Schauspielerin Grit Boettcher: "Ich liebe die Menschen – obwohl ich sie kenne …"

Grit Boettcher im Gespräch mit CityNEWS-Redakteurin Ina Laudenberg. / copyright: Daniel Berbig / CityNEWS
Grit Boettcher im Gespräch mit CityNEWS-Redakteurin Ina Laudenberg.
copyright: Daniel Berbig / CityNEWS

Grit Boettcher sprach mit CityNEWS im Interview über Casting-Wahnsinn, die Liebe zum Publikum und das beste Anti-Aging-Programm überhaupt …

“Meine
Mutter tut das nicht” hieß das Stück, das von den Medien in den 1977er Jahren
so hoch gelobt wurde. Auch beim Publikum fand der “Renner vom Rhein” großen
Zuspruch. Bis zum 9. Februar ist jetzt mit “Omma Superstart” die aufgepeppte
Version des Boulevard-Klassikers im Theater am Dom zu sehen.

CityNEWS: Verraten Sie unseren Lesern schon ein wenig von
der Handlung?

Grit Boettcher: Ja, Meta Sommer ist eigentlich eine ganz
normale Oma, die in Tunesien ein Heim für gestrandete Mädchen leitet, aber
jetzt kein Geld mehr hat. Eigentlich kommt sie aus Köln, wo auch ihre Tochter
lebt. In der Zeitung hat sie gelesen, dass man hier die “Omma der Nation”
suchen würde. Da denkt sie sich, dass sie sich ja einfach mal bewerben könne,
und fliegt – ohne den wahren Grund zu nennen – zu ihrer Tochter. Diese ist
schon seit vier Jahren von ihrem Mann getrennt, möchte das aber vor ihrer
Mutter verheimlichen. Und so spielt man der Oma die heile Familie vor. Mutter
und Tochter kabbeln sich schnell und Meta beschließt, wieder abzureisen, als
plötzlich ein Reporter auftaucht, der aufgeregt verkündet, dass sie das Casting
gewonnen hat und nun die “Omma der Nation” ist.

“Man kann sich im Leben über schlimmere Dinge aufregen als das Fernsehprogramm!”

CityNEWS: Die Sendung läuft dann aber anders, als sie
sich das vorgestellt hat …

Grit Boettcher: Genau. Meta Sommer denkt, dass sie, da
sie nun beim Fernsehen arbeitet, Singen, Schauspielern und Balletttanzen lernen
muss. Sie übt und übt und übt – um später bei einer sehr erfolgreichen Sendung
dazustehen und doch nur wie jede Oma Kartoffeln schälen und Zwiebeln schneiden
muss. Natürlich gibt es zum Schluss aber ein Happy End!

CityNEWS: Das Stück nimmt damit den Casting-Wahnsinn, den
wir seit einigen Jahren in Deutschland erleben, ein wenig auf die Schippe. Was
halten denn Sie persönlich von solchen Shows?

Grit Boettcher: Ach, wenn die halt im Moment modern sind,
dann sollen die das machen. Wenn Sie den Fernseher anschalten, dann sehen Sie
Kochsendungen, Krimis und die anderen Sachen, die grad “in” sind. Wenn die
Leute Casting-Sendungen sehen möchten, dann soll man sie ihnen doch geben. Es
gibt mittlerweile so viele verschiedene Sender. Als ich jung war, da waren es
nur drei. Und wenn diese Shows jemandem nicht passen, dann soll er doch einfach
umschalten. Also ich finde, man kann sich im Leben über schlimmere Dinge
aufregen als das Fernsehprogramm.

CityNEWS: Denken Sie, dass diese Castingshows wieder
verschwinden, wenn Sie sagen, dass die momentan in sind?

Grit Boettcher: Das weiß ich nicht. Wenn die Leute sie
nicht mehr sehen wollen, dann werden die Macher es absetzen und sich etwas
anderes einfallen lassen. Ich hoffe nur, dass das Theater, besonders auch das
Boulevardtheater bestehen bleibt. Die kleinen Theater werden ja nicht
subventioniert und müssen halt auch immer gucken, was die Zuschauer sehen
wollen. Manchmal haben sie mit dem was sie zeigen Pech – und manchmal haben sie
kein Pech.

