"Schöner Scheitern": "Wir lehnen uns alle gerne weit aus dem Fenster"

CityNEWS traf Susanne Pätzold, Axel Strohmeyer und Franco Melis zum Gespräch / copyright: Schöner Scheitern
CityNEWS traf Susanne Pätzold, Axel Strohmeyer und Franco Melis zum Gespräch
copyright: Schöner Scheitern

Bereits seit 1995 sind sie mit ihrer großen Leidenschaft, dem Improvisations-Theater, als “Schöner Scheitern” auf den Bühnen der Republik unterwegs: CityNEWS traf Susanne Pätzold, Axel Strohmeyer und Franco Melis zum Gespräch …

CityNEWS: Sie machen schon einigen Jahren Improvisations-Theater. Braucht man hierfür stärkere Nerven, als bei festgelegten Stücken, bei denen man vorher schon genau weiß was passiert?

Susanne Pätzold: Nein, ich glaube nicht. Wir gehen ja auch mit anderen Programmen auf die Bühne. Zuletzt habe ich mit Alex Burgos „Bis dass der Tanz uns scheidet“ gespielt und feste Rollen spiele ich ja auch immer im Fernsehen. Ich denke, es ist einfach eine ganz andere Spielweise. Die Nervenstärke, die man braucht, aber eine ähnliche.

Franco Melis: Das würde ich auch sagen. Es ist einfach eine ganz andere Form von Theater und die Anforderungen sind unterschiedlich, aber stärkere Nerven braucht man für die Impro nicht.

Axel Strohmeyer: Wir spielen ja in dieser Konstellation seit 1995 zusammen – und da ist ein sehr großer Zusammenhalt. Wir haben alle drei das Gefühl, wir können uns sehr weit aus dem Fenster lehnen, denn wir wissen, dass die Kollegen da sind. Und wir lehnen uns alle gerne weit aus dem Fenster.

CityNEWS: Ist da trotzdem schon mal was Blödes passiert? Was, wenn die Zuschauer nicht mitspielen?

Axel Strohmeyer: Es gibt immer mal Vorstellungen, bei denen einzelne Zuschauer versuchen, das Publikum zu dominieren – auch schon mal mit derben Vorschlägen. Da ist es dann unsere Aufgabe, unseren Stil klarzustellen. Es gab auch mal eine Vorstellung, bei der das Publikum selber dafür gesorgt hat, dass so jemand nicht mehr zu Wort kam. Das ist das Schöne beim Improvisieren, dass mit dem Publikum so eine gemeinsame Energie aufgebaut wird. Das ist ein tolles Gefühl.

Franco Melis: Beim Improvisieren ist es so, dass man versucht alles aufzunehmen und einzubauen. Ob das nun die Vorschläge der Kollegen oder die der Zuschauer sind. Man nimmt alles und baut es ins Geschehen ein. Aber wie wir das tun, hat natürlich mit uns und unserer Haltung zu tun.

Axel Strohmeyer: Uns ist während eines Auftritts auch schon mal die Bühne kaputt gegangen, ein anderes Mal gab es einen Stromausfall. Aber das schweißt auch zusammen. Das Publikum erlebt das ja mit uns im gleichen Moment.

Franco Melis: Und dann spielt man einfach bei Kerzenlicht und unverstärkt weiter.

Axel Strohmeyer: Genau. Und als wir das mal gemacht haben, da war das Publikum entsprechend leise und ganz konzentriert. Hat sich also mit uns auf die neue Situation eingestellt. Und das ist wirklich schön!

CityNEWS: Bei der Improvisation ist ja jede Vorstellung irgendwie eine Premiere. Passiert es trotzdem, dass sich Dinge häufiger wiederholen?

Susanne Pätzold: Nein, weil wir darauf tatsächlich überhaupt keine Lust haben. Axel sagte ja schon, wir spielen seit 1995 zusammen. Und uns ist ganz elementar wichtig, dass wir Spaß miteinander haben, denn sonst wären wir ja auch nicht so lange zusammengeblieben. Unser Fokus liegt darauf unsere Freude mit dem Publikum zu teilen. Würden wir Dinge wiederholen, dann würde es keine Freude bereiten, dann hätten wir keinen Spaß. Und es ist besonders lustvoll, sich auch gegenseitig zu überraschen und zu überlegen, was der andere nun für eine Reaktion vermuten würde, und wo man stattdessen hingehen könnte. Insofern versuchen wir Wiederholungen überall zu vermeiden. Und wenn ein Vorschlag schon mal da war, dann versuchen wir, ihn ganz anders umzusetzen, als wir das beim letzten Mal getan haben.

