Die Welt im Radio – Via Internet holen die neuen Geräte Tausende Stationen ins Haus

Das Internet hebt die Grenzen der Radio-Übertragung über Antenne oder das Kabelnetz auf. Weltweit beherbergt es tausende Sender. Dabei ist die Entfernung zur Station in Rio nicht größer als zum Programm aus Fallingbostel: Es kostet jeweils nur einen Klick und schon ist man dort. Mit dem Boom von Breitband-Internetanschlüssen bieten viele Webradios inzwischen zudem eine erstaunliche Soundqualität. / copyright: Michael Kappeler / ddp
Das Internet hebt die Grenzen der Radio-Übertragung über Antenne oder das Kabelnetz auf. Weltweit beherbergt es tausende Sender. Dabei ist die Entfernung zur Station in Rio nicht größer als zum Programm aus Fallingbostel: Es kostet jeweils nur einen Klick und schon ist man dort. Mit dem Boom von Breitband-Internetanschlüssen bieten viele Webradios inzwischen zudem eine erstaunliche Soundqualität.
copyright: Michael Kappeler / ddp

Immer mehr Verbraucher hören Radio via Internet. Schätzungsweise 16.000 Stationen gibt es weltweit. Nicht alle, aber viele sind nur im Netz zu empfangen. Und immer streamen sie in UKW-Qualität, ob Grundfunk aus Gotteszell, ein alternatives Webradio in Ostbayern, oder Wackenradio aus Doerpstedt.

Ins heimische Funknetzwerk eingebunden

Der Boom begann im Verborgenen: «Eingeschlichen» habe sich das Webradio, heißt es in einer ARD-Studie über die «Potenziale eines neuen Verbreitungswegs für Hörfunkprogramme».

War der Empfang am Anfang der Entwicklung an PC oder Laptop gebunden, gibt es dafür inzwischen eine große Auswahl an speziellen Geräten. Eigentlich sind sie kleine Computer, sehen aber wie Radios aus. «Man nennt sie auch WLAN-Radios, weil sie kabellos an das heimische Netzwerk angeschlossen werden», sagt der Leipziger Webradioexperte und Rundfunkjournalist Marcus Engert.

Webradios suchen automatisch nach Funknetzen

«Wie bei einem Laptop sucht sich das Gerät beim ersten Einschalten die WLAN-Router in der Nähe», sagt Engert, der auch Redaktionsleiter der Station detektor.fm ist. Gibt man den Zugangscode fürs Heimnetzwerk ein, verbindet sich das Radio mit dem Internet. «Jeder Hersteller hält eine Datenbank im Hintergrund bereit, deren Einträge auf dem Display angezeigt werden.»

Webradios der neueren Generation bündeln und sortieren die vielen Angebote wahlweise nach Land, Genre, Musik oder Wort und Stationskennung. Auch Favoritenlisten kann man anlegen. So lassen sich die Perlen aus dem Netz fischen. Gut die Hälfte der für die ARD-Studie befragten Webradiohörer fand die Anzahl der Programme «genau richtig», immerhin jedem Dritten waren es «zu viele».

Webradio-Geräte gebe es mittlerweile auch bei Elektronik- oder Lebensmitteldiscountern zu erschwinglichen Preisen, berichtet der Autor der ARD-Studie, Thomas Windgasse. «Sie sind kurz davor, in größeren Stückzahlen in die Haushalte einzuziehen», schreibt er. Fazit seiner Studie: Webradios erleichtern die Radionutzung über das Internet deutlich, sie würden fast schon zur «normalen» Radionutzung. «Probleme beim Finden der Programme oder der Klangqualität gibt es kaum», sagt Windgasse. Allerdings sei die Installation oft noch problematisch.

Fraunhofer-Experten arbeiten an neuem Algorithmus

Einen Blick in die Zukunft wirft Matthias Rose vom Geschäftsbereich Audio und Multimedia am Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen. Dort wurde das Kompressionsverfahren mp3 entwickelt. Derzeit arbeiteten die Erlanger Experten an einem Algorithmus für 5.1-Surround-Sound im Internet. «Dank dieser neuen Technik werden die Daten die gleiche Bandbreite einnehmen wie heute in Stereoqualität und auf einer großen Heimkinoanlage abspielbar sein», sagt Rose.

Kürzlich zeigte das IIS das MPEG-Surround-Verfahren bei der Elektronikmesse CES in Las Vegas. «In Zukunft wird so ziemlich jeder AV-Receiver Webradios unterstützen. Dann bleibt es keine Nische mehr», sagt Rose. In ein bis zwei Jahren werde sich das Verfahren durchgesetzt haben.

Autor: Redaktion/ dapd