Neuer Direktor des Museum Ludwig: Yilmaz Dziewior übernimmt sein Amt im Februar 2015

'Sein Blick auf das Museum Ludwig wird diese Institution neu erstrahlen lassen.' / copyright: Tomas Riehle / arturimages
‘Sein Blick auf das Museum Ludwig wird diese Institution neu erstrahlen lassen.’
copyright: Tomas Riehle / arturimages

Oberbürgermeister Jürgen Roters wird dem Hauptausschuss des Rates Dr. Yilmaz Dziewior als neuen Direktor des Museum Ludwig vorschlagen. Er soll das Amt im Februar 2015 übernehmen.

Der 1964 in Bonn geborene Sohn
eines türkischen Vaters und einer Mutter mit polnischen Vorfahren leitet
seit 2009 das Kunsthaus Bregenz (KUB), das bei der Ausstellung
zeitgenössischer Kunst eine führende Rolle in Europa spielt. Für die
Kunst-Biennale Venedig 2015 kuratiert Dziewior als Kommissär den Beitrag
im österreichischen Pavillon. Vor seiner Tätigkeit in Bregenz leitete
er acht Jahre den Kunstverein in Hamburg und lehrte parallel als
Professor für Kunsttheorie an der dortigen Hochschule für bildende
Künste.

Seine neue Wirkungsstätte ist Dziewior bereits gut
bekannt. Von 1996 bis 1999 arbeitete er als freier Mitarbeiter schon
einmal für das Museum Ludwig. 1997 realisierte er dort als Kurator ein
Projekt mit Sarah Lucas und war 1999 verantwortlich für den
zeitgenössischen Teil der Ausstellung “Kunstwelten im Dialog. Von
Gauguin zur globalen Gegenwart”. Zusätzlich arbeitete er als freier
Kurator an Ausstellungen und Projekten unter anderem in Beirut,
Hongkong, Kairo, Köln, Limerick und Rovereto. Dziewior begann seine
Ausbildung mit dem Studium der Kunstgeschichte in London und Bonn. 2005
promovierte er mit einer Arbeit über den berühmten Bauhaus-Architekten
Ludwig Mies van der Rohe an der Humboldt Universität Berlin mit summa
cum laude.

Oberbürgermeister Jürgen Roters zeigt sich hocherfreut,
dass mit Yilmaz Dziewior ein ganz herausragender Fachmann und Kenner
der zeitgenössischen Kunst die Leitung des Museum Ludwig übernimmt.
Nicht von ungefähr ist er zum Kurator des Österreich-Pavillons für die
Biennale von Venedig 2015 berufen worden. Dziewior verfügt nicht nur
über eine große internationale Reputation und Anerkennung in der
Kunstwelt. Er stammt auch aus dem Rheinland und hat schon als Kurator am
Museum Ludwig gearbeitet. Haus und Sammlung sind ihm also gut vertraut.
Seine Berufung erfolgt deshalb auch in großer Übereinstimmung mit der
Peter und Irene Ludwig Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst
am Museum Ludwig. Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, zügig einen
so renommierten Nachfolger für Philipp Kaiser zu finden. Damit kann das
Museum Ludwig einer spannenden Weiterentwicklung entgegensehen.

“Mit Dr.
Yilmaz Dziewior wird eine international anerkannte Persönlichkeit
Direktor des Museum Ludwig, die selbst verschiedene Kulturen in sich
vereinigt, über einen langjährigen Erfahrungsschatz als erfolgreicher
Kurator und Museumsdirektor verfügt und Köln, der Rheinschiene und dem
Hause selbst eng verbunden ist,” so die Beigeordnete für Kunst und Kultur, Susanne Laugwitz-Aulbach. “Sein Blick auf das Museum Ludwig wird diese Institution neu erstrahlen lassen.”

Dziewiors Texte erschienen regelmäßig in “Artforum” (New York),
“Camera Austria” (Graz) und “Texte zur Kunst” (Berlin). Er hat über 50
Bücher und Kataloge zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts herausgegeben
und für Institutionen wie Stedelijk Museum Amsterdam, Hamburger Kunsthalle, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, und Museum of Contemporary Art, Los Angeles, Katalogbeiträge verfasst.

Seine
Arbeit zeichnet sich durch ein dezidiertes Interesse an
gesellschaftlichen Fragestellungen aus, wobei in diesem Zusammenhang
besonders seine Beschäftigung mit identitätspolitischen und kulturellen
Zuschreibungen hervorzuheben ist. Vor diesem Hintergrund hat er sich
vermehrt mit Künstlerinnen und Künstlern aus Afrika (Bodys Isek
Kingelez, Pascale Marthine Tayou), Lateinamerika (Diango Hernandez,
Cildo Meireles, Gabriel Orozco) und Asien (Ai Weiwei, Danh Vo, Haegue
Yang) in großen Einzelausstellungen beschäftigt.

Der in seiner
Dissertation bereits anklingende interdisziplinäre Ansatz lässt sich
auch in seiner kuratorischen Arbeit vor allem bei Ausstellungen und
Projekten über Architektur (Arno Brandlhuber, raumlabor Berlin, Kuehn
Malvezzi, Eckhard Schulze-Fielitz) sowie Theater- und Tanz (René
Pollesch, She She Pop, Yvonne Rainer) nachvollziehen. Eine Grundprämisse
der Vorgehensweise von Yilmaz Dziewior ist die Analyse des jeweiligen
Kontextes, die sowohl in seinen experimentellen Formaten der KUB Arena
in Bregenz wie auch in seiner Insert-Reihe für den Hamburger Kunstverein
zum Ausdruck kommt.

In den letzten 15 Jahren hat Yilmaz Dziewior
unter anderem mit Yael Bartana, Cosima von Bonin, VALIE EXPORT, Harun
Farocki, Andrea Fraser, Wade Guyton, Barbara Kruger, Paul McCarthy und
Ed Ruscha bei großen Einzelausstellungen zusammengearbeitet. Zu seinen
Gruppenausstellungen zählen “Formalismus. Moderne Kunst, heute”, “This Place is My Place
– Begehrte Orte”, “Wessen Geschichte”, “So machen wir es. Techniken und
Ästhetik der Aneignung” und “Liebe ist kälter als das Kapital”.