Stadt Köln und Polizei ziehen Konsequenzen aus Übergriffen in der Silvesternacht

Stadt Köln und Polizei ziehen Konsequenzen aus Übergriffen in der Neujahrsnacht / copyright: FotoHiero / pixelio.de
Stadt Köln und Polizei ziehen Konsequenzen aus Übergriffen in der Neujahrsnacht
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Auf Einladung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker haben sich heute Vertreter der Stadt Köln und des Polizeipräsidiums Köln, an der Spitze Polizeipräsident Wolfgang Albers, und der Bundespolizei im Rathaus zu einer Arbeitskonferenz getroffen, um gemeinsame Maßnahmen gegen Übergriffe im öffentlichen Raum zu beschließen.

In der Neujahrsnacht war es rund um den Kölner Hauptbahnhof zu einer Reihe von Taschendiebstählen und sexuellen Übergriffen gekommen, bei denen insbesondere Frauen die Opfer waren. Derzeit sammelt die Kölner Polizei entsprechende sachdienliche Hinweise und Anzeigen aus der Bevölkerung. Es wurde eine spezielle Ermittlungsgruppe gegründet.

Jenseits der geplanten polizeilichen Maßnahmen verständigten sich die beteiligten Behörden auf verschiedene städtische Vorgehensweisen, die kurzfristig bereits umgesetzt werden sollen.

Dazu erklärt Oberbürgermeisterin Henriette Reker: “Die Vorfälle vom Silvesterabend sind ungeheuerlich und nicht hinnehmbar. Es darf nicht sein, dass Besucherinnen und Besucher, die nach Köln kommen, um hier an Veranstaltungen teilzunehmen, Angst haben müssen, überfallen zu werden. Deshalb wird es künftig in Köln bei allen Veranstaltungen, bei denen viele Menschen in der Kölner Innenstadt erwartet werden, ein besonderes Sicherheitskonzept geben. Diese werden vergleichbar sein mit den Sicherheitskonzepten, die von Veranstaltern von Großevents verlangt werden. Dabei wird die Stadt Köln dann in eine fiktive Veranstalterrolle schlüpfen. Eine gemeinsame Koordinierungsgruppe unter Beteiligung von Polizei, Stadt Köln und Ordnungsdiensten wird darüber wachen, dass das Sicherheitskonzept konsequent umgesetzt wird und sofort auf besondere Ereignisse und Entwicklungen reagieren. Zu den beschlossenen Maßnahmen gehören unter anderem auch der Einsatz von mobiler Videoüberwachung, Ausleuchtung von potentiellen Gefahrenstellen, ein angemessener Kräfteeinsatz sowie der Einsatz von Sprachmittlern.

Ich biete allen Opfern der nächtlichen Übergriffe an, sich an unsere Beratungsstellen zur persönlichen Hilfe zu wenden. Ich ermuntere alle dazu, wenn sie Opfer von Übergriffen oder Straftaten geworden sind, dies auch zur Anzeige zu bringen.

Wir werden außerdem zur Prävention noch rechtzeitig vor den Karnevalstagen auch in verschiedenen Sprachen deutlich klarstellen, wo auch im Karneval die Grenzen im zwischenmenschlichen Umgang sind. Das richtet sich in erster Linie an Männer jedweder Herkunft. Außerdem geben wir natürlich auch Verhaltenshinweise an junge Frauen, wie sie die Erfahrungen der Polizei zur Prävention am besten umsetzen und trotzdem feiern können. Es kann nicht sein, dass in Köln Frauen Spießrutenlaufen müssen. Das werden wir hier nicht tolerieren!”

Übergriffe am Bahnhofsvorplatz – Fakten zur Silvesternacht

Nach den massiven Übergriffen in der Silvesternacht auf dem Kölner Hauptbahnhofsvorplatz hat sich die Anzahl der Strafanzeigen mittlerweile auf 90 erhöht. Die Polizei Köln hatte bereits am Samstag (2. Januar) speziell für diese Straftaten eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Die Deliktsbreite erstreckt sich von Diebstählen bis hin zu Sexualdelikten. In einem Fall ermitteln die zuständigen Kriminalbeamten wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung.