CityNEWS: Meta Sommer probt im Stück die “Iphigenie“.
Denken Sie, die Autoren haben sich da einfach ein beliebiges Stück aus der
Weltliteratur gepickt oder wurde das Drama ganz bewusst ausgewählt, weil es
Parallelen zur Thematik gibt?

Grit Boettcher: Ich denke nicht, aber da müsste man sie
fragen. Vielleicht hat es einem der Autoren einfach besonders gut gefallen. Ich
habe aber schon von vielen Leuten gehört, dass sie diese Stelle besonders schön
fanden.

CityNEWS: Sie treten während des Stücks das ein oder
andere Mal mit sehr viel Selbstbewusstsein und einer gehörigen Portion
Selbstironie aus der Rolle und sprechen mit den Zuschauern. Wie wichtig ist
Ihnen der Kontakt zum Publikum?

Grit Boettcher: Auf der Bühne bin ich mit dem Publikum
sehr eng verbunden und möchte, dass die Zuschauer Teil des Stückes werden. Ich
mag Menschen einfach. Ich liebe sie sogar. Viele sagen, dass sie die Tiere
lieben, weil sie die Menschen kennen. Ich liebe Tiere auch. Aber ich kann ganz
klar sagen: “Ich liebe die Menschen – obwohl ich sie kenne”! Bei so einer Show
springt dann einfach der Funke über und wir Schauspieler und die Leute aus dem
Publikum freuen sich darüber und haben eine tolle gemeinsame Zeit.

“Die Bühne ist wie ein bezahltes Anti-Aging-Programm”

CityNEWS: Sie standen für dieses Stück das erste Mal
gemeinsam mit Ihrer Tochter auf der Bühne. Ist es schwierig, die Mutter der
eigenen Tochter zu spielen oder macht das die Sache sogar leichter?

Grit Boettcher: Nicole und ich ja auch schon gemeinsam
vor der Fernsehkamera gestanden. Das ist aber lange Zeit her … Auf der Bühne
sehe ich nicht meine Tochter Nicole, sondern Sandy. Und ich sehe sie nicht aus
den Augen der Grit Boettcher, sondern so, wie Meta Sommer sie sieht. Im echten
Leben, da haben wir als Mutter und Tochter eine sehr enge Bindung zueinander.
Aber ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam spielen. Auch die Männer im
Ensemble sind wirklich toll. Wir verstehen uns alle super und fühlen uns
miteinander sehr wohl. Die Schauspieler sind wirklich gut ausgewählt worden.
Und das ganz ohne Casting …

CityNEWS: Jeder, der sie auf der Bühne sieht, ist
beeindruckt von ihrer Erscheinung. Besonders, wenn man weiß, ich darf das
sagen, dass sie 75 Jahre alt
sind. Wie halten Sie sich denn so fit? Gibt es da ein Geheimrezept?

Grit Boettcher: Ha, das fragen viele Leute. Und ich bin
sicher, dass sie das nicht tun würden, wenn sie mich sehen könnten, wie ich
morgens aus dem Bett komme. Die Meta Sommer, die kann das alles. Grit Boettcher
nicht! Mein Geheimrezept ist mein Hund und meine Sauna. Dadurch, dass ich mit
meinem Sohn, meiner Tochter und ihrer Tochter zusammenlebe, bin ich auch immer
so eingebunden, dass ich überhaupt keine Zeit habe, mir Gedanken über mein
Alter zu machen. Ansonsten wirkt auch die Bühne wie ein bezahltes
Anti-Aging-Programm. Wenn man so eine Rolle richtig spielt, dann ist das wie
eine Meditation!

CityNEWS: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Boettcher!

“Omma Superstar” ist eine Komödie von Gunther Beth und Folker Bohnet. Auf der Bühne stehen Grit Boetcher, Nicole Belstler-Boetcher, Rolf Berg, Frank Büssing, Werner Michael Damman und Claus Thull-Emden. Im “Theater am Dom” in Köln wird das Theaterstück noch bis zum 9. Februar 2014 gespielt.

Weitere Infos unter: www.theateramdom.de

Autor: Redaktion / Ina Laudenberg