CityNEWS im exklusiven Gespräch mit Jürgen von der Lippe: "Ich bereue nichts!"

Er ist Entertainer, Komiker, Moderator und Buchautor. Nun hat Jürgen von der Lippe mit 'Die wollen nur spielen' auch sein erstes Theaterstück auf die Bühne gebracht.  / copyright: Andrè Kowalski
Er ist Entertainer, Komiker, Moderator und Buchautor. Nun hat Jürgen von der Lippe mit ‘Die wollen nur spielen’ auch sein erstes Theaterstück auf die Bühne gebracht.
copyright: Andrè Kowalski

Er ist Entertainer, Komiker, Moderator und Buchautor. Nun hat Jürgen von der Lippe mit “Die wollen nur spielen” auch sein erstes Theaterstück auf die Bühne gebracht. CityNEWS sprach mit dem Autor und Protagonisten Jürgen von der Lippe über das Stück, Religiosität und eine lange Karriere …

CityNEWS: Sie stehen als Autor
des Stücks “Die wollen nur spielen”, das seit Ende August im Theater am Dom
gespielt wird, zugleich auch mit auf der Bühne. Verraten Sie unseren Lesern,
die das Stück noch sehen möchten, schon ein bisschen von der Handlung?

Jürgen von der Lippe: Gottlieb ist reich, Privatier und Histrioniker, also ein
Mensch mit zu viel Harmoniebedürfnis und Exhibitionismus, was wohl auf die
meisten Bühnenschaffenden zutrifft. Seine Macke: Er schreibt kleine Stücke, in
denen er Gott spielt. Dazu bietet er Schauspielern Kost und Logis in seiner
Luxusvilla. Seine Einakter zeichnet er auf und führt sie seinen Freunden im
Millionärsclub vor. Er verfolgt aber noch einen anderen Zweck und den zu
verraten wäre schade, denn hier beginnt es doppel- und zum Teil dreifachbödig
zu werden, und es ist einer der Reize dieses Stückes, dass der Zuschauer erst
in der nächsten Szene versteht, was hier eigentlich vorher gespielt wurde. Und
das ist eine ganze Menge: Liebe auf den ersten Blick, Sex mit und ohne Gefühl, die
verschiedensten Formen von Rivalität, und es gibt wirklich jede Menge zu
lachen.

“Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse
ihn.”

CityNEWS: Sie lassen den Protagonisten den Gott spielen.
Sind Sie selbst religiös?

Jürgen von der Lippe:
Ich bin ja in der katholischen Hochburg Aachen aufgewachsen und war bis zu
meinem zwanzigsten Lebensjahr wirklich sehr strenggläubig. Ich bin jetzt auch
kein Atheist, sondern Agnostiker. Es gibt da diesen sehr schönen Satz in einem
der letzten Romane Julian Barnes: “Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse
ihn.”

CityNEWS: Sie treten als Schauspieler in Ihrem eigenen Stück
auf, Regie bei dieser Inszenierung hatte allerdings Axel Beyer. Fiel es Ihnen
leicht, die Inszenierung in andere Hände zu geben?

Jürgen von der Lippe:
Regie führen und Schreiben sind ja zwei ganz verschiedene Dinge. Ich bin
seit vielen Jahren mit Axel Beyer befreundet und wir waren vielfach beruflich verbandelt.
Ich habe mich sehr gefreut, als er sagte, dass ihm das Stück gefiele und er die
Regie übernehmen wolle. Der Text ist eine Absichtserklärung, der Regisseur
haucht ihm Leben ein. Und so eine Komödie ist wie Holz, sie arbeitet, wird
immer komischer. Ingo Oschmann, Nina Vorbrodt und ich sind ja von Hause aus
Komiker. Wir improvisieren gerne. Astrid Kohrs ist die einzige gelernte
Schauspielerin – die es aber genauso genießt, Lacher zu bekommen.

CityNEWS: Sie haben neben Musik, Comedy und verschiedenen
TV-Formaten nun auch das Theaterstück geschrieben. In welchem Bereich wollen
Sie sich noch ausprobieren?

Jürgen von der Lippe:
Na ja, ich habe ja auch schon ein Filmdrehbuch geschrieben, etwas gänzlich
Neues war das für mich also nicht. Ich habe wirklich schon viel gemacht, da
wird es mit dem Ausprobieren langsam eng. Ich habe gerade mein zwölftes Buch
veröffentlicht, mehr Alben als die Beatles herausgebracht und werde mit alldem
weitermachen, solange es geht, sicher auch noch mal ein Theaterstück schreiben.
Zudem bin ich ja ständig mit meinem Comedy-Programm unterwegs und mache Lesungen
mit zwei verschiedenen Programmen in kleineren Hallen, was mir ebenfalls
riesigen Spaß macht.

“Ich bereue nichts.”

CityNEWS: Bereuen Sie irgendeinen Schritt in Ihrer Karriere?

Jürgen von der Lippe:
Letztendlich tragen ja auch die falschen Entscheidungen dazu bei, dass man sich
weiterentwickelt, haben also ihre Berechtigung. Die Schlappen gehören dazu,
aber ich denke, dass ich sagen kann, dass ich niemals jemandem ernsthaften Schaden
zugefügt habe. Von daher kann ich guten Gewissens sagen: “Ich bereue nichts.”

CityNEWS: Sie haben Philosophie
und Germanistik studiert, wollten nach dem Studium Journalist werden. Trotz
dieses Vorhabens sind Sie doch als Komiker auf der Bühne und im Fernsehen
gelandet. War das immer ein geheimer Wunsch?

Jürgen von der Lippe:
Gar nicht, obwohl ich schon bei einer Theaterschulaufführung hätte merken
können, dass das mein Ding war. Ich komme aus kleinen Verhältnissen, meine
Mutter war Köchin, mein Vater Barkeeper. Ich war der Erste in der Familie, der Abitur
machte – mit der Aussicht, danach zu studieren. Dementsprechend ging die
elterliche Erwartungshaltung natürlich nicht in Richtung Künstler. Ich durfte
nicht Geige lernen, denn mein Vater hat seinen Nachtberuf gehasst und wollte
nicht, dass ich auch in einem lande. Einer von den väterlichen Plänen, die so
gar nicht funktionieren, genau wie in meinem Stück übrigens.

Autor: Redaktion / Ina Laudenberg