Literarisches Frühlingserwachen – Das Kölner Festival Lit.Cologne findet seit zehn Jahren statt

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Immer wenn es Frühling wird, kommt die große Literatur nach Köln. Auf Einladung der Lit.Cologne reisen Beststeller-Autoren wie Jonathan Franzen, Donna Leon oder Martin Walser an den Rhein. Das Literaturfestival begeistert sein Publikum aber nicht nur mit großen Namen, sondern auch mit schrägen und ungewöhnlichen Veranstaltungen rund um Bücher und Autoren.

2001 fand die aus einer privaten Initiative entstandene Lit.Cologne zum ersten Mal statt. «Wir wollten uns nicht damit abfinden, dass sich Literaturveranstaltungen in Köln so schwer tun», erinnert sich Rainer Osnowski, heute gemeinsam mit Werner Köhler und Edmund Labonté Geschäftsführer der Lit.Cologne.

Mit der Unterstützung renommierter Verlage und der literaturbegeisterten Elke Heidenreich wuchs die Lit.Cologne in zehn Jahren zu einem der wichtigsten europäischen Literaturfestivals mit bis zu 80.000 Besuchern heran. Regelmäßig ist das Programm zu über 90 Prozent ausgebucht.

In diesem Jahr stehen vom 16. bis 26. März 162 Veranstaltungen auf dem Programm. Zu den Höhepunkten dürften die Veranstaltungen mit Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk und dem 86-jährigen Chansonnier Charles Aznavour gehören.

 Hommage an die «Untenrumlyrik»

Neben zahlreichen klassischen Autorenlesungen bietet das Festival auch in diesem Jahr wieder besondere Themenabende. So erweisen Jan Josef Liefers, Axel Prahl und der Literaturwissenschaftler Paul Ingendaay Mark Twain die Ehre, Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin wird an der Seite von DJ Hans Nieswandt Platten auflegen und Anke Engelke und Roger Willemsen preisen das Wirken von Querulanten.

Dabei betont Willemsen, der an neun Lit.Colognes teilgenommen hat, die Bedeutung des Festivals: «Wesentliche Teile meiner Mensch- und Unmensch-Werdung verdanke ich der Lit.Cologne.»

Weitere Themenabende widmen sich Schriftstellern, die nicht nur Verbrechen beschrieben, sondern auch selbst begingen, oder würdigen die Bedeutung von Nebenfiguren der Kulturgeschichte. Unter dem Motto «Dunkle Materie» stellt Florian Werner seine Kulturgeschichte der menschlichen Ausscheidungen vor. Der passende Ort der Lesung ist hier ein Klärwerk. Jasmin Tabatabai und Jürgen Tarrach präsentieren zudem etwas schlüpfrige «Untenrumlyrik».

Die Themenabende sind inzwischen ein Markenzeichen des Festivals. Schon in früheren Jahren wurde so eine kleine Kulturgeschichte der Onanie erzählt, bekennende Raucher literarisch in Schutz genommen oder hartnäckigen Hypochondern die Ehre erwiesen.

Größte Kulturveranstaltung für Amnesty International

In diesem Jahr wollen die Veranstalter anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Amnesty International einen besonderen politischen Akzent setzen. Prominente wie Götz Alsmann, Herbert Grönemeyer, Frank Schätzing und Charlotte Roche lesen in der kölnarena Texte verfolgter Autoren zugunsten der Menschenrechtsorganisation.

Rund 4.000 Zuhörer waren erwartet worden, jetzt werden es wohl 6.500 sein, sagt Rainer Osnowski. Sponsoren bezahlten als Paten 2.300 Tickets, die kostenlos über Schulen verbreitet wurde. «Angesichts der aktuellen Ereignisse in Nordafrika und im arabischen Raum wollten wir erreichen, dass Menschenrechte gerade für junge Menschen ein Thema sind», betont Osnowski. Jetzt könnte der Kölner Abend eine der größten Kulturveranstaltungen für Menschenrechte in Deutschland werden.

Autor: Redaktion/ dapd