Snowden, Kullo und Entrepreneurship: Startup setzt auf Verschlüsselung

Christian Schachmann: 'Wir glauben an eine sichere Kommunikation und wollen diese jedermann zugänglich machen und diesen Standard weltweit etablieren. Deswegen machen wir das!' / copyright: Wolfgang K. Weber / Hochschule Fresenius
Christian Schachmann: ‘Wir glauben an eine sichere Kommunikation und wollen diese jedermann zugänglich machen und diesen Standard weltweit etablieren. Deswegen machen wir das!’
copyright: Wolfgang K. Weber / Hochschule Fresenius

Seit dem NSA-Überwachungsskandal hat sich unsere Art zu kommunizieren stark verändert. Wir überlegen, was wir wo über uns preisgeben möchten. Die einzige Möglichkeit, seine Nachrichten vor dem Zugriff unbefugter Dritter zu schützen, sei es, mithilfe eines Services mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu kommunizieren. So Edward Snowden. Und wer sollte das besser wissen, als der bekannteste Whistleblower unserer Zeit?

Vielleicht Christian Schachmann, der gemeinsam mit Simon Warta und Daniel Seither hinter dem Software-Startup Kullo steckt. Das Besondere: Die drei bieten eine benutzerfreundliche Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, wie sie Edward Snowden empfiehlt. Und dabei setzen die drei Jungunternehmer auf etablierte Verschlüsselungsalgorithmen, die unter anderem vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik als sicher eingestuft werden: “Der Verschlüsselungscode existiert bereits. Wir haben aber eine benutzerfreundliche Maske dafür entwickelt, die jeder bedienen kann”, so Schachmann. Das Ziel dahinter gleicht einer Lebensphilosophie: “Wir glauben an eine sichere Kommunikation und wollen diese jedermann zugänglich machen und diesen Standard weltweit etablieren. Deswegen machen wir das!”

Eine sichere Alternative zur klassischen E-Mail

Christian Schachmann ist ein Drittel dieses “Wir” und studierte Medien- und Kommunikationsmanagement an der Hochschule Fresenius in Idstein. Für ein Studienprojekt betreute er die Website von Simon Warta und Daniel Seither, den Gründern von Kullo. Die Chemie stimmte und so machte er sich gleich nach seinem Bachelor-Abschluss 2014 selbstständig und ist nun für das Marketing bei Kullo verantwortlich – und das mit Erfolg: “Noch während des Studiums habe ich mich mit Brand Marketing beschäftigt und mir unter anderem das Konzept von Apple angesehen. Dann habe ich ein Marketingkonzept für Kullo entwickelt. Nach vier Wochen kam eines der führenden Telekommunikationsunternehmen Deutschlands auf uns zu und fragte, ob wir nicht mal unser Produkt vorstellen wollen”, erzählt Schachmann.

Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verbindet zwei abgesicherte Bereiche miteinander. Die Verschlüsselung der Software erfolgt direkt auf dem Endgerät und verlässt dieses auch nicht. Zudem ist das Protokoll offen. Das bedeutet, dass jeder seine eigene Software schreiben und die Verschlüsselung dahinter nachvollziehen kann. “Kullo ist eine sichere Alternative zur klassischen E-Mail”, erklärt Schachmann. Das Versprechen einer 100-prozentigen Sicherheit findet sich in Namen und Logo des Unternehmens wieder. Kullo kommt aus dem afrikanischen und bedeutet übersetzt Geheimnis. Die Raute, oder das Hashtag, zeigt einen deutlich abgegrenzten Bereich.

Anwendung wird das Kommunikationssystem im Small-Business-Bereich finden, dazu zählen kleine und mittelständische Unternehmen, Agenturen sowie Ärzte. Erste Aufträge liegen bereits vor.

Startup: Nicht nur im Handwerk kann man sich selbstständig machen

Sich direkt nach seinem Bachelor-Abschluss selbstständig zu machen, erschien Schachmann als logische Konsequenz. Zwar arbeitet er für Kullo bisher ohne festes Gehalt und hält sich mit der Beratung von Unternehmen zu Brand Marketing über Wasser, er glaube aber fest an das Konzept von Kullo. Und das aus gutem Grund: 2014 gründete sich das Unternehmen Kullo Secure Communication, präsentierte sich auf der CeBIT, gewann den Startup-Wettbewerb der Startup Live Hamburg 2012 und befindet sich derzeit in der Early-Access-Phase.

Mittlerweile erhält das Startup auch ein Gründerstipendium der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung in Berlin, weshalb es in die Landeshauptstadt gezogen ist. Es sei alles andere als leicht, ein Internetunternehmen in Deutschland zu gründen. Während im Silicon Valley ein weltweit agierender Online-Konzern nach dem anderen aus dem Boden schießt (wie zum Beispiel Google, Amazon und Facebook), sieht es in Deutschland eher mau aus. “Irgendwie hat es sich noch nicht überall herum gesprochen, dass man sich auch mit einem Internetunternehmen und nicht nur als Schreiner selbstständig machen kann”, beschreibt Schachmann seine Erfahrungen. Er war sich aber immer bewusst, dass es kein Spaziergang werden würde, ein Unternehmen zu gründen und zu führen: “Man muss seine Komfortzone verlassen, risikobereit sein, darf sich nicht zu schnell zufrieden geben und muss den Erfolg unbedingt wollen.

Dass er als Kind keinen Berufswunsch hatte, erklärt sich wenn man den Jungunternehmer heute über Startups und Gründergeist reden hört. Mit einer ebenfalls selbstständigen Mutter und einem Koch als Vater, stand er schon früh auf eigenen Beinen. Entrepreneurship sei eine Lebenseinstellung: “Es gibt Eigenschaften, die einen Entrepreneur ausmachen: Dazu gehört, nicht zu allem Ja zu sagen. Man muss sich bewusst sein, dass man oft aneckt und viel kritisiert wird. Zu Beginn investiert man mehr als man verdient. Man muss das Risiko in Kauf nehmen, viel an sich selbst arbeiten und zu 100 Prozent hinter der Idee stehen. Es ist ein schmaler Grat: Man muss groß denken ohne den Realismus dahinter zu verlieren.”

Steve Jobs’ “Stay hungry, stay foolish” gelte auch für ihn. “Foolish” allerdings nur im geringen Maße: Schachmann geht auf Nummer sicher und studiert an der Hochschule Fresenius in Köln den Master Media Management & Entrepreneurship (M.A.). Der Businessplan von Kullo ist Inhalt seiner Masterarbeit.