Derzeit sichten die Beamten das vorhandene Videomaterial und werten die vorliegenden Aufzeichnungen aus. Weiterhin laufen die Vernehmungen von Geschädigten und Zeugen. “Wir werden alles dafür tun, diese schrecklichen Übergriffe aufzuklären. Wir passen unsere Einsatzkonzepte an diese neue Vorgehensweise der Täter an”, stellt Polizeipräsident Wolfgang Albers klar.

Heute Vormittag haben Polizeipräsident Wolfgang Albers gemeinsam mit der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Henriette Reker und dem Präsidenten der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin Wolfgang Wurm die Vorfälle thematisiert.

Gemeinsam entschieden die Verantwortlichen unter anderem, dass in Zukunft für gleichgelagerte Großereignisse ein Sicherheitskonzept abgestimmt und die Zusammenarbeit weiter intensiviert wird. Unter anderem sollen neuralgische Orte temporär videoüberwacht und besser ausgeleuchtet werden. Zusätzlich wird die Vorplanung von Einsatzkräften lageangepasst erhöht. Auch die Verfügung von Bereichsvertretungsverboten, Meldeauflagen und das Verbot von Feuerwerkskörpern an neuralgischen Orten wird weitergehend geprüft.

Fakten zum Einsatzverlauf:

  • 31.12.2015 – 21 Uhr: Auf dem Bahnhofsvorplatz und der Domtreppe befinden sich bereits 400 – 500 augenscheinlich alkoholisierte Personen, die durch aggressives Verhalten auffallen. Es handelt sich in der Mehrzahl um Männer, die unkontrolliert Böller und Raketen abbrennen und diese zum Teil gegen Unbeteiligte einsetzen.
  • 31.12.2015 – 23 Uhr: Die genannte Menschenmenge ist auf über tausend Menschen angewachsen. Es handelt sich bei den Anwesenden größtenteils um Männer, die unter anderem durch Alkoholkonsum bereits enthemmt sind. Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern nimmt immer mehr zu. Raketen werden häufig absichtlich in die Menge geschossen. Die Stimmung wird zunehmend aggressiver.
  • 31.12.2015 – 23.30 Uhr: Aus Sicherheitsgründen räumen Beamtinnen und Beamte der Polizei Köln und der Bundespolizei die Domtreppe und den Bahnhofsvorplatz. Durch das konsequente Einschreiten der Polizisten werden Personengruppen aufgebrochen, die Situation beruhigt sich zunehmend.
  • 1.1.2016 – 0.45 Uhr: Um den Abreiseverkehr zu gewährleisten, gibt die Polizei den Zugang zum Hauptbahnhof wieder frei. Als die Platzfläche sich erneut füllt, verhält sich die Masse der anwesenden Personen ruhig. Erste geschädigte Frauen erstatten Strafanzeige wegen Diebstahlsdelikten und schildern teilweise auch sexuelle Übergriffe. Die Polizei passt das Einsatzkonzept sofort an und konzentriert Einsatzkräfte erneut im Bereich des Hauptbahnhofs. Passantinnen werden gewarnt und von Beamtinnen und Beamten sicher durch die Menschenmenge begleitet. Bei aggressiven und auffälligen Personen werden Gefährderansprachen und Identitätsfeststellungen durchgeführt. Platzverweise werden ausgesprochen.
  • 4.1.2016 – 4 Uhr: Die Lage hat sich abschließend beruhigt.

Im Zusammenhang mit den geschilderten Geschehnissen rät die Kriminalpolizei Köln:

  1. Bereiten Sie sich gedanklich auf mögliche Situationen in großen Menschenmengen vor.
  2. Stellen sie Öffentlichkeit her und sorgen Sie für Aufmerksamkeit, wenn Sie in Not sind.
  3. Fordern Sie Hilfe aktiv ein und sprechen Sie Passanten gezielt an.
  4. Unterstützen Sie Menschen die in Not sind und wählen Sie zeitnah den Polizeinotruf “110”.

Die Polizei Köln bittet weitere Opfer, zeitnah Strafanzeige zu erstatten. Passanten, die Straftaten beobachtet oder sogar auf Handyvideos aufgezeichnet haben, werden gebeten, sich umgehend zu melden. Hinweise werden erbeten unter Tel.-Nr. 0221 – 229 – 0 oder per E-Mail auf poststelle.koeln@polizei.nrw.de

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