolbild)
copyright: CityNEWS / Thomas Pera

Im Falle einer Evakuierung ist für die betroffenen Anwohner eine barrierefreie Anlaufstelle in der Rettungswache der Johanniter-Unfall-Hilfe in Ostheim auf der Frankfurter Straße 666 eingerichtet. Sie würde mit Beginn der Evakuierungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Im Fall einer Evakuierung sollten Betroffene auf jeden Fall ihre Medikamente und einen Ausweis mitnehmen.

Betroffene Anwohner können sich für weitere Auskünfte im Zusammenhang mit einer möglichen Evakuierung an das Servicetelefon des Ordnungs- und Verkehrsdienstes der Stadt Köln unter 0221 – 221 – 32 00 0 wenden. Diese Rufnummer ist auch am Sonntag, 26. Januar 2020, ab 8:30 Uhr zu erreichen.

Infos: Bombenfunde aus dem Zweiten Weltkrieg in Köln

Bombenfunde aus dem Zweiten Weltkrieg gehören zum Alltag in Köln. copyright: Antonio Nardelli / stock.adobe.com
Bombenfunde aus dem Zweiten Weltkrieg gehören zum Alltag in Köln.
copyright: Antonio Nardelli / stock.adobe.com

In Köln kommt es immer wieder zu Blindgänger-Funden aus dem Zweiten Weltkrieg. Evakuierungen und Entschärfungen wie in Porz, Deutz, Bilderstöckchen, Sülz, Bickendorf oder in Lindenthal gehören also zum “Alltag” in der Domstadt. Die Rheinmetropole Köln ist im Zweiten Weltkrieg insgesamt über 260-mal aus der Luft angegriffen worden. So häufig und heftig wie kaum eine andere deutsche Stadt. Die Experten für Kampfmittel der Düsseldorfer Bezirksregierung haben pro Jahr etwa 20 Einsätze in der Domstadt.

Laut der Bezirksregierung wurden im Zweiten Weltkrieg Bomben mit einem Gesamtgewicht von etwa 2,7 Millionen Tonnen abgeworfen. Rund ein Viertel davon (ca. 675.000 Tonnen) fielen dabei allein auf NRW. Wo und wie viele Bomben allerdings abgeworfen wurden und wie viele Blindgängern nicht detonierten, lässt sich kaum sicher feststellen. Die Experten der nordrhein-westfälischen Kampfmittelbeseitigungsdienste haben im vergangenen Jahr 2.811 Bomben unschädlich gemacht – das sind knapp 45 Prozent mehr als im Vorjahr (2017: 1.946 Bomben). Grund für den Anstieg der Fundzahlen ist unter anderem die weiter anhaltende gute Baukonjunktur und damit einhergehend mehr Bombenfunde.