copyright: Gisela Schenker
Wer die mit vielen Preisen ausgezeichnete Kabarettistin, Schauspielerin und Sängerin Sia Korthaus schon mal auf der Bühne erlebt hat, kommt in dem neuen Programm „VorLieben“ nicht umhin, mitzuerleben, wie eine künstlerische Langstreckenläuferin einen großartigen Spurt hinlegt. CityNEWS war bei der Premiere dabei!
Vorbei ist die Zeit der Aufwärmphasen, der netten Formulierungen, der damenhaften Allüren. Sia Korthaus präsentiert sich in ihrem neuen Stück „VorLieben“ laut, derbe, zackig und unglaublich präsent. Von der ersten Sekunde an, ohne zu ermüden. Unter der Regie von Max Tuveri und mit der Musik von Ralf Martens hat die Künstlerin Texte gefunden, die randvoll gespickt sind mit Alltäglichem, Politischem und einer Prise Sex. Einzig in ihren Liedern schaut sie sehnsuchtsvoll „verpassten Chancen hinterher“, präsentiert Tango, Schlager oder Balladen mit dem nötigen Herzschmerz und einer gereiften Stimme. Im Zwiegespräch mit ihren „schlechten Gewissen“ switcht sie nahtlos zwischen den Rollen hin und her, und meist reicht ein Handgriff, ein neues Requisit und sie verwandelt sich in die vergnügungssüchtige Oma Emmi, in eine Sonnenblume oder einen bayrischen Grantler. Ohne dabei den roten Faden zu verlieren, der von den allgegenwärtigen „VorLieben“ des Lebens erzählt, den Momenten, in denen es zwischenmenschlich am meisten knirscht. Bildgewaltige Beschreibungen eines Junggesellinnenabends oder der morgendliche Koffeinmangel, der sie an der Supermarktkasse ausrasten lässt, sind zwei der vielen Momente im Leben, die die Künstlerin zu karikieren versteht und somit vermenschlicht. Schauspielerisch und stimmlich hervorragend.
Doch was genau will sie sein? Ist sie ein „Comedy-Ausnahmetalent“ mit kabarettistischen Einflüssen, oder eine Kabarettistin, die sich im Comedy-Genre bedient? Ohne Zweifel kann sie beides. Doch leider muss man etwas warten bis man in den Genuss der kabarettistischen Pralinen im Programm kommt. Zu Beginn der zweiten Hälfte aber dann zeigt Sia Korthaus, dass Sie mehr kann als Rollenspiel. Nun werden nicht nur alltägliche „VorLieben“ aufs Korn genommen, sondern Finger auf echt gesellschaftliche Wunden gelegt. Dabei rutscht die Künstlerin zwar politisch und moralisch zeitweise unter die Gürtellinie, sprachlich bleibt sie dabei aber niveauvoll und charmant. Richtig böse ist anders, aber wahrscheinlich auch nicht gewollt. Alles in Allem bleibt sie bis zum Ende ihres Programms unterhaltend gesellschaftskritisch, aber höflich. Und die Frage nach dem kleinen Unterschied bleibt…
Da sind verwurschtelte Texthänger, der ein oder andere aufgewärmte Witz oder verpatzte Gesangseinsätze absolut zu verzeihen. Denn: Sia Korthaus hat sich schon wieder um eine Klasse verbessert und hat zu Recht im renommierten Kölner Senftöpfchen-Theater ihr neues Solo-Programm zur Premiere gebracht. Langer Atem zahlt sich eben aus.
Das Premierenpublikum dankte es ihr mit Standing Ovations und die CityNEWS gratuliert zum wohlverdienten Erfolg!
Am 11.04.2012 darf man Sia Korthaus wieder im Kölner Senftöpfchen-Theater erleben!
Weitere Infos finden Sie unter: www.siakorthaus.de
Autor: Jennifer Preusser CityNEWS