“Immer da sein, wo die Freude sitzt”

CityNEWS: Was würden Sie wohl machen, wenn Sie keine Comedians geworden wären?

Franco: Melis: Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, etwas anderes zu machen als Theater.

CityNEWS: Wann war Ihnen das klar?

Franco Melis: Mit 18. Ich habe mit 18 gedacht, ich könnte ja mal so einen Pantomime-Kurs an der Volkshochschule belegen. Und vom einen auf den anderen Tag war ich so begeistert, dass ich nichts anderes mehr machen wollte. Ich hatte das Glück, dass der Leiter dieses Kurses mich schon nach drei, vier Monaten fragte, ob ich mit ihm auftreten möchte. Und seit dem spiele ich.

Susanne Pätzold: Bei mir war es später. Mit 19 erst. Da habe ich eine Vorpremiere bei einem Impro-Theater gesehen und gedacht: Genau das will ich machen! Bis es dazu kam, hat es dann noch zwei Jahre gedauert und ich bin auch Umwege gegangen, habe aber immer diesen Wunsch gehabt, Schauspielerin zu sein. Und ich kann mir auch nichts anderes vorstellen.

Axel Strohmeyer: Ich komme eigentlich vom Körpertheater und habe lange mit „Mobilé“ aus Köln zusammengearbeitet. Irgendwann wurde ich von einer Theatergruppe gefragt, ob ich bei denen mitmachen möchte. Das habe ich getan und bin auch dabei geblieben. Dann haben Susanne und ich uns kennengelernt und zusammengespielt, dann kam Franco dazu und wir haben eine eigene Gruppe gegründet. Ich finde es wahnsinnig toll und meine Arbeit macht mir wahnsinnig viel Spaß. Wenn es auf der ganzen Welt kein Schauspiel mehr gäbe, dann würde ich etwas anderes freies kreatives machen. Aber es gibt ja das Schauspiel.

CityNEWS: Haben Sie ein gemeinsames Ritual, bevor Sie auf die Bühne gehen?

Susanne Pätzold: Wir trinken ein Glas Sekt zusammen. Aber nur beim Improvisieren. Bei Stücken, die man mit festem Text spielen muss, da geht das nicht. Das ist nur in unserem Ensemble unser Ritual.

CityNEWS: Haben Sie Ziele, auf die Sie hinarbeiten?

Susanne Pätzold: Immer, immer, immer glücklicher werden!

Axel Strohmeyer: Und schöner und jünger …

Susanne Pätzold: Nein, konkret könnte ich das nicht sagen. Ich möchte einfach immer nur da sein, wo die Freude sitzt. Das wird bei mir ein nächstes Programm sein, das wird die weitere Zusammenarbeit mit diesen Kollegen hier sein, es wird in anderen Konstellationen Fernseharbeit geben. Es gibt nichts bestimmtes, bei dem ich sagen würde, dies sei eine Sache, von der ich konkret träumen würde. Es ist ein großes Geschenk, die Freiheit zu haben, immer neu zu überlegen, was man tun möchte und aus dieser Lust heraus neue Dinge entstehen zu lassen, die man dann umsetzen darf.

Axel Strohmeyer: Das ist ein wirklich großer Motor, dieses Lustvolle. Und das wir es als Geschenk betrachten können, schon so lange zusammenzuarbeiten und nach wie vor wirklich viel Spaß zu haben.

CityNEWS: Was machen Sie im nächsten Jahr? Was steht für 2015 an?

Axel Strohmeyer: Weihnachtsgeschenke umtauschen! Und bei der Kabarett Bundes:Liga spielen wir noch bis Juni …

Susanne Pätzold: … wir werden viele Auftritte haben, sind mit unserem Programm unterwegs. Für mich steht ein Fernsehprojekt an, an dem ich mit Franco arbeite. Ansonsten schauen wir mal, was noch so kommt.

CityNEWS: Wir wünschen jedenfalls bei allem weiterhin viel Freunde und bedanken uns für das Gespräch.

Weitere Informationen wie Termine sowie Videos von den Dreien finden Sie unter www.schöner-scheitern.com sowie www.hb-management.info!

Autor: Redaktion / Ina Laudenberg