Monika Piel gibt ihr Amt als WDR-Intendantin aus persönlichen Gründe auf

Aus persönlichen Gründen beendet Monika Piel ihre Tätigkeit, sobald die Nachfolge geregelt sei, hiess es in einer am Freitag in Köln verbreiteten Pressemitteilung des WDR. / copyright: Andrea Matzker / CityNEWS
Aus persönlichen Gründen beendet Monika Piel ihre Tätigkeit, sobald die Nachfolge geregelt sei, hiess es in einer am Freitag in Köln verbreiteten Pressemitteilung des WDR.
copyright: Andrea Matzker / CityNEWS

Acht Monate nach ihrer Wiederwahl hat WDR-Intendantin Monika Piel in Köln überraschend bekannt gegeben, dass sie vorzeitig aus ihrem Amt ausscheidet. Sie beende aus persönlichen Gründen ihre Tätigkeit, sobald die Nachfolge geregelt sei, so der Westdeutsche Rundfunk.

Eigentlich sollte WDR-Intendantin Monika
Piel die größte ARD-Senderanstalt als starke Frau an der Spitze bis 2019
führen. Die Nachricht vom vorzeitigen Ende ihrer Tätigkeit kam am
Freitag überraschend: Aus persönlichen Gründen beende sie ihre
Tätigkeit, sobald die Nachfolge geregelt sei, hieß es in einer am
Freitag in Köln verbreiteten Pressemitteilung des Westdeutschen
Rundfunks. Das habe Piel den Vorsitzenden von Rundfunkrat und
Verwaltungsrat mitgeteilt.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat die
Rücktrittsankündigung der WDR-Intendantin Monika Piel bedauert: “Das ist
eine bestürzende Nachricht”, sagte Kraft am Samstag in Düsseldorf laut
einer Mitteilung der Staatskanzlei. Als erste Frau an der Spitze des WDR
habe Piel für eine “offene Dialogkultur” gestanden. Kraft weiter: “Wir
respektieren ihre persönlichen Gründe. Dennoch bedauern wir diesen für
uns alle überraschenden Schritt.”

Seit 2007 steht Piel an der Spitze des
WDR. Im Mai 2012 stimmte der Rundfunkrat noch mit breiter Mehrheit für
die Wiederwahl der 61-Jährigen. Damit verlängert sich ihr bis 2013
laufender Vertrag um weitere sechs Jahre. Einen Gegenkandidaten gab es
nicht. Das Aufsichtsgremium signalisierte damit, wie unumstritten Piel
aus seiner Sicht ist.

Die langjährige WDR-Hörfunkdirektorin blieb
somit die Chefin der größten ARD-Anstalt mit derzeit 4.279 Beschäftigten
und einem Etat von 1,43 Milliarden Euro (Haushalt 2012). Ihr
Jahresgehalt für 2009 betrug 308.000 Euro. Seit 2009 spart der Sender
jedes Jahr 50 Millionen Euro ein; das soll bis einschließlich 2014 so
fortgesetzt werden.

Der WDR solle der Motor für programmliche
Innovationen und technischen Fortschritt bleiben, betonte Piel nach
ihrer Wiederwahl. “Mein Kurs: erstklassige Qualität in den Programmen,
solides Wirtschaften auf allen Ebenen und technischer Fortschritt zum
Nutzen unseres Publikums.”

Schon bei ihrer Amtseinführung im Jahr
2007 hatte sie Entwicklungsfreiheit im Internet für den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk gefordert: “Wir dürfen nicht zulassen,
dass eines gar nicht so fernen Tages unsere Programme nur noch auf dann
veralteten Randwegen oder von nur ausschließlich kommerziell denkenden
Netzbetreibern verschlüsselt zu unserem Publikum gelangen”. Der Streit
mit Zeitungsverlegern über die Kompetenzen im Netz ist bis heute nicht
gelöst.

Kritik wegen “Gottschalk Live”

Piel, die in den
Jahren 2011 und 2012 als erste Frau in der Geschichte des
Senderverbundes ARD-Vorsitzende war, wurde auch für das gescheiterte,
vom WDR verantwortete Projekt “Gottschalk Live” kritisiert. Sie hatte
argumentiert, die Sender müssten auch einmal etwas probieren dürfen. Am
Anfang ihrer Amtszeit hatte die Intendantin angekündigt, sie wolle
gemeinsam mit der neuen Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff versuchen,
in der Unterhaltung an frühere innovative Zeiten anzuknüpfen. Sie würde
Hape Kerkeling sehr gerne beim WDR haben, sagte Piel damals.

