Bernd Stelter: "Köln ist mehr als nur Karneval und Klüngel!"

CityNEWS traf 'Berniebärchen' und sprach mit ihm über seinen Bestseller, seinen Weg auf die Bretter, die die Welt bedeuten und sein neues Programm. / copyright: Torsten Silz / dapd
CityNEWS traf ‘Berniebärchen’ und sprach mit ihm über seinen Bestseller, seinen Weg auf die Bretter, die die Welt bedeuten und sein neues Programm.
copyright: Torsten Silz / dapd

Er ist wieder unterwegs: Musiker, Moderator, Buchautor und Kabarettist Bernd Stelter hat seine neue Tour “Mundwinkel hoch” gestartet. Anlass zu dem neuen Programm gaben ihm eigene Beobachtungen und eine US-Amerikanische Studie. CityNEWS traf “Berniebärchen” und sprach mit ihm über seinen Bestseller, seinen Weg auf die Bretter, die die Welt bedeuten und sein neues Programm.

CityNEWS: Herr Stelter, Anfang des Jahres haben Sie Ihr neues Buch auf den Markt gebracht. In “Wer abnimmt hat mehr Platz im Leben” stellen sie Tipps vor, die auch Ihnen beim Abnehmen geholfen haben. Können Sie uns da auf die Schnelle vielleicht den wichtigsten verraten?

Bernd Stelter: Es gibt da zwei wichtige Punkte. Zum einen muss man abends einfach die vier Sättigungsbeilagen weglassen. Das heißt auf Kartoffeln, Nudeln, Reis und Brot verzichten. Das blöde bei uns Deutschen ist ja, dass die Abendmahlzeit schon Abendbrot heißt – aber das Brot ist ein Fehler, das kann man sich dann eigentlich auch gleich auf die Hüfte tackern. Außerdem sollte man sich drei Mal in der Woche eine Stunde bewegen.

CityNEWS: Das alleine reicht dann schon aus?

Bernd Stelter: Ja, das alleine reicht dann aus. Ich merke ganz genau wenn ich so diese drei Stunden Bewegung in der Woche aus Zeitmangel oder wegen eines inneren Schweinehundes nicht hinkriege, dann wird’s schwierig.

CityNEWS: Sie haben ja selber sehr viel abgenommen. Gab es da einen bestimmten Punkt an dem Sie sagten: „Jetzt reicht es?“

Bernd Stelter: Den Punkt gab es. Das war nach der Buchmesse 2009. Ich hatte meinen Krimi vorgestellt, kam dann wieder, stieg auf die Waage und wurde mit der astronomischen Zahl 131 konfrontiert. Da hatte ich im wahrsten Sinne des Wortes den Kaffee auf und wusste, da muss sich was ändern.

CityNEWS: Sie machen Musik, schreiben Bücher, bringen Menschen zum Lachen und moderieren eine Quiz-Show beim WDR. Was wollten Sie denn werden als Sie klein waren?

Bernd Stelter: Als ich klein war, da wollte ich Schlagersänger bei Dieter Thomas Heck werden. Das hat ja so in etwa auch geklappt. Mein eigentlicher Berufswunsch war aber schon etwas anderes. Ich habe VWL studiert und hoffte irgendwann in einem gut klimatisierten Bankbüro zu sitzen. Heute bin ich sehr, sehr froh, dass das nicht so geschehen ist.

CityNEWS: Wie sind sie denn auf die Bühne gekommen?

Bernd Stelter: Ich hatte mein Studium damals schon mit Musik finanziert und dann lernte ich den Kölner Karneval kennen. Danach arbeitete ich beim Radio, bis irgendwann Alexandra Kassen, die Chefin vom Senftöpfchen-Theater zu mir kam und sagte: “Mensch, Herr Stelter. Sie können doch noch mehr. Schreiben sie sich doch mal ein Abendprogramm, dann können sie bei mir im Töpfchen auftreten.” Das habe ich auch gemacht. Wenn man dann einmal so eine Kabarett-Luft geschnuppert hat, dann ist das wie ein Virus der einen befällt. Mittlerweile ist das meine ganz große Passion. Auf der Bühne stehen, auf Tournee sein und ich bin jetzt mit dem fünften Kabarett-Programm unterwegs und das ist schön sehr schön.

CityNEWS: Sie haben gerade Ihr neues Programm „Mundwinkel hoch“ gestartet. Was erwartet den Zuschauer dort?

