Köln nach dem Krieg: Der Bestseller hat einen Nachfolger

Wir erleben in beeindruckenden Bildern wie aus der schwerindustriell geprägten Nachkriegsstadt ein Kunst-, Medien-, Verwaltungs- und Ausbildungszentrum mit reichhaltigem Freizeitangebot erwächst. / copyright: Greven Verlag
Wir erleben in beeindruckenden Bildern wie aus der schwerindustriell geprägten Nachkriegsstadt ein Kunst-, Medien-, Verwaltungs- und Ausbildungszentrum mit reichhaltigem Freizeitangebot erwächst.
copyright: Greven Verlag

Spätestens seit der Industrialisierung war Köln nicht nur eine traditionelle, sondern zugleich eine moderne und pulsierende Großstadt. Und nicht nur eine Ansammlung kleiner, alter Häuser um einen großen Dom, wie es manch andere Bildbände glauben machen wollen.

Mit dieser Vorstellung hat schon das erfolgreiche Buch derselben Autoren „Köln vor dem Krieg“ Schluss gemacht. Dass Köln von dieser Attraktivität, seinem Ehrgeiz und dem pulsierenden Leben in der langen Nachkriegszeit nichts verloren hat, belegt nun dieser Folgeband mit allen gegensätzlichen, ungleichzeitigen und – im Nachhinein betrachtet – durchaus auch Fehlentwicklungen eindrucksvoll. Angesichts er über 500 Fotos schwanken wir zwischen Fremdheit und Wiedererkennen der Stadt wie gegenüber Jugendfotos unserer Eltern. Selbst wenn es sich ›nur‹ um 40 Jahre der Stadtgeschichte handelt, dokumentiert der Band eindrucksvoll die Entwicklung von der innerstädtischen Ruinenlandschaft zur rheinischen Kulturmetropole mit ihren Ansätzen postmoderner Architektur.

Auch für diesen Band haben die beiden Autoren nicht nur in Kölner Archiven recherchiert, sondern auch weit über die Stadtgrenzen hinaus, so etwa in Berlin, München, Stuttgart, Düsseldorf und Offenburg sowie im Ausland zwischen Wien und Granville in der Normandie. Hinzu kamen Kenntnisse von vielen Privatarchiven bekannter und weithin unbekannter Kölner Fotografen und Fotografinnen. Sie alle zeigen die spannungsreiche Architekturentwicklung, die sich entfaltenden Lebensbedingungen sowie die kulturellen und politischen Großereignisse der Stadt. Ausgesuchte Texte der Zeit von Rudolf Schwarz, Heinrich Böll, Jürgen Becker, Rolf Dieter Brinkmann, Günter Wallraff, Bazon Brock und anderen ergänzen die dokumentarischen wie künstlerischen Fotografien und vertiefen das Verständnis für die gesellschaftlichen Entwicklungen und die Wandlungen des Stadtempfindens.

Diese Epoche Kölns haben die Autoren zum Teil selbst miterlebt und resümieren sie jetzt mit dem Interesse des Zeitgenossen und dem professionellen Blick des Fotografen. So ist das Buch „Köln nach dem Krieg“ eine ebenso kenntnisreiche wie durchaus auch persönliche Fortschreibung ihres ersten, auf die Vorkriegsentwicklung konzentrierten „Meisterwerks“.

Wir erleben in beeindruckenden Bildern wie aus der schwerindustriell geprägten Nachkriegsstadt ein Kunst-, Medien-, Verwaltungs- und Ausbildungszentrum mit reichhaltigem Freizeitangebot erwächst. Kein Wunder also, dass Barbara Schock-Werner, Dombaumeisterin a. D., diesen Bildband nicht nur wegen seiner „tollen Druckqualität“ lobt: „Mich beeindruckt, dass die Historische Gesellschaft und der Greven Verlag das Buch als Ewigkeitsmedium ernst nehmen. Wie ernst, kann kaum etwas besser belegen, als dieser prächtige Band mit seinen realistischen Bildern.“ Das Buch macht süchtig.

Die Autoren:

  • Reinhard Matz, geb. 1952, studierte nach einer Fotografenlehre Philosophie, Germanistik, Medienwissenschaft sowie Künstlerische Fotografie. Er lebt seit 1975 in Köln und Berlin.
  • Wolfgang Vollmer, geb. 1952, studierte Geodäsie und Künstlerische Fotografie. Er arbeitet mit Fotografie als Künstler, Dozent, Kurator und Sammler und lebt seit 1975 in Köln.

KÖLN NACH DEM KRIEG. Leben Kultur Stadt 1950–1990
von Reinhard Matz und Wolfgang Vollmer
Greven Verlag
392 Seiten, Format 24 × 29 cm
ISBN 978-3-7743-0628-8
Preis: 49,90 Euro