Zu
den auf ARD-Ebene nicht erreichten Zielen gehört die Vorverlegung der
“Tagesthemen”. An der Sendezeit 22.15 Uhr müsse man auch im Hinblick auf
das 30 Minuten früher startende “heute journal” des ZDF dringend etwas
ändern, forderte Piel. Doch dann galt es schon als Erfolg, dass die
“Tagesthemen” feste Anfangszeiten bekamen, aber wie gehabt ab 22.15 Uhr.

Ansonsten
fällt die Intendantin durch Zurückhaltung in der Öffentlichkeit auf.
Ihr Vorgänger Fritz Pleitgen bescheinigte ihr einen “souveränen und
zugleich solidarischen Führungsstil”.

Piels Anfänge beim WDR
reichen bis in die Zeit ihres Studiums zurück. Sie wurde am 9. April
1951 in Bensberg im Rheinland geboren, begann mit 14 Jahren eine
Verwaltungslehre im Amtsgericht, erlangte dann die mittlere Reife und
die Fachhochschulreife. Nach ihrem Fachhochschulstudium der
Betriebswirtschaft studierte sie Jura und Orientalistik in Köln. Sie
jobbte beim WDR als Assistentin von Werner Höfer beim “Internationalen
Frühschoppen”. Sie arbeitete danach als Moderatorin, Redakteurin und
Korrespondentin für den Sender.

1993 stieg sie zur Leiterin der
Hörfunk-Programmgruppe Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt und Verkehr
auf, nur ein Jahr später zur stellvertretenden Chefredakteurin. 1997
wurde Piel Chefredakteurin und stellvertretende Hörfunkdirektorin. Auf
den Zenit ihrer Radiokarriere gelangte sie 1998 mit der Wahl zur
Hörfunkdirektorin. Während der ARD-Geschäftsführung 2001 bis 2002 war
sie Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission. Von 2002 bis 2008 moderierte
Monika Piel den “Presseclub” im Ersten. Im November 2006 wählte der
Rundfunkrat sie zur Intendantin. 38 Mitglieder stimmten für sie, zwei
gegen sie, und zwei enthielten sich. Piel ist Mutter einer Tochter und
lebt mit ihrer Familie in der Voreifel. Dort engagiert sie sich für den
Naturpark und die heimischen Wildkatzen, die “Eifeltiger”, wie es im
Personenarchiv “Munzinger” heißt.

Die 61-Jährige ist seit 2007
Intendantin der größten ARD-Sendeanstalt. Im Mai 2012 wurde sie vom
Rundfunkrat mit breiter Mehrheit gewählt, sie sollte die größte
ARD-Sendeanstalt bis 2019 führen. Piel, die in den Jahren 2011 und 2012
als erste Frau in der Geschichte des Senderverbundes ARD-Vorsitzende
war, hatte bei ihrer Wiederwahl keinen Gegenkandidaten. Und das, obwohl
sie im vergangenen Jahr wegen des Quotendebakels von “Gottschalk Live”
in die Kritik geraten war. Auch Politiker sahen die konkurrenzlose Wahl
kritisch.

Piel arbeitete schon als Studentin für den WDR

Die
langjährige WDR-Hörfunkdirektorin Piel hatte 2007 WDR-Urgestein Fritz
Pleitgen abgelöst. Schon damals gab es für die erste Frau auf dem
WDR-Intendantenposten keinen Gegenkandidaten, weil Konkurrenten wie der
damalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender ihre Kandidatur
zurückgezogen hatten.

Die zweite Amtszeit der in Bensberg
geborenen Journalistin sollte bis zum 31. März 2019 dauern. Kritiker
hielten Piel die Verantwortung für das schlechte Abschneiden von Thomas
Gottschalk im Vorabendprogramm des Ersten vor. Zudem liegt die ARD mit
Verlegern wegen der “Tagesschau”-App im Streit.

Bereits während
des Studiums war sie für den WDR als Assistentin von Werner Höfer im
“Internationalen Frühschoppen” tätig. 1978 fing Piel beim WDR Hörfunk
an, von 1979 bis 1982 arbeitete sie als Redakteurin und Reporterin für
die aktuellen Magazine von WDR 2. Es folgte 1997 die Ernennung zur
Chefredakteurin und im selben Jahr zur stellvertretenden
Hörfunkdirektorin. 1998 wurde Piel dann Hörfunkdirektorin des WDR. Im
WDR-Fernsehen gehörte sie von 2001 bis 2007 zu den Moderatoren des
“Presseclub” im Ersten und des “Internationalen Frühschoppen” bei
Phoenix.

Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion