Die fünfte Folge “Sing meinen Song – Das Tauschkonzert” mit den Songs von Wolfgang Niedecken

Die Sänger: V.l.: Samy Deluxe, NENA, Wolfgang Niedecken, SEVEN, Xavier Naidoo, The BossHoss und Annett Louisan. Foto: VOX / Marie Schmidt / Philipp Rathmer
Die Sänger: V.l.: Samy Deluxe, NENA, Wolfgang Niedecken, SEVEN, Xavier Naidoo, The BossHoss und Annett Louisan.
Foto: VOX / Marie Schmidt / Philipp Rathmer

“Ich fände es schon schade, wenn einer versucht, Kölsch zu singen und es dann nicht schafft”, so die Ansage von BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken. Er steht in der 5. Folge der erfolgreichen Musik-Event-Reihe am Dienstag, 10. Mai um 20:15 Uhr bei VOX mit seinen Songs im Mittelpunkt. Seine Musikerkollegen können hier aus einem reichen Fundus musikalischer Extraklasse schöpfen. Auf 40 Jahre Musikgeschichte blicken BAP bereits zurück. Mit fast sechs Millionen verkauften Tonträgern, 18 Studioalben, sechs Live-Alben sowie vier Soloalben ist Wolfgang Niedecken der Kopf einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Rockbands. Doch mit seinen einzigartigen kölschen Songtexten wird er auch zur großen Herausforderung für Soul-Star Xavier Naidoo, Pop-Ikone Nena, Cowboy-Rocker Sascha Vollmer und Alec Völkel von The BossHoss, Erfolgsrapper Samy Deluxe, Pop-Sängerin Annett Louisan und dem Schweizer Funk-Vertreter Seven. Der Druck ist groß. Alle wollen vor dem Ausnahme-Musiker bestehen. Das geht auch an Soul-Legende Xavier Naidoo nicht spurlos vorbei. Erstmals in der Geschichte von “Sing meinen Song” muss er einen Song abbrechen und neu beginnen. Und dann traut sich einer der sechs Künstler doch tatsächlich, seine Cover-Version, auf Kölsch vorzutragen.


Das erwartet Sie bei der vierten Folge von
„Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“

Wolfgang Niedecken Foto: VOX / Marie Schmidt
Wolfgang Niedecken
Foto: VOX / Marie Schmidt

“Heute wird ein grandioser Abend, heute wird eine Legende gefeiert”, bringt es Samy Deluxe auf den Punkt. Die Nervosität unter den Musikern ist zum Greifen nah. Vor BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken, der die Musikszene deutschlandweit seit Jahrzehnten mit seinem Kölsch-Rock begeistert, möchten alle ihr Bestes geben. Den Auftakt macht Xavier Naidoo. Er hat sich das Lied “Songs sinn Dräume” (Songs sind Träume) ausgesucht, zu dem Niedecken durch einen Satz aus Bob Dylans Autobiografie “Chronicles” inspiriert wurde. “Das ist mein wichtigstes und schönstes Lied, ein Highlight aus der ganzen Staffel”, so Naidoo. “Ich habe es ganz frei entkölscht. Ich möchte, dass viele Menschen einfach auch mal einen Text von BAP verstehen.” Doch es kommt, wie es kommen musste. Xavier Naidoo bricht die Präsentation ab und muss neu ansetzen. Kann er das Lied noch so performen, wie er es sich gewünscht hat?

Nicht weniger Last hat sich Annett Louisan auf ihre zarten Schultern geladen. Sie wird den wohl bekanntesten aller BAP-Songs “Verdamp lang her” performen, den Wolfgang Niedecken für seinen damals verstorbenen Vater geschrieben hat. “Ich habe einen Wahnsinns Respekt vor diesem Lied”, so Annett. “Aber es holt mich gerade in meiner jetzigen Zeit so dermaßen ab. Für mich bedeutet der Song so etwas wie ein Neuanfang.” Mit ihrer Version überrascht die blonde Sängerin alle. Der bekannte, große Song wird bei Annett ganz leicht und sanft und zaubert allen Musikern ein großes Lächeln ins Gesicht, allen voran Wolfgang Niedecken: “Es war absolut bezaubernd. Annett ist unsere große deutsche Chanson-Sängerin! Überhaupt zu wagen, diesen Song zu machen, das bedeutet schon einiges.”

Seven  Foto: VOX / Markus Hertrich
Seven
Foto: VOX / Markus Hertrich

Dann ist es soweit. Die größte Überraschung des Abends wartet auf die Musiker. Denn einer von ihnen hat sich tatsächlich vorgenommen, seine Cover-Version auf Kölsch zu performen: “Ja, der Schweizer singt heute einen Song auf Kölsch”, so Seven. “Ich bin mir bewusst, dass ich hier das Risiko eingehe, dass ich in Köln Hausverbot bekomme. Ich begebe mich sozusagen auf kölsches Glatteis.” Für diesen gewagten Sprachausflug hat sich Seven den BAP-Song “All de Aureblecke” ausgesucht. Ein Soulsong “op Kölsch” – das hört man auch nicht alle Tage. Erstaunte Blicke und offene Münder begleiten die Performance von Seven. Geht das Risiko auf? Alle warten gespannt auf das Urteil von Wolfgang Niedecken! Ist das schon der Song des Abends?

Wolfgang Niedecken Foto: VOX / Markus Hertrich
Wolfgang Niedecken
Foto: VOX / Markus Hertrich

Auch nach 40 Jahren BAP-Musikgeschichte gehen Wolfgang Niedecken weder Ideen noch Lieder aus. Mit seinem neuesten Song “Alles relativ” aus dem aktuellen Album “Lebenslänglich” stellt der Kölsch-Rocker einmal mehr unter Beweis, was für ein herausragender Geschichtenerzähler er ist: “Es ist meine Biografie in acht kurzen Strophen. Die Erkenntnis aus dem Stück ist: In dem Moment, in dem du erkennst, dass alles relativ ist, wirst du erwachsen.” “Er berührt mich total im Herzen, wenn er singt”, so Nena. “Er ist ein unfassbarer Songschreiber.”

Wie persönlich und nah die Texte sind, zeigt sich auch im nächsten BAP-Lied “Alles im Lot”. “Das ist ein Lied über das Ende meiner ersten Ehe”, so Wolfgang Niedecken. “Das skurrile ist, dass es oft missinterpretiert wurde, nämlich so, als wäre wirklich alles im Lot.” Heute wird es von den Country-Rockern Alec und Sascha von The BossHoss performt. “Wir haben ihn uns ausgesucht, weil es ein mega Songwriting ist. Es gibt ganz viele Akkorde, es ist mega komplex”, so Sascha. “Wir machen den Song auf Hochdeutsch”, stellt Alec klar. “Der Song war eine der ersten Nummern, die wir für ‘Sing meinen Song’ gemacht haben und er hat uns geholfen, uns wohl dabei zu fühlen, auf Deutsch zu singen. Deswegen ist uns der Song recht wichtig.” Und mit ihm treffen sie voll ins Schwarze!

Samy Deluxe  Foto: VOX / Markus Hertrich
Samy Deluxe
Foto: VOX / Markus Hertrich

Für Gänsehaut sorgt auch Erfolgs-Rapper Samy Deluxe im Anschluss. Mit den Worten “Der nächste Song ist sehr politisch”, kündigt Xavier Naidoo die Cover-Version von Niedeckens “Kristallnaach” an. “Es ist ein Stück über die Verführbarkeit von Massen, die niedrigsten Instinkten folgen und Sachen machen, die sie als einzelne nie tun würden”, so der BAP-Frontmann. “Auf Kölsch habe ich höchstens ein Zehntel des Textes verstanden”, gesteht Samy. “Und auch auf Hochdeutsch zuerst höchstens zu 50 Prozent verstanden. Es ist irgendwie einfach so ein Lied, das alles sagt, aber wenn man nicht genau hinhört, einem auch nichts sagen kann, weil es einfach sehr codiert ist. Es ist ein unglaubliches lyrisches Werk. Ich habe mir dafür eine besondere Art des Vortragens überlegt – weder gerappt, noch gesungen…sondern ich werde preachen!” Und diese Performance geht unter die Haut. Nena bringt es auf den Punkt: “Es gab schon wieder diesen speziellen Moment!”

Und für genau den sorgt auch Nena selbst. Sie geht als letzte an diesem Abend auf die Bühne und legt über alles noch mal einen besonderen Zauber – mit dem beliebtesten aller BAP-Songs “Do kanns zaubre” (Du kannst zaubern). “Es ist ein Liebeslied, das ich damals für die spätere Mutter meiner Söhne geschrieben habe. Ich war einfach hin und weg, habe an nichts anderes mehr gedacht”, so Niedecken. Und an diesem Gefühl lässt Nena ihre Musikerkollegen teilhaben: “Wolfgang spricht in so starken Bildern. Ich fühle diesen Song einfach und ich singe ihn so gerne. Ich werde diesen Song auch auf jeden Fall in meinen Konzerten spielen, ich kann gar nicht mehr anders!” Der Song wird zur wunderbaren Liebeserklärung an ihren Musikerkollegen Wolfgang Niedecken und zieht alle in seinen Bann. “Es war so schön”, so Niedecken. “Nena singt es so ungeheuer charmant!”

“Ich glaube, ich habe das alles nur geträumt”, lautet am Ende das Fazit von Kölsch-Rocker Wolfgang Niedecken. “Gott sei Dank bin ich hergekommen. Diese unglaubliche Erfahrung wäre mir sonst durch die Lappen gegangen.”

VOX zeigt die fünfte Folge “Sing meinen Song – Das Tauschkonzert” mit den Songs von Wolfgang Niedecken am Dienstag, 10. Mai 2016 um 20:15 Uhr.


V.l.: Alec Völkel, Xavier Naidoo, Annett Louisan, Samy Deluxe, NENA, Wolfgang Niedecken, Sascha Vollmer und Seven Foto: VOX / Markus Hertrich
V.l.: Alec Völkel, Xavier Naidoo, Annett Louisan, Samy Deluxe, NENA, Wolfgang Niedecken, Sascha Vollmer und Seven
Foto: VOX / Markus Hertrich

Diese Songs von Wolfgang Niedecken hören Sie
am 10. Mai 2016 beim Tauschkonzert:

  • Xavier Naidoo – “Songs sinn Dräume”
  • Annett Louisan – “Vedamp lang her”
  • Seven – “All de Aureblecke”
  • The BossHoss – ” Alles im Lot”
  • Samy Deluxe – “Kristallnaach”
  • Nena – “Do kanns zaubre”
Wolfgang Niedecken (Niedeckens BAP), Moderatorin Jeannine Michaelsen Foto: VOX / Markus Hertrich
Wolfgang Niedecken (Niedeckens BAP), Moderatorin Jeannine Michaelsen
Foto: VOX / Markus Hertrich

Um 22 Uhr zeigt VOX “Die Niedeckens BAP-Story”. Vierzig Jahre BAP, 65 Jahre Niedecken – eine bewegende Lebensgeschichte. Und eigentlich sind es zwei: Das Leben vor dem 2. November 2011 und das danach. An dem Novembertag erleidet der BAP-Frontmann einen Schlaganfall und überlebt durch das schnelle Handeln seiner Frau Tina, die er fortan seinen Schutzengel nennt. In der Doku erzählt Wolfgang Niedecken Jeannine Michaelsen in einem sehr persönlichen Gespräch, wie ihn diese Erfahrung für immer verändert hat. Mit der Moderatorin lässt er die großen Momente von BAP Revue passieren. Im Interview kommen neben Niedeckens Freunden auch seine engsten Vertrauten zu Wort. Seine Ehefrau Tina und seine Tochter Isis reden über das Familienleben, über Höhepunkte und Krisen im Leben des vierfachen Familienvaters.

VOX zeigt die fünfte Folge “Sing meinen Song – Das Tauschkonzert” mit den Songs von Wolfgang Niedecken am 10. Mai 2016 um 20:15 Uhr. Im Anschluss folgt “Die Niedeckens BAP-Story” in Erstausstrahlung. Im Anschluss an die dritte Staffel “Sing meinen Song – Das Tauschkonzert” zeigt VOX außerdem in einer neunten Folge am Dienstag, 7.Juni 2016, um 20:15 Uhr ein “Best of” aller Duette aus den vergangenen drei Staffeln der erfolgreichen Musik-Event-Reihe.

Alle Folgen von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ sind noch sieben Tage nach Ausstrahlung kostenlos bei TVNOW.de abrufbar. Und die Zuschauer, die die neu entstandenen Coversongs auch zu Hause hören wollen, können die Compilation „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ Volume 3 in der Standard-Version mit den 14 besten Songs und einem Bonus-Track oder als Deluxe-Variante mit 29 Songs aus der dritten Staffel ab dem 29.04. überall käuflich erwerben.

Weitere Infos unter: www.vox.de


Wolfgang Niedecken  Foto: VOX / Marie Schmidt
Wolfgang Niedecken
Foto: VOX / Marie Schmidt

Interview mit Wolfgang Niedecken

Herr Niedecken, Sie sind in der dritten Staffel „Sing meinen Song“ dabei. Was reizt Sie an diesem Projekt?

Wolfgang Niedecken: Also ich wurde ja schon zur ersten Staffel angefragt. Da konnte ich mir das aber nicht vorstellen, weil Live-Musik im Fernsehen in der Regel ja die Zeit ist, in der die Leute ihr Bier wegbringen, oder Bier holen, oder wegzappen, oder irgendwas. Auch die einzelnen Genres, die da miteinander verschmolzen werden sollten, das konnte ich mir nicht vorstellen und deswegen habe ich bei der Anfrage zur ersten Staffel erstmal nein gesagt. Nachdem ich jetzt zur dritten Staffel nochmal gefragt wurde und mir auch mittlerweile klar war, dass das sehr wohl etwas Gelungenes ist, habe ich sehr gerne zugesagt. Viele Kollegen reden sehr gut über “Sing meinen Song”, auch aus der Musiker-Szene, sagen wirklich alle, dass hier eine sensationelle Band am Werk ist. Und dass mit Respekt miteinander umgegangen wird und man auch viel Spaß hat. Das einzige, das ich wissen wollte, war, wer noch teilnehmen wird. Ich habe sozusagen als letzter zugesagt, aus einem einfachen Grund: Ich möchte einfach keine Schlager singen müssen. Aber es sind lauter Leute da, deren Arbeit ich wirklich sehr schätze und von da an war es nur noch großes Vergnügen. Alleine der Auswahlprozess, welchen Song ich von wem singe, das hat so einen Spaß gemacht. Es war ein absolutes Luxusproblem! Ich konnte mich unter den vielen guten Liedern gar nicht richtig entscheiden. Aber, ich glaube, ich habe eine ganz gute Wahl getroffen.

Waren Sie rückblickend überrascht über den großen Erfolg von „Sing meinen Song“?

Wolfgang Niedecken: Am Anfang hab ich das nicht gedacht, dass das so gut funktioniert. Ich hatte wirklich große Bedenken. Ich glaube, da bin ich jetzt aber auch nicht der einzige gewesen. Der Erfolg hat aber letzten Endes Recht gegeben! Und „Sing meinen Song“ ist wirklich mittlerweile eine Marke.

Was sagen Sie zu den Teilnehmern von „Sing meinen Song“?

Wolfgang Niedecken: Ich bin sehr zufrieden! Es sind wirklich lauter geschätzte Kollegen.

Zum runden Geburtstag geht die Kölschrockband von Wolfgang Niedecken ab Mai auf große Jubiläumstournee. coypright: Alex Weis / CityNEWS
Zum runden Geburtstag geht die Kölschrockband von Wolfgang Niedecken ab Mai auf große Jubiläumstournee.
coypright: Alex Weis / CityNEWS

Jedes Jahr ist die Genrezusammenstellung noch breiter geworden und die Künstler kommen zum Teil aus ganz unterschiedlichen Musikstilen. Wo liegen die größten Herausforderungen, was glauben Sie?

Wolfgang Niedecken: Also ich glaube, die größte Spanne liegt wahrscheinlich zwischen Annett und Samy. Chanson und dann Rap, Hip Hop, also das ist wirklich ein Spagat. Ich bewege mich eigentlich irgendwie mittendrin. Gut, sprachlich ist Kölsch natürlich eine andere Geschichte, aber ansonsten ist BAP ja eine Rock’n‘Roll-Band. Letztendlich kommt es aber immer auf die Songs an. Die kann man so oder so arrangieren und man kann sie in verschiedenen Sprachen singen. Ein Song muss letztendlich einfach am Lagerfeuer funktionieren, sonst ist es kein guter Song.

Sie singen viele Ihrer Songs auf Kölsch. Glauben Sie, dass Sie unter anderem auch damit zu einer der größten Herausforderungen für Ihre Musiker-Kollegen werden?

Wolfgang Niedecken: Ich weiß es nicht, ich bin mir nicht so sicher, ob es unbedingt alle tatsächlich auch auf Kölsch versuchen. Es gibt ja Möglichkeiten! Man könnte die Texte ja sogar auf Suaheli singen, wenn man will. Das bleibt jedem überlassen, was er damit anstellt.

Würden Sie sich über eine Übersetzung Ihrer Songs freuen?

Wolfgang Niedecken: Ich bin gespannt, ich bin wirklich sehr, sehr gespannt, wer was mit welchem Song anstellt. Ich bin allerdings nicht der einzige, der da gespannt ist, welche Songs tatsächlich dabei rauskommen und auch in welcher Sprache. Ich hätte ja das gleiche Recht, Lieder zu verändern!

Worauf freut man sich als Künstler mehr – die Kollegen mit neuen Versionen ihrer Songs zu überraschen oder selber überrascht zu werden?

Wolfgang Niedecken: Also der Idealfall ist, wenn es so zusammenwächst, dass man darüber gar nicht mehr nachdenkt. Das ist so, als wenn man auf eine Fete geht, oder irgendwo zu Freunden auf ein Fest. Dann denkt man nicht unbedingt daran, dass man an dem Abend unbedingt seinen Witz anbringen will, sondern man hofft, dass es ein toller Abend wird.

Die letzten Staffeln haben gezeigt, dass die Künstler aus der Sendung so viele Anregungen und neue Ideen mitgenommen haben, dass die Erfahrung bei „Sing meinen Song“ auch langfristig auf ihre Musik Auswirkungen hatte; wie bei Sarah Connor zum Beispiel, die gerade ihr erstes Album auf Deutsch herausgebracht hat. Könnten Sie sich das auch vorstellen, dass es so einschneidende Erlebnisse für Sie geben könnte?

Wolfgang Niedecken: Ich habe in den letzten Jahren sowieso festgestellt, dass ich bestimmte Sachen gar nicht auf Kölsch singen möchte. Das hat aber was mit dem Gefühl zu tun. Wir haben jetzt auf dem letzten Album einen Song zum Beispiel, den habe ich zuerst im Studio auf Kölsch versuch. Das ist ein sehr ernster und zorniger Song und die erste Strophe, die kam mir dann auf einmal unangemessen albern vor. Dann habe ich ihn auf Hochdeutsch gesungen und auf einmal hat die Strophe funktioniert. Also, ich mache das sowieso immer nach Gefühl. Bei mir sind die oberste Instanz meine Nackenhaare. Wenn meine Nackenhaare hochgehen, dann ist irgendwas falsch und dann muss ich solange arbeiten, bis die unten bleiben. Das hat sich als Erfolgsrezept herausgestellt.

„Sing meinen Song“ bietet dafür eine gute Möglichkeit, die Lieder zu präsentieren, aber auch darüber zu sprechen, was die Lieder ausmacht.

Wolfgang Niedecken: Ich bin sehr dankbar dafür, dass es sowas gibt. An die Chance hatte ich überhaupt nicht mehr geglaubt! Ich habe gedacht, das wird im Fernsehen so nicht mehr stattfinden, man hat irgendwelche Nischenprogramme, wo man vielleicht mal den einen oder anderen Auftritt in gefilmter Form unterbringen kann. Aber dass diese Sendung tatsächlich auch auf so eine Massenakzeptanz stößt, habe ich nicht mehr für möglich gehalten.
Interviewer: Wie sind das Miteinander und die Stimmung unter den Künstlern? Es gibt die ganz erfahrenen Künstler, die sich zum Teil unter einander auch schon lange Zeit kennen und solche, die bisher für die Zuschauer vielleicht noch nicht so bekannt sind, wie Seven.
Wolfgang: Also, wenn Musiker sich treffen und miteinander arbeiten und man merkt, dass es dem Gegenüber so ernst ist, wie es einem selber ernst ist, dass er Profi ist und dass er professionell arbeitet, dann verschwinden diese Grenzen direkt, unmittelbar. Davon kann man das überhaupt nicht abhängig machen.

Wie macht man sich einen Song eines anderen Künstlers zu eigen, wie kann man sich das vorstellen? Wie gehen Sie an die Sache?

Wolfgang Niedecken: Jeder macht das ja anders. Aber ich versuche den Song selber auf der Gitarre zu spielen und mich in den Lyrics zurecht zu finden. Auch Tonarten bestimmen gehört dazu. Ich singe natürlich Nenas Song nicht in der gleichen Tonart, wie Nena ihn singt. Und dann guckt man, wie man welche Zeile am sinnvollsten auch erspürt. Erspüren ist das eigentliche Wort. Und dann hat man natürlich auch Vorstellungen, wie man das mit seiner eigenen Band machen würde. Und manchmal passiert es tatsächlich auch, dass man irgendwo herläuft und den Song vom Kollegen X im Ohr hat und denkt: „Moment, das könnte man aber auch so machen!“, also eine Idee, die man vorher überhaupt nicht hatte. Und dann kommt man gar nicht schnell genug nach Hause, um das mal auszuprobieren. Oder man hat schon X Versionen davon und stellt auf einmal fest, dass man es vielleicht doch noch anders ausprobieren möchte.

Gibt es Lieder, vor denen Sie großen Respekt oder anders Respekt haben, wenn man sich an deren Umarbeitung heranwagt? Geht man mit Welthits anders um als mit Titeln, die noch nicht so bekannt sind?

Wolfgang Niedecken: Nein, also ich gehe sowieso generell nur von dem Song aus. Ich gehe auch überhaupt nicht davon aus, wie bekannt der Song ist. Ich habe ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung, wie bekannt welcher Song von welchem Kollegen ist, den ich da interpretiere. Ich habe da meine eigenen Geschichten zu den Songs, die mich berührt haben, die auch vom Songinhalt bei mir was auslösen. Mal ganz abgesehen davon, dass das sowieso nur gute Songs sind, die bei mir was auslösen. Aber die müssen auch vom Thema was mit mir zu tun haben. Und wie bekannt die Songs sind, das ist mir ziemlich egal.
Interviewer: Sie sind dieses Jahr vierzig Jahre dabei, vierzig Jahre Bühnenjubiläum. Kann man trotzdem sagen, dass eine solche Sendung tatsächlich auch noch etwas Besonderes ist?
Wolfgang: Das ist auf jeden Fall etwas Besonderes. So eine Sendung wie „Sing meinen Song“ habe ich vorher noch nie erlebt oder gekannt. Und ich muss ja sagen, dass ich anfänglich diesen Erfolg selber nicht für möglich gehalten hätte. Ich war auch einer von den Ungläubigen.

Noch nie gab es bei „Sing meinen Song“ so viele unterschiedliche Hits: Rap und Gesang, Texte auf Englisch, Deutsch oder in Mundart und verschiedene musikalische Genres. Was reizt dich hierbei am meisten?

Wolfgang Niedecken: Es zu schaffen, wirklich eine eigene Version hinzukriegen und keine billige Kopie. Wenn ein Nena-Song sich von mir gesungen anhört wie ein „BAP“-Song, hab ich alles richtig gemacht.

Was macht ihrer Meinung nach einen Hit aus? Und wie wollen sie beim Tauschkonzert aus bestehenden Hits neue machen?

Wolfgang Niedecken: In erster Linie geht es um einen guten Song. Ob dann da ein Hit draus wird ist nicht so wichtig. „BAP“ war nie eine Hit-Fabrik, sondern eher eine Album-Band.

Bei welchem ihrer Hits ist die Spannung am größten, ihn in einer neuen Version zu hören? Und warum?

Wolfgang Niedecken: Falls sich einer tatsächlich traut einen „BAP“-Song auf Kölsch zu singen, halte ich die Luft an, denn die Leute in meiner Stadt sind da extrem kritisch.

Was glauben sie: Wie fühlt sich das an, wenn sie an einem Abend im Mittelpunkt stehst und ihre Hits zum ersten Mal in einem neuen Gewand hörst? Was bedeutet es ihnen?

Wolfgang Niedecken: Ich werde mit Sicherheit nervöser sein, als bei einem eigenen Konzert, denn da hätte ich ja Einfluss drauf. Aber ich bin mir absolut sicher, dass die Kollegen mit äußerstem Respekt an unsere Songs gehen. Spannend wird’s.


Biographie Wolfgang Niedecken copyright: Alex Weis / CityNEWS
Biographie Wolfgang Niedecken
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Biographie Wolfgang Niedecken

Seit knapp 40 Jahren ist er der Kopf einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Rockbands, hat fast sechs Millionen Tonträger verkauft, 18 Studioalben, sechs Live-Alben sowie vier Soloalben herausgebracht und ist mit seinen einzigartigen kölschen Songtexten eine feste Größe der deutschen Musikszene: BAP-Sänger Wolfgang Niedecken.

Am 30. März 1951 in Köln geboren, geht Wolfgang Niedecken schon früh seiner gesanglichen und künstlerischen Passion nach. Bereits während seiner Schulzeit spielt er in diversen Bands. Nach Abschluss seines Studiums der Freien Malerei, gründet er die Kölschrock-Band BAP, die in Zukunft nicht nur das kölsche Publikum begeistern wird. 1977 schreibt er seinen ersten kölschen Songtext „Helfe kann dir keiner“.

Neben zahlreichen Auftritten als Solokünstler erlangt auch seine Band immer mehr Popularität. Sowohl das erste Studioalbum „Wolfgang Niedecken’s BAP rockt andere kölsche Leeder“ (1979) als auch das darauffolgende Album „affjetaut“ (1980) erreichen Goldstatus. 1981 landet BAP mit „für usszeschnigge“ auf Platz 1 der deutschen Album-Charts. Das Album hält sich 81 Wochen in den deutschen Charts und wird mit Doppel-Platin ausgezeichnet. 1982 erscheint das vierte Album „Vun drinnen oh drusse“, verdrängt „für usszeschnigge“ von Platz 1 der Charts und belohnt die Band erneut mit zweimal Platin. BAP gelingt mit der „Rockpalast“-Live-Übertragung von der Loreley der endgültige Durchbruch. Ein Jahr später rocken die Musiker auch Bühnen in Belgien, Österreich oder der Schweiz. Auch Studioalbum Nummer fünf „Zwesche Salzjebäck un Bier“ (1984) und Nummer sechs „Ahl Männer, aalglatt“ (1986) schießen auf Platz 1 der deutschen Charts, halten sich mehr als 30 Wochen dort und bescheren den kölschen Rockern jeweils eine Goldene Schallplatte. 1987 bringt Wolfang Niedecken sein erstes Soloalbum „Schlagzeiten“ heraus und geht mit BAP sogar in China auf Tour. Bereits jetzt ist die Kölschrock-Band nicht mehr aus dem deutschen Musikbusiness wegzudenken und auch ihre folgenden Alben knüpfen an die bisherigen Erfolge an: „X für e‘ U“ (1990) erreicht Platz 1 und Platinstatus, „Pik Sibbe“ (1993) belegt Platz 2 und erlangt Goldstatus und das erste BAP Greatest Hits-Album „Wahnsinn – Die Hits von 79-95“ (1995) schafft es in die Top 5 der deutschen Albumcharts und wird mit einer Platin Schallplatte ausgezeichnet. 2002 geht die Band mit ihrem mittlerweile dritten Live-Album „Övverall“ auf große Festival-Tournee. Zum dreißigjährigen Jubiläum produzieren die kölschen Musiker das mit Gold prämierte Doppelalbum „Dreimal zehn Jahre“ (2005). Im Jahr 2007 wird dem heute 64-Jährigen die Silberne Stimmgabel verliehen und ein Jahr später erscheint das Album „Radio Pandora“, das zum zehnten Nr. 1-Album der Band wird. 2012 bringt Wolfgang Niedecken schließlich sein viertes Soloalbum „Zosamme alt“ heraus, erhält den Echo für sein Lebenswerk und ein Jahr später den Sonderpreis der 1Live-Krone. Im Januar dieses Jahres ist das mittlerweile 18. Studioalbum der Band, „Lebenslänglich“ erschienen, eine Jubiläumstour anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens folgt im Mai.

Abseits der großen Bühnen und der kölschen Rockmusik zeichnet sich Wolfgang Niedecken durch sein großes gesellschaftliches und politisches Engagement aus. Für seine führende Rolle bei der 1992 ins Leben gerufenen Kölner Initiative „Arsch huh, Zäng ussenander“ gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus erhält er 1998 das Bundesverdienstkreuz. Seit 2004 ist er des Weiteren Sonderbotschafter der Hilfsaktion „Gemeinsam für Afrika“ und gründet vier Jahre später, an der Seite der Kinderhilfsorganisation „World Vision“, das Hilfsprogramm „Rebound“ zur Unterstützung einstiger Kindersoldaten in Uganda und im Kongo. Für seinen außerordentlichen sozialen Einsatz verleiht ihm Bundespräsident Joachim Gauck 2013 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 2015 erhält der gebürtige Kölner außerdem den Rheinischen Kulturpreis für seine Verdienste rund um die Kölsche Rockmusik.

In der dritten Staffel von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ bei VOX begibt sich Kölschrocker und BAP-Sänger Wolfgang Niedecken auf eine weitere musikalische Reise seiner Karriere.

Weitere Infos unter: www.bap.de


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