Bernd Stelter: Mir ist aufgefallen, dass die Deutschen ihre Mundwinkel wirklich weiter unten tragen als die Menschen woanders. So etwas fällt einem dann auf, wenn man aus dem Urlaub kommt. Da fragt man sich, warum hier alle Menschen so bedenkenträgerisch sind. Fängt man dann an zu recherchieren, dann stellt man fest, dass das nicht bloß ein Eindruck ist, sondern sogar wissenschaftlich belegt. Die Universität Michigan veröffentlicht jedes Jahr die “World Values Survey”, dort kann man sehen wie hoch die Zufriedenheit bei verschiedenen Völkern ist. Traurigerweise sind die Deutschen diejenigen, bei denen dieser Wert in jedem Jahr weiter nach unten sinkt. Im Moment liegen die Holländer, die Skandinavier und die Polen ziemlich weit oben. Deutschland findet man auf Platz 47 – hinter Nigeria und Ruanda. Das muss man sich mal vorstellen…

CityNEWS: Was denken Sie ist der Grund hierfür?

Bernd Stelter: Ich denke es liegt daran, dass wir uns so eine Informations-Hetze aufbauen. Wir schalten morgens gleich das Internet an, das läuft dann flatratemäßig durch, wir hören jede Stunde Nachrichten – übrigens fast immer die gleichen – nachmittags gucken wir via Fernsehen in die Kinderzimmer von Problemfamilien. Damit bauen wir so eine Art negative Wand um uns herum auf – und da kommen wir irgendwann nicht mehr raus. Wir müssen lernen bewusst positiver zu denken.

CityNEWS: Da helfen Sie mit Ihrem Programm ein wenig auf die Sprünge. Woher nehmen Sie die Themen mit denen Sie andere lachen machen?

Bernd Stelter: Eine zeitlang bildete immer ein Lebensabschnitt die Grundlage. “Pubertät ist mehr als Pickel“ war ein Programm über Väter und ihren viertel- und halbwüchsigen Nachwuchs. Bei “Mittendrin – Männer in den Wechseljahren“ waren die Kinder nicht mehr so ganz entscheidend zuhause. Die sind natürlich noch da, kommen aber nach der Schule nur kurz rein und sagen: „Hallo Papa, Tschüss, bis nachher!“. In meinem neuen Programm, da ging es mir um die Beobachtungen, die ich in der letzten Zeit gemacht habe. Ich habe beobachtet wie die Leute ihre Mundwinkel unten tragen und ich möchte einen kleinen Teil dazu beitragen, dass sich das – zumindest ein bisschen – ändert. Bei den Leuten, die bislang bei mir im Theater waren, da hat es funktioniert: Als sie nach Hause gingen, da hatten sich ihre Mundwinkel ein, zwei Millimeter weiter oben.

CityNEWS: Als Kölner Stadtmagazin möchten wir natürlich noch wissen, was Sie an Köln ganz besonders schätzen. Den Karneval mal ausgenommen.

Bernd Stelter: Vielleicht, dass der Kölner der Mensch in Deutschland ist, der die wenigsten Berührungsängste hat. In Köln kann man ins Brauhaus gehen und sich an den Tisch setzen, an dem schon ein anderer sitzt. In jeder anderen Stadt würde man sich an den Tisch in der gegenüberliegenden Ecke setzen, der am weitesten von der anderen Person entfernt ist. Irgendjemand hat mal gesagt, Köln sei die nördlichste Stadt am Mittelmeer – und das würde ich sofort unterschreiben.

CityNEWS: Was gefällt Ihnen nicht so besonders?

Bernd Stelter: Köln ist eine riesige Bau stelle. Wenn ich versuche die Aachener Straße, den Gürtel oder den Militärring entlangzufahren, was ich sehr oft tue wenn ich von Bocklemünd nach Hause möchte, dann frage ich mich, wie man es hinbekommen kann, dass offensichtlich alle Ampeln immer und aus Prinzip auf Rot stehen. Ein ganz besonderes Kunststück, welches nur die Stadt Köln schafft. Außerdem wird Köln bundesweit oft auf den Karneval reduziert. Dabei ist Köln die Heimat von so vielen – auch bildenden – Künstlern. Gerhard Richter wohnt zum Beispiel in Köln und auch so wunderbare Menschen wie Wolfgang Loesche und Anton Fuchs. Köln hat so viel zu bieten, da muss man noch eine Menge tun um das Image zu verbessern. Köln ist mehr als nur Karneval und Klüngel.