Konjunktur im Rheinland: Wirtschaft startet noch optimistisch ins neue Jahr

Konjunktur im Rheinland: Wirtschaft startet noch optimistisch ins neue Jahr copyright: M. Gapfel  / pixelio.de
Konjunktur im Rheinland: Wirtschaft startet noch optimistisch ins neue Jahr
copyright: M. Gapfel / pixelio.de

Rund 3.000 Betriebe mit rund 270.000 Beschäftigten aus dem Rheinland haben zu Jahresbeginn die Konjunkturumfragen der sieben rheinischen IHKs beantwortet. Die zusammengeführten Ergebnisse der Regionen Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Köln, Mittlerer Niederrhein, Duisburg/Niederrhein und Wuppertal-Solingen-Remscheid wurden heute in Düsseldorf vorgestellt.

“Nicht auf den Lorbeeren ausruhen…”

Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, erläutert: „Wir sehen im Rheinland zurzeit noch eine überdurchschnittlich gute Geschäftslage. Auch hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in diesem Jahr sind die Unternehmen zuversichtlich. Allerdings liegen die Erwartungen der exportorientierten Unternehmen trotz einer leichten Stimmungsaufhellung noch unter dem langjährigen Durchschnitt, was vor allem an der anhaltenden Flaute in den Schwellenländern liegt. Insgesamt sind die Unternehmen im Rheinland zunehmend durch die aktuelle Wirtschaftspolitik verunsichert.” Als Risiken nennt Reichardt zunehmende Regulierungen auf dem Arbeitsmarkt, das Mindestlohngesetz, die Rente mit 63 sowie die Unsicherheiten über die Erbschaftssteuer. „Wir können also sehr zufrieden und zuversichtlich sein, sollten uns aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern alles dafür tun, dass das Rheinland eine starke Zukunftsregion bleibt”, so Reichardt.

Rund 41 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Lage als gut, 48 Prozent als befriedigend und elf Prozent als schlecht. Der Geschäftslageindex, der die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen darstellt, ist damit seit Herbst 2015 mit aktuell 30 Punkten fast gleich geblieben. Er liegt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 21,5 Punkten. Gründe für die gute Lage sind die stabile Binnenkonjunktur, ein Plus an Kaufkraft durch steigende Löhne, ein stabiler Arbeitsmarkt sowie niedrige Zinsen.

Die Geschäftsentwicklung im weiteren Jahresverlauf sehen 27 Prozent der Unternehmen positiv, 14 Prozent sind pessimistisch. Im Vergleich zur Herbstumfrage bedeutet dies einen unveränderten Konjunkturklimaindex von 121 Punkten.

Mit dieser positiven Stimmung ist auch die Bereitschaft zu Investitionen weiterhin gegeben. 27 Prozent der befragten Unternehmen planen höhere Investitionen, während 16 Prozent ihre Investitionen zurückfahren wollen. Besonders das Gastgewerbe, der konsumnahe Großhandel, das Ernährungsgewerbe, die Kunststoffindustrie sowie das Kredit- und Versicherungsgewerbe möchten investieren. Restriktive Pläne melden Metallindustrie, Medienbranche und der Maschinenbau.

Die Beschäftigungspläne bleiben auf einem insgesamt stabilen Niveau: 22 Prozent der Betriebe planen Neueinstellungen, vor allem die Unternehmen in der Beratung und Wirtschaftsprüfung, in der IT-Branche und der Gesundheitswirtschaft. Auch die chemische Industrie, das Ernährungsgewerbe und elektrotechnische Betriebe planen mit mehr Personal. Dagegen rechnen die Unternehmen der Metallindustrie mit einem Beschäftigungsabbau in den kommenden Monaten. Der Neueinstellung von Mitarbeitenden steht das Risiko des Fachkräftemangels entgegen. Jedes dritte Unternehmen sieht hier ein Risiko. Betroffen sind insbesondere die Branchen Gastgewerbe, Wirtschaftsprüfer und Berater, Baugewerbe, Gesundheitswirtschaft, Logistik sowie IT.

In der Industrie ist für 40 Prozent der Unternehmen die Auslandsnachfrage ein Risiko, in der Gesamtbetrachtung sehen dieses Risiko nur 22 Prozent der Betriebe. Exportorientierte Branchen wie die Elektroindustrie, die chemische Industrie, die Metallindustrie sowie der Maschinen- und Fahrzeugbau stellen die Auslandsnachfrage an die erste Stelle der Risiken für die nächsten Monate. Die gedämpfte Wachstumsdynamik in den Schwellenländern, zunehmende geopolitische Krisen und die Unsicherheit über die Entwicklung in der Europäischen Union sind die Gründe hierfür. Auch wenn die Ausfuhren deutscher Unternehmen in die Eurozone und sonstigen EU-Länder gegen Ende 2015 gestiegen sind, bleiben erhebliche Unsicherheiten. Die Diskussion um „Brexit”, die europäische Schuldenkrise und die Grenzschließungen im Schengen-Raum bereiten ebenso Sorge wie die drohende Rezessions-Gefahr in China und die unsichere Lage der ölexportierenden Länder.

„Während in den einzelnen Industrie- und Handelsbranchen sich relativ wenig seit letztem Herbst bewegt hat, ist das Bild bei den anderen Dienstleistern lebhafter”, differenziert Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der für das Rheinland geschäftsführenden IHK Düsseldorf zwischen einzelnen Branchen. Die Berater und Wirtschaftsprüfer sowie die IT-Unternehmen schätzen ihre Lage deutlich besser ein als zuvor – umgekehrt verschlechtert sich die Lage in der Gesundheitswirtschaft und im Gastgewerbe. Aber alle vier Branchen sind immer noch sehr zufrieden. Angesichts wegbrechender Margen im Niedrigzinsumfeld ist die Lageeinschätzung im Kredit- und Versicherungsgewerbe noch bemerkenswert positiv, aber jetzt schlechter als im langjährigen Durchschnitt – und die Branche rechnet mit einem weiteren Rückgang.

Zum derzeit alles beherrschenden Thema Flüchtlinge warnt Berghausen abschließend vor übertriebenen Hoffnungen auf eine schnelle Arbeitsmarktintegration der Neuankömmlinge. Natürlich engagierten sich alle IHKs sowohl eigenständig als auch in ihren jeweiligen lokalen Netzwerken, etwa bei der Vermittlung von Ausbildungs- und Berufsorientierungsplätzen.

„Ausreichende deutsche Sprachkenntnisse, die nicht mal so eben in wenigen Wochen erworben werden, sind aber die Mindestvoraussetzung, damit eine realistische Aussicht auf Beschäftigung besteht”, so Berghausen abschließend.