Wallraf bietet spannenden Blick hinter die Kulissen – Vorträge, Führungen und freier Eintritt zum "Tag der Forschung"

Zum 'Tag der Forschung' wird es zahlreiche Aktionen im Wallraf-Richartz-Museum geben. / copyright: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Zum ‘Tag der Forschung’ wird es zahlreiche Aktionen im Wallraf-Richartz-Museum geben.
copyright: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

Wieso wird ein Gemälde geröntgt? Ist ein nachträglich übermaltes Bild noch ein Original oder schon eine Fälschung? Und welches verbrecherische Geheimnis verbirgt sich hinter einem spätmittelalterlichen Christusbild? Diese und weitere ungewöhnliche Fragen beantworten Wissenschaftler des Wallraf am 01.07.2010 ab 17 Uhr.

Bei freiem Eintritt in die Ständige Sammlung gibt es dort Führungen und Vorträge, die von der Faszination der musealen Forschungsarbeit erzählen. Dabei sprechen Restauratoren, Kuratoren, Sammlungsleiter und der Direktor mit den Besuchern über ausgewählte Aspekte ihres Schaffens. Beim “Tag der Forschung” präsentiert sich das Museum nicht als Ausstellungsort, sondern als ein Platz, wo geistreich und wissenschaftlich geforscht, gearbeitet und gelebt wird.

Der Tag der Forschung geht auf die Initiative des “Leipziger Kreises” zurück, einem Zusammenschluss bedeutender deutscher Kunstmuseen. Ihm gehören neben dem Wallraf auch noch andere namhafte Museen wie das Frankfurter Städel, die Staatsgalerie Stuttgart oder die Staatlichen Museen von Berlin an, die den Tag ebenfalls feiern. Arbeitnehmerfreundlich beginnt das Programm im Wallraf erst um 17 Uhr und endet um 22 Uhr. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.

Alle Informationen zu den Führungen und Vorträgen sind unter www.wallraf.museum zu finden.

Programmübersicht zum “Tag der Forschung”:

17 Uhr – Wie falsch kann echt sein? Carl Rottmanns Cefalù in Gemälde und Aquarell

Das vor einiger Zeit erworbene kleine Aquarell “Cefalù” von Carl Rottmann offenbart bei der Untersuchung unter dem Mikroskop Erstaunliches: Die kleine Stadtansicht ist mit deckenden Farben und Bleistift kräftig von fremder Hand überarbeitet worden. Mit welchen technischen Mitteln war die verfälschende Überarbeitung sichtbar zu machen? Was bedeutet dieses Aquarell für die Sammlung des Wallraf, in welcher Beziehung tritt es zu dem Gemälde Rottmanns, das dasselbe Motiv zeigt? Wie geht das Museum mit einem solchen nur in Teilen originalen Werk heute um?

Treffpunkt: Abteilung 19. Jahrhundert, 3. Obergeschoss
Referent: Dipl. Restaurator Thomas Klinke

18 Uhr – Ein Kölner Gemälde für Thomas Morus?

Gegenstand des Vortrags ist ein bislang unbekanntes Gemälde aus dem spätmittelalterlichen Köln. Es zeigt die Anbetung des Christuskindes durch die heiligen Könige und ein Stifterporträt des berühmten englischen Humanisten Thomas Morus. Bei genauerer Betrachtung und Recherche ergeben sich Unstimmigkeiten, die uns auf die Spur eines historischen Betruges führen.

Treffpunkt: Stiftersaal, 1. Obergeschoss
Referent: Dr. Roland Krischel

19 Uhr – In der Werkstatt mittelalterlicher Meister – Aktuelle Forschungen zur Herstellung Altkölner Malerei

Das Wallraf verfügt über eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen mittelalterlicher Gemälde. Die dazu gehörenden Werke der Kölner Malerei stehen nun im Fokus einer faszinierenden, kunsttechnologischen Untersuchung. Dank moderner Verfahren wie Stereomikroskopie, Infrarotreflektographie oder Röntgen machen die Wissenschaftler Jahrhunderte lang Verborgenes sichtbar. So konnten sie in Folge ihrer Arbeit die Kölner Leinwandbilder des 15. Jahrhunderts als die größte und früheste Gruppe an Gemälden auf textilem Träger in der Technik der Tafelmalerei beschreiben. Für die Fachwelt eine kleine Sensation.

Treffpunkt: Mittelalterabteilung, 1. Obergeschoss
Referenten: Dipl. Restauratoren Theresa Neuhoff und Dr. Katja von Baum

20 Uhr – Wright of Derby – Die ganze Welt in einer kleinen Landschaft

Mit “Dovedale bei Mondschein” von Joseph Wright of Derby (1734-1797) gelang dem Wallraf vor zwei Jahren der Ankauf eines Werkes des großen Aufklärers unter den Malern. Es ist erst das zweite Gemälde des Engländers in einem deutschen Museum. Das kleine Landschaftsbild wirkt nur auf den ersten Blick unscheinbar. Dahinter verbirgt sich jedoch ein ganzer Kosmos an Naturkunde, Optik, Wissenschaft und Neugier. Direktor Andreas Blühm stellt das Gemälde vor.

Treffpunkt: Barockabteilung, 2. Obergeschoss
Referent: Dr. Andreas Blühm

21 Uhr – Faszinierende Vorstudie entdeckt – Ein neuer Blick auf Liebermanns Rasenbleiche

Der Referent stellt Max Liebermanns Zeichnung “Obstgarten in Zweelo” vor, ein bedeutender Neuankauf der Graphischen Sammlung. Die 1882 entstandene Zeichnung ist ein beredetes Zeugnis für die Entstehungsgeschichte von Liebermanns Gemälde “Die Rasenbleiche”, das sich seit 1954 im Besitz des Wallraf-Richartz-Museums befindet. Dabei verrät die Zeichnung mehr, als das Gemälde heute zeigt. Dieser Beziehung von Zeichnung und Gemälde geht der Referent auf kriminalistischem Wege nach.

Treffpunkt: Graphisches Kabinett im 2. Obergeschoss
Referent: Dr. Thomas Ketelsen

Autor: Redaktion / Stadt Köln / ARAG