Bedeutende Funde am Deutzer Rheinufer

Das Römisch-Germanische Museum gräbt zurzeit am Deutzer Rheinufer und legte Spuren aus 1.700 Jahren Stadtgeschichte frei.  / copyright: Axel Thünker DPGh
Das Römisch-Germanische Museum gräbt zurzeit am Deutzer Rheinufer und legte Spuren aus 1.700 Jahren Stadtgeschichte frei.
copyright: Axel Thünker DPGh

Das Römisch-Germanische Museum gräbt zurzeit am Deutzer Rheinufer im Zusammenhang mit dem Bau der Hochwasserschutzwand und des Rheinboulevards nach archäologischen Zeugnissen der Vergangenheit. Archäologen legten dabei Spuren aus 1.700 Jahren Stadtgeschichte frei.

Spätrömisches Brückenkopf-Kastell

Nach mehr als 50-jährigen germanischen Übergriffen hat der römische Kaiser Constantin Anfang des 4. Jahrhunderts nach Christus die römische Reichsgrenze am Rhein stabilisiert. Im Jahre 310 legten die Römer die erste feste Brücke über den Fluss mit einer Länge von 400 Metern an. Vermutlich im selben Jahr begannen die Bauarbeiten am spätrömischen Brückenkopf-Kastell Divitia, die im Jahr 315 zum Abschluss kamen. Die Seiten der quadratischen Anlage maßen 141 Meter, das Kastell war ausgestattet mit 18 Rundtürmen und zwei doppeltürmigen Torbauten auf der West- und Ostseite. Die Mauern hatten eine Stärke von bis zu 4,3 Metern. Im Kastellinneren standen langrechteckige Kasernen beidseits der quer durch das Lager führenden Straßenachse.

Bei den derzeitigen Ausgrabungen legten die Archäologinnen und Archäologen Kasernenmauern, Gruben für Abfall und die Gewinnung von Lehm sowie Teile der Türme des Kastells frei. Im 5. Jahrhundert ließen sich Germanen innerhalb der starken Kastellmauern nieder. Vermutlich handelte es sich um Söldner, die die Rheingrenze im Auftrag Roms sichern sollten. Archäologische Ausgrabungen in den 1920er Jahren nahe dem Osttor des Kastells brachten zahlreiche Funde des 5. bis 7. Jahrhunderts ans Tageslicht. Aus dieser germanischen Siedlung innerhalb des Kastells entwickelte sich der frühmittelalterliche Hauptort “Civitas Divitia”.

Ehemalige Pfarrkirche Alt Sankt Urban

Unter der Dammkrone fanden sich auch die Fundamente der Kirchenruine Alt Sankt Urban, der ältesten Pfarrkirche in Deutz. Neben dem Gotteshaus liegt der ehemalige Friedhof, auf dem die Angehörigen der Deutzer Pfarrgemeinde bis zum 18. Jahrhundert bestattet wurden. Die Wurzeln von Alt Sankt Urban reichen zumindest bis in das 9. Jahrhundert zurück. Schriftquellen berichten von der Wahl des Klerikers Willibert zum Kölner Erzbischof im Jahr 869.

Die Lage innerhalb des Kastells spricht für eine fränkische Gründung des 6./7. Jahrhunderts. Den Quellen ist zu entnehmen, dass Sankt Urban in Mittelalter und Neuzeit mindestens fünfmal mehr oder weniger vollständig durch Feuer, kriegerische Auseinandersetzungen oder Hochwasser zerstört und wieder aufgebaut wurde. Die Funde zeugen von dieser wechselvollen Geschichte.

Ende Dezember des Jahres 1632, inmitten der Wirren des 30-jährigen Kriegs, besetzen schwedische Truppen unter General Baudissin Deutz und bedrohten Köln. Sankt Urban diente als Pulvermagazin. Obwohl sich die Schweden bereits wieder aus Deutz abgesetzt hatten, geriet die Kirche in Brand und explodierte. Zeitgenössische Darstellungen zeugen von dem Unglück, bei dem bis zu 300 Menschen den Tod fanden.

Nach einem katastrophalen Hochwasser im Jahre 1784 wurde die Pfarrkirche endgültig aufgegeben. Sie diente dann zeitweise als Militärmagazin, anschließend als Schmiede der preußischen Kaserne. Im 19. Jahrhundert hat man die Kirche abgerissen.

Mittelalterlicher Wehrturm

Neben Alt Sankt Urban legten die Archäologinnen und Archäologen das Fundament eines mächtigen mittelalterlichen Wehrturms aus großen Basaltsäulen frei. Das runde Bauwerk hatte einen Durchmesser von rund 13 Metern. Seine 3,7 Meter starken Mauern gründeten auf dem Westtor des spätrömischen Kastells Divitia. Schriftlichen Quellen zufolge gehörte der Wehrturm den Grafen von Berg, einem der einflussreichsten mittelalterlichen Adelsgeschlechter am Niederrhein, nachweisbar seit dem 11. Jahrhundert.

Preußischer Bahndamm und Bahnhof

Die Bergisch-Märkische Eisenbahn errichtete 1880 bis 1881 über dem alten preußischen Kasernengelände einen Bahndamm mit Bahnhof. Die spätere Preußische Staatsbahn gab diese Strecke im Jahr 1913 mit der Inbetriebnahme des heutigen Bahnhofs Deutz auf. Im Rahmen der Neugestaltung des Deutzer Rheinufers seit 1927 ebnete die Stadt Köln den ehemaligen Bahndamm teilweise ein.

Bei den Ausgrabungen kamen technische Ziegeleinbauten und Fundamentbögen des Bahnhofs zum Vorschein. Die Mauern gründen teilweise direkt auf dem spätrömischen Kastellmauern. Die Archäologinnen und Archäologen legten auch einen zwölfeckigen Unterbau der ehemaligen Drehscheibe des Bahnhofs frei. Die mächtige Stützkonstruktion hat einen Durchmesser von 18 Metern.

Autor: Quelle: Stadt